Die Isenburg im Sayntal
Bendorf Umgebung
Dieser
Aufsatz
ist
erschienen
in:
Heft
425
der
Reihe "Rheinische Kunststätten"
Hrsg.:
Rhein.
Verein
f.
Denkmalpflege
u.
Landschaftsschutz.. 50533 Köln, Postfach 210924
Veröffentlichung
an
dieser
Stelle
mit
freundlicher
Genehmigung des Autors
Die Isenburg im Sayntal
von Eugen Wasser
Standortbeschreibung und Geschichte
Die
Isenburg
wurde
um
1100
im
Gebiet
einer
Grundherrschaft
der
Abtei
Fulda
an
einem
Ausläufer
der
Ebenfelder
Höhe,
auf
einem
Bergkegel
in
der
heutigen
Dorfmitte
am
Zusammenfluß von Sayn- und Iserbach, erbaut.
Die Isenburg. Stich von
Bögehold um 1825.
Die
Burg
galt
als
eine
der
wehrhaftesten
und
sichersten
Burgen
zwischen
Mittelrhein
und
Westerwald.
Ihr
Standort,
der
durch
Sayn-,
Iser-,
Wiebels-
und
Ommelsbach
von
zahlreichen
hohen,
zerklüfteten
Tälern
umgeben
ist,
wurde
sicherlich
bewußt
gewählt;
so
war
die
Burg
aufgrund
ihrer
topographischen
Lage
fast
uneinnehmbar.
Es
war
für
die
Ausbreitung
feindlicher
Truppen
kein
Platz
vorhanden.
Somit
gilt
als
sicher,
daß
die
Standortentscheidung
auf
rein strategischen Grundsätzen beruhte.
Die
Isenburg
ist
die
Stammburg
der
Herren
von
Isenburg.
Im
13.
Jh.
wurde
sie
von
vier
Linien
bewohnt,
so
daß
sie
bereits
zu
dieser
Zeit
den
Charakter
einer
Ganerbenburg
hatte.
Schon
1334
wurde
ein
Burgfrieden
erstellt,
der
die
"Spielregeln"
für
das
gemeinsame
Leben
auf
der
Burg vorschrieb.
Im
Jahre
1610
starb
der
legendäre
Kölner
Erzbischof
und
Kurfürst
Salentin
von
Isenburg
auf
der
Isenburg.
1625
war
die
Burg
noch
bewohnt.
Sie
diente
zu
dieser
Zeit
in
erster
Linie
als
Witwensitz.
Am
24.
März
1625
soll
eine
Witwe
aus
dem
Geschlecht
der
Isenburger
hier
"Hof
gehalten"
haben.
Bereits
acht
Jahre
später,
1633,
wurde
die
Burg
von
einem
spanischen
Armeecorps
unter
dem
Befehl
von
Marques
von
Celada
besetzt.
Im
März
1634
hatte
ein
Wittgensteinisches
Regiment
die
spanischen
Besatzer
auf
der
Isenburg
überwältigt
und
gefangengenommen.
Turbulenzen
brachen
aus,
als
Graf
Ernst
zu
Isenburg
ohne
Nachkommen
1664
verstorben
war.
Graf
Friedrich
zu
Wied
hatte
einige
Mannschaften
an
der
unteren
Pforte
und
auf
der
Burg
zur
Wache
aufstellen
lassen.
Kurtrier
hatte
eine
starke
Anzahl
Soldaten
nach
Isenburg
geschickt,
die
den
grenzauischen
Teil
der
Burg
und
das
Tal
einnahmen.
Gleichzeitig
zog
die
Abtei
Fulda
ihr
Lehen
als
erledigt
ein
und
vergab
es
an
die
Freiherren von Walderdorff.
In
der
Folgezeit
ist
die
Burg
dann
zur
Ruine
verfallen.
Noch
heute
vermittelt
sie
einen
imposanten
Eindruck
und
läßt
Rückschlüsse
auf
ihre
einstige
Größe
und
Wehrhaftigkeit
zu.
Eigentümer der Isenburg ist der Fürst zu Wied.
Baubeschreibung
Grundriss der Burgruine
Isenburg
Die
Isenburg
ist
eine
romanische
Höhenburg
und
wurde
sehr
großzügig
und
geräumig
angelegt.
Sie
war
wohl
nach
dem
Hammerstein
die
zweitälteste
Burg
im
Kreis
Neuwied.
Leider
sind
keine
urkundlichen
Aussagen
über die Baugeschichte aufgefunden worden.
Ein
aufgemauerter
Burgweg,
beginnend
an
dem
unteren
Torturm,
von
dem
noch
Mauerreste
vorhanden
sind,
führt,
zunächst
in
Südrichtung
verlaufend,
zu
einem
Vorwerk
auf
der
Südwestseite.
Hier
biegt
der
Weg
nach
Norden
zu
der
auf
der
Nordseite
gelegenen
Vorburg.
Reste
der
Ringmauer
und
der
Gebäude
sind
heute
noch
auszumachen.
Eine
Rampe
führt
über
eine
Rundbogenbrücke
in
die
Hauptburg,
auf
ein
70
m
mal 30 m messendes Hochplateau.
Hier
standen
im
13.
Jh.
vier
Wohnhäuser,
und
zwar
das
Isenburgische
oder
alte
Haus,
das
Kobernhaus,
das
Haus
Wied
und
das
Frauen-
oder
Runkelsche
Haus.
Gemeinsam
nutzte
man
Bergfried,
Tore
und
Brücken.
Wir
können
davon
ausgehen,
daß
das
Isenburgische
Haus
bereits
um
1000
als
Palas
gebaut
wurde.
Von
den
erwähnten
vier
Häusern
ist
auf
der
Westseite
heute
noch
ein
Gebäude
-
es
war
wahrscheinlich
das
größte
-
mit
10
m
hohen
Mauerresten,
mit
Fenstern,
Giebeln
und
Konsolen
erhalten.
Es
prägt
jetzt
zusammen
mit dem Bergfried die Burgansicht.
Burg und Flecken
Isenburg. F= Schildpforte,
G= Iserpforte, H=
Wibbelspforte. Holzschnitt
von Zeyher/Donnhaeuser
1779
Der
Bergfried
hat
seinen
Standplatz
in
der
Südwestecke
der
Burg
auf
einer
Felsnase,
von
wo
aus
das
Sayntal
in
beiden
Richtungen
zu
überwachen
war.
Der
Grundriß
des
Turms
besteht
aus
einem
Quadrat
von
9
m
Seitenlänge,
die
Mauerstärke
beträgt
2
m,
die
ursprüngliche
Höhe
kann
mit
20
bis
25
m
angenommen
werden.
An
den
Bergfried
angelehnt
ist
ein
dreistöckiges
Wohnhaus,
an
dem
noch
zur
Hälfte
ein
Rundbogenfenster
erhalten
ist.
In
südöstlicher
Richtung
vom
Bergfried
befand
sich
ein
Eckturm.
Im
Frühjahr
1996
ist
eine
Seite
des
Bergfrieds eingestürzt.
Ein
Haus,
unter
dem
sich
ein
tonnengewölbter
Keller
befand,
der
in
den
1930er
Jahren
einstürzte,
ist
offensichtlich
abgebrannt,
wie
Brandspuren
bezeugen.
Die
Anlage
der
Burg
war
so
angeordnet,
daß
eine
etappenweise
Verteidigung
von
der
Nord-
zur
Südseite
gegeben
war,
d.
h.
beginnend
bei
der
Vorburg,
über
die
Hauptburg
in
der
durch
eine
Quermauer
getrennte
Südhälfte
der
Burg
und
anschließend
vom
Bergfried als letzten Verteidigungs- und Fluchtort.
Die Ortsbefestigung von Isenburg
Isenburg
war
ein
Burgflecken
und
hatte
Stadtrechte
bzw.
den
Status
eines
gefreiten
Ortes.
Zu
einer
Stadtgründung
ist
es
aber
nie
gekommen.
Die
topographisehe
Lage
des
Ortes
bot
keinerlei
Ausdehnungsmöglichkeiten.
Torhaus "Ahle Porz". Teil
der Ortsbefestigung aus
dem 14. Jahrhundert.
Ansicht von Innen
(Westen)
Bereits
Anfang
des
14.
Jh.
wurde
der
Ort
befestigt.
Die
Befestigung,
die
sich
in
einem
großen
Umkreis
um
Burg
und
Tal
erstreckte,
schützte
nicht
nur
den
Ort,
sondern
diente
auch
der
Burg
als
vorgeschobene
Sicherung.
Sie
bestand
aus
vier
Toren,
einer
Ummauerung,
Schutzwällen
und
Gebück.
Eines
der
Tore,
die
"Alte
Porz",
in
der
Dorfmitte
direkt
an
der
B
413
gelegen,
gehört
noch
heute
zu
den
Isenburger
Wahrzeichen.
Sie
wurde
als
äußeres
Schutztor
am
Burgaufgang
erstellt.
Dieses
Torhaus
hat
eine
spitzbogige
Toröffnung,
die,
balkenüberdeckt,
einen
Fachwerkaufbau
trägt,
dessen
Satteldach
ein
Glockentürmchen
ziert.
An
der
einen
Seite
ist
ein
Stumpf
eines
wohl
ursprünglichen
Rundturmes
angelehnt,
der
aus
Bruchsteinen
aufgemauert
ist.
Möglicherweise
war
auf
der
gegenüberliegenden
Seite
ebenfalls
ein
solcher
Turm
vorhanden.
Ein
angebautes
Fachwerkhaus
diente
wahrscheinlich
als
Wohnung
der
Wachleute.
Dieses
Torhaus
wurde
1959
restauriert
und
befindet
sich
in
einem
guten
baulichen Zustand.
Das
zweite
Tor
ist
die
"Schildpforte"
oberhalb
des
Friedhofs
bei
der
Pfarrkirche,
am
alten
Weg
über
das
Ebenfeld
nach
Kleinmaischeid.
Sie
ist
noch
fast
in
ihrem
Urzustand
erhalten.
Es
handelt
sich
um
einen
quadratischen
Turm
von
4,5
m
Seitenlänge
und
einer
Höhe
von
9
m.
Er
war
dreigeschossig
und hat eine spitzbogige Toröffnung.
Schildpforte. Teil der
Ortsbefestigung aus dem
14.Jahrhundert.
1993
wurde
an
diesem
Tor
mit
Restaurierungsarbeiten
begonnen.
U.
a.
hat
man
einen
überdachten,
in
Naturschiefer
gedeckten
Treppenaufgang
an
der
rechten
Außenseite
angebaut,
so
daß
der
Turm
jetzt
im
Innern
zu
begehen
ist.
Von
dem
dritten
Tor,
der
"Wiebelspforte",
die
in
der
Saynwaldstraße
stand,
sind
nur
noch
Mauerreste
vorhanden;
es
mußte
in
den
1930er
Jahren
Straßenbaumaßnahmen
weichen.
Das
angebaute
Haus
war
ehemals
Zollstation.
Leider
wurde
das
vierte
Tor,
die
"Iserpforte",
die
ihren
Standort
direkt
am
Iserbach
in
der
Iserstraße
hatte, bereits im 19. Jh. niedergelegt.
Bis
in
unsere
Tage
ist
in
einigen
Ortsbereichen
die
einst
den
Burgflecken
umgebende
Ummauerung
erhalten
geblieben.
Der
in
Flurkarten
ausgewiesene
Distrikt
"Gebück"
verweist
auf
eine
im
Mittelalter
vorhanden
gewesene
Naturwehranlage,
die
aus
Hainbuchen
und
Dornensträuchern
bestand,
so
daß
sich
undurchdringliche
Hecken
bildeten.
Diese
Art
von
Wehranlagen
gehören
mit
zu
den
ältesten
bekannten
Befestigungen
überhaupt
und
reichen
bis in die Römerzeit zurück.
Schrifttum:
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Jb.
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2.Bd.
1989/90
S.13-36.
J.
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Geschichte
der
gräflichen
und
fürstlichen
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Isenburg.
Runkel.
Wied
.
.
Weimar
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Dokumentation
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Neuwied,
S.
55-56.
Ders..
Dat
wor
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"Marjans"-Haus
in
Eiseborch.
In:
Heimat-Jb.
1992
d.
Landkr.
Neuwied,
S.
45-47.
P.
Schug.
Dekanat
Engers
(Pfarreien
an
der
Wied
und
auf
den
Wiedhöhen).
Neuwied
1950,
S.
54-66.
S.
Schürmann,
Vlivy
ceské
plastiky
v
socharstvi
poryni
kolem
rokou
1400
(=
Der
Einfluß
der
böhmischen
Plastik
in
der
Bildhauerei
des
Rheinlandes
am
1400).
Diss.
Masaryk-Universität
Brno/Brünn
1976,
S.
64
f.,
96
u.
191.
Simmert,
Inventar
des
Archivs
der
Kartause
S.Beatusberg
vor
Koblenz.
Koblenz
1987,
S.
189
u.
252.
F.
Graf
zu
Solms-Laubach
Ein
Christuskopf
des
Nicolaus
Gerhaert
von
Leyden
in
Isenburg
im
Sayntal.
In:
Festschrift
für
Peter
Wilhelm
Meister
1974.
C.
v.
Stramberg,
Das
Rheinufer
von
Coblenz
bis
Bonn.
Denkwürdiger
und
nützlicher
Rheinischer
Antiquarius.
Koblenz,
1853,
S.478
588.
E.
Wasser,
Pfarrei
und
Kirche
in
Isenburg.
In:
Heimat-Jb.
1996
d.
Landkr.
Neuwied,
S.
75
79.
Ders.,
Die
Kirchruine
Hausenborn
im
Spiegel
ihrer
Geschichte.
Teile
1
und
2.
In:
Der
Westerwald
89,
1996, S. 100 104 und 171-172.
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