Zwei Kunstwerke in der Isenburger Pfarrkirche
Bendorf Umgebung
Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in:
Heimat-Jahrbuch 1979
Des Landkreises Neuwied
Zwei Kunstwerke in der Isenburger Pfarrkirche
Von Karlheinz Schönberger †
(Gründungsmitglied der GGH)
Isenburger Pfarrkirche
Die
auf
einem
schmalen
Bergsattel
zwischen
der
Ebenfelder
Höhe
und
der
Ruine
der
Isenburg
gelegene
"Bergkirche"
erscheint
1235
in
einer
Urkunde
als
"capella
parochialis"
-
erbaut
von
den
Burgherren.
Von
1574
bis
1628
diente
sie
dem
reformierten
Gottesdienst.
Nach
Niederlegung
des
alten
Fachwerkbaues
baute
Philipp
v.
d.
Bergh,
Koblenz,
von
1862-
1868
an
den
gotischen
Chor
ein
neues
Langhaus.
Im
Rahmen
einer
beachtlichen
Reihe
von
Werken
aus
vielen
Bereichen
künstlerischen
Schaffens
sollen
hier
zwei
kunsthistorische
Kostbarkeiten
dieser
Bergkirche
einmal
einer
näheren
Betrachtung
unterzogen
werden.
Es
sind
zwei
bedeutende
Kunstwerke,
die
vom
Ursprung
her
eigenen
Aufgaben
dienlich
waren;
dann
über
Jahre
einander
zugeordnet,
und
nun,
durch
Zuweisung
einer
neuen
Funktion,
für
die
Zukunft
endgültig
getrennt bleiben werden.
Ein lebensgroßer
Christuskopf
Ende
des
Jahres
1937
wurde
von
Pfarrer
Kees
bei
Grabungsarbeiten
in
der
Kirchenruine
Hausenborn
ein
lebensgroßer
Christuskopf
gefunden.
Der
aus
dem
15.
Jahrhundert
stammende
Kopf
eines
Kruzifixes
ist
aus
Sandstein
gefertigt
und
von
hervorragender
Qualität.
Rückseitig
war
er
stark
zersplittert.
Der
Koblenzer
Bildhauer
Tophinke
fügte
ihn
wieder
zusammen.
Dieser
Christuskopf
wurde
im
Zuge
einer
Kirchenrenovierung
während
der
Amtszeit
von
Pfarrer
Johann
in
Zusammenarbeit
mit
dem
Architekten
Lüttgens
im
Mittelgang
der
Kirche
auf
einem
romanischen
Kapitäl
aus
Trachytstein,
das
auf
einem
Vier-
Säulenbündel
aus
Basaltlava
ruhte,
plaziert.
Das
Kapitäl
weist
eine
Fülle
von
bearbeiteten
Akanthusblättern
auf,
wie
sie
den
Formen
der
griechischen
Ornamentik
zugrunde
liegen.
Der
Akanthus
oder
Bärenklau
ist
ein
in
Griechenland
und
Italien
wild
wachsendes
Staudengewächs
mit
vielfach
ausgezackten
und
gerippten
Blättern.
Bisher
wurde
immer
vermutet,
dieses
Kapitäl
stamme von der Burg.
Fragment eines
romanischen
Kapitells
Bei
von
mir
durchgeführten
Grabungen
auf
der
Burgruine
der
Isenburg
-
mit
Genehmigung
des
Eigentümers,
S.D.
Friedrich
Wilhelm
Fürst
zu
Wied
-
konnte
ich
hierfür
nun
den
Beweis
erbringen.
In
einer
Tiefe
von
etwa
2
m
konnte
ich
das
Fragment
eines
Gegenstückes
bergen.
Von
der
Gesteinsart
bis
hin
zum
Motiv
ins
kleinste
Detail
läßt
ohne
Zweifel
die
Hand
des
Künstlers
erkennen,
die
das
bereits
vorhandene
Kapitäl
geschaffen
haben
muß
(vergleiche
Fotos).
Bei
dem
Säulenbündel
hingegen
dürfte
es
sich
um
den
Fuß
eines
ehemaligen Taufbeckens handeln.
Der
Historiker
Ernstotto
Graf
zu
Solms-Laubach
hat
in
der
"Festschrift
für
Peter
Wilhelm
Meister"
1974
über
den
Christuskopf
eine
beachtliche
kunstgeschichtliche
Abhandlung
veröffentlicht.
Er
schreibt
diesen
"Isenburger
Kopf"
aus
mittelrheinischer
Kunst
erwachsen,
dem
Künstler
Gerhaert
von
Leyden
zu.
Er
zieht
Vergleiche
mit
dem
Grabmal
des
Erzbischofs
Jacob
von
Sierck
in
Trier,
dem
Badener
Kruzifix,
den
Büsten
der
Straßburger
Kanzlei
oder
dem
Kopf
Kaiser
Friedrichs
III.
an
seinem
Grabmal
in
Wien.
Ein
Doktorand
am
kunsthist.
Institut
der
Universität
Bonn
behauptet
allerdings,
der
Autor
(Graf
zu
Solms-Laubach)
habe
die
Zuschreibung
irrtümlich
gemacht.
Der
Christuskopf
stamme
von
einem
Künstler,
der
im
Mittelrheingebiet
ca.
fünfzig
Jahre
nach
Nicolaus
Gerhaert
von
Leyden
gearbeitet
habe.
Heute
hat
dieses
hochbedeutende
Steinbildwerk
einen
neuen,
würdigen
Platz
bekommen.
In
einer
Mauernische
aus
Natursteinen
am
Friedhofseingang
zieht
dieser
eindrucksvolle
Christuskopf
jeden
Friedhofsbesucher
in
seinen
Bann.
Altar in der
Isenburger
Pfarrkirche
Der
romanische
Steinblock
mit
seinen
Kapitellen
und
Basen
wurde
ebenfalls
einer
neuen
Bestimmung
zugeführt.
Steinmetz-Künstler
aus
Maria
Laach
nutzten
diesen
als
Vorlage
und
fertigten
ein
gleiches,
zweites
Exemplar
mit
dem
dazugehörenden
Vierer-Säulenbündel
an.
Hierzu
wurde
eine
150
mm
starke
Sandsteinplatte
in
den
Abmessungen
von
1,50
x
0,76
m
gefertigt,
womit
man
eine
neue
klassische
Einheit
geschaffen
hatte.
Damit
hatte
die
Isenburger
Pfarrkirche
zum
Patronatsfest
am
25.11.77
einen
neuen
Opferaltar
bekommen,
der
auch
in
einer
Bischofs-
oder
Abteikirche
seine
Daseinsberechtigung
haben
würde.
Neben
den
umfangreichen
Renovierungsarbeiten,
die
in
den
letzten
Jahren
innerhalb
und
außerhalb
der
Pfarrkirche
durchgeführt
wurden,
muß
auch
die
gelungene
kunstgeschichtliche
Neu-
Orientierung
von
Kunstwerken
gewürdigt
werden,
wofür
den
verantwortlichen
Initiatoren
Dank
gebührt.
Literatur:
Kunstdenkmäler
der
Rheinprovinz,
Kreis
Neuwied, Düsseldorf 1940
Ernstotto
Graf
zu
Solms-Laubach,
Ein
Christuskopf
des
Nicolaus
Gerhaert
von
Leyden
in
Isenburg
im
Sayntal.
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