Das Jagdschloß Sayneck im Sayntal
Bendorf Umgebung
Dieser Aufsatz ist zuerst erschienen in:
Heimat-Jahrbuch 1973
Des Landkreises Neuwied
Das Jagdschloß Sayneck im Sayntal
Von Karheinz Schönberger †
(Gründungsmitglied der GGH)
In
unserer
Nachbarschaft,
die
Bundesstraße
413
in
dem
malerischen
Isenburg
verlassend
und
weiter
dem
Sayntal
folgend,
erkennt
man
linker
Hand
auf
beherrschender
Höhe
der
bewaldeten
Berghänge
die
Umrisse
eines
herrschaftlichen
Hauses.
Von
einzelnen,
mächtigen
Douglasien
umgeben,
die
aus
dem
Laubholz
herausragen
und
einem
Kranz
von
Nebengebäuden
umsäumt,
liegt
in
dem
abgeschiedenen
Fürstlich
Wiedischen
"Forstort
Langwiesenberg",
Gemarkung
Großmaischeid,
das
wenig bekannte Jagdschloß Sayneck.
Das Jagdschloß
Sayneck in späterer
Zeit
Im
Frühjahr
des
Jahres
1881
erbaute
der
damalige
Alexander
Graf
von
Hachenburg,
Prinz
von
Sayn
und
Wittgenstein,
inmitten
des
Fürstlich
Wiedischen
Reviers
hier
ein
Jagdhaus
und
gab
ihm
den
Namen
Sayneck.
Es
war
ein
schlichtes,
einfaches
Gebäude.
Neben
einem
kleinen
Vorraum,
der
bei
Anwesenheit
der
Herrschaft
als
Küche
diente,
fand
der
angrenzende
Raum
als
Wohn-
,
Eß-
und
Schlafzimmer
Verwendung.
Ein
kleiner
Speicherraum
diente
zur
Aufbewahrung
von
zwei
Feldbetten
mit
den
dazugehörigen
Strohsäcken.
Im
Jahre
1882
wurde
das Jagdhaus bedeutend erweitert.
Am
1.
Mai
1884
wurde
Sayneck
mit
den
vorhandenen
Jagden,
wozu
Großmaischeid,
Ebenfeld,
Caan,
Nauort,
Stromberg
und
Sayn
gehörte,
von
Friedrich
Alfred
Krupp
aus
Essen
pachtweise
übernommen.
Im
Laufe
der
Jahrzehnte
war
die
Größe
der
Jagdfläche,
die
stets
mehrere
tausend
Hektar
betrug,
starken
Schwankungen
unterworfen.
So
zum
Beispiel
gehörte
auch
Kausen,
Stebach,
Breitenau,
Wirscheid,
Sessenbach,
Berscheid,
Adenroth,
Merkelbach,
Saynhof,
Ransbach,
Hunsdorf,
Alsbach,
Mogendorf,
Kleinmaischeid,
Thalhausen
und
das
Engerser
Feld
zeitweise
zu
den
angepachteten
Jagden.
Zu
diesen
Revieren
gehörten
damals
noch
beachtliche
Strecken bester Forellengewässer.
Neben
dem
Jagdhaus
begann
man
im
Sommer
1884
mit
dem
Bau
eines
Hauses,
das
dem
Krupp'chen
Forst-
und
Jagdschutzbeamten
als
Wohnung
diente.
Im
Jahre
1885
wurden
die
Ökonomiegebäude
errichtet,
die
neben
den
Abstell-
und
Lagerräumen,
den
Pferdestall
und
die
Wagenhalle
umfaßten.
Im
gleichen
Zeitraum
wurde
ein
Schießstand
mit
allen
Einrichtungen
erstellt:
Hundert
Meter
für
Büchsen,
laufender
Keiler,
Kipphase
usw.
Während
man
1886
einen
Hundezwinger
seiner
Bestimmung
übergeben
konnte,
folgte
1887
das
Badehaus
und
die
Wildkammer.
Die
Anlage
eines
Bassins,
in
dem
Forellen
lebend
für
den
alsbaldigen
Bedarf
gehalten
wurden,
einer
Teichanlage,
eines
Brunnens,
einer
Uhu-Hütte,
einer
Tankstelle,
je
einer
baulichen
Anlage
für
die
Wasser-
und
Stromversorgung
sowie
ein
Wohngebäude
für
das
Personal rundeten den Sayneck'schen Komplex ab.
Bei
der
Übernahme
von
Sayneck
durch
Krupp
am
1.
Mai
1884
befand
sich
das
Hauptgebäude
in
einem
sehr
schlechten
Zustand,
so
daß
umfangreiche
Reparaturarbeiten
notwendig
wurden.
Man
hatte
beim
Bauen
frisch
gefälltes
Holz
verwandt,
wodurch
einer
starken
Schwammbildung
Vorschub
geleistet
wurde.
So
faßte
man
im
Frühjahr
des
Jahres
1888
den
Entschluß,
das
Gebäude
abzureißen
und
im
gleichen
Stil,
aber
in
wesentlich
größeren
Dimensionen wieder neu zu errichten.
Der
Fahrweg,
der
aus
dem
Sayntal
nach
Sayneck
führt,
wurde
1887
gebaut,
wobei
man
hangseitig
entlang
des
Scheldebachtales
eine
Abgrenzung
durch
eine
Ahornpflanzung
schuf.
Dieses
Ereignis
wurde
als
eine
große
Erleichterung
gegenüber
dem
damaligen
Fuhrwerksverkehr
spürbar,
durch
den
bislang
das
ganze
Material
zu
den
bereits
vorhandenen
Gebäuden
und
Anlagen
über
Klein-
und
Großmaischeid
angefahren
werden
mußte.
1931/32
wurde
diese
Auffahrt
mit
einer
Teerdecke
versehen,
wodurch
man
eine
herrliche
Alleestraße
geschaffen
hatte.
Die
"Himmelsleiter",
eine
Serpentine,
die
von
der
Sayntalstraße
durch
den
felsigen
Steilhang
nach
Sayneck
führt,
wurde
1882
eigenhändig
von
dem
damaligen
Prinz
von
Sayn
und
Wittgenstein
und
dessen
Kammerdiener
errichtet.
Dieser
Pfad
ist
der
kürzeste
Weg
nach
Sayneck
und
liegt
so
versteckt,
daß
er
nur
dem
Ortskundigen bekannt ist.
Wie
vor
vielen
Jahrzehnten,
so
kann
man
auch
heute
noch
auf
dem
schindelbedeckten
Turm
des
Schlosses
lesen:
"Dieses
Haus
steht
in
Gottes
Hand , Sayneck wird es genannt".
Wer
einmal
Gelegenheit
hatte,
hoch
oben
auf
Sayneck
zu
weilen,
konnte
sich
wohl
des
Eindrucks
nicht
erwehren,
daß
dieses
Haus
durch
Gediegenheit,
Kultur
und
Repräsentanz
gleichermaßen
geprägt
ist.
Wenngleich
der
größte
Teil
der
Einrichtung
anläßlich
der
Aufgabe
durch
Krupp
1968
herausgenommen
wurde,
so
ist
doch
noch
vieles,
was
aus
der
schöpferischen
Kraft
des
Menschen
hervorging,
zu
bewundern.
Die
Vertäfelungs-
und
Schnitzarbeiten,
die
nach
bester
Handwerkstradition
und
der
formenden
Hand
des
Kunstbildhauers
entstanden
sind,
müssen
hier
an
erster
Stelle
genannt
werden.
Als
Kernstücke
des
Hauses
verdienen
der
herrliche
Kamin
und
die
schönen
Kachelöfen
genannt
zu
werden,
die
man
an
kühlen
Herbst-
und
langen
Winterabenden
so
sehr
schätzt.
Aber
auch
Tür-
und
Fensterbeschläge,
Lampen,
Schalter
und
dgl.
mehr
sind
Kunstwerke
für
sich
und
von
eindrucksvoller
Wirkung.
Zum
alten
Kulturgut
der
Jagd
gehören
kunstvolle
Darstellungen,
die
hier
in
den
verschiedensten
Motiven
und
Materialien
diesem
Hause eine kultivierte Atmosphäre verliehen.
Einer
sehr
umfangreichen
Trophäensammlung,
die
man
hier
in
verschiedenen
Räumen
sehen
konnte,
soll
hier
die
gebührende
Beachtung
geschenkt
werden.
Die
"Schädelstätte"
bestand
aus
hunderten
von
Gehörnen,
wovon
viele
Medaillenträger
bedeutender
Jagdausstellungen
waren.
Für
den
jagdlich
und
biologisch
Interessierten
bot
sich
hier
eine
Fülle
von
Anschauungsmaterial,
wie
man
es
selten
sieht.
Eine
Reihe
ausgefallener
Abnormitäten
und
kapitaler
Trophäen
fielen
besonders
ins
Auge.
Bemerkenswert
ist
hierbei,
daß
die
stärksten
Gehörne
in
einer
Zeit
erbeutet
wurden,
in
der
Begriffe
wie
Aufartung
des
Rehwildes,
Hege-
und
Wahlabschuß
und
dgl.
mehr
dem
Sprachvokabular
der damaligen Jägerei fremd waren.
Schloß
Sayneck
war
ein
ausgesprochenes
Liebhaberobjekt
mit
entsprechenden
Liebhaberpreisen.
Alleine
die
jährlichen
Kosten
für
den
Wildschaden,
der
in
der
Hauptsache
durch
das
Schwarzwild
verursacht
wurde,
und
die
Wildfütterung, gingen in die Tausende.
Aufgrund
der
Vielzahl
und
Größe
der
angepachteten
Reviere
dauerten
die
herbstlichen
Treibjagden
in
den
Jahren
von
1888
-
1893
jeweils
6
Tage.
Hierfür
wurde
eigens
von
Sayn
nach
Ransbach
ein
Sonderzug
eingesetzt.
Wenn
am
Abend
die
Strecke
gelegt
und
verblasen
war,
gab
es
im
Hotel
Menningen
ein
"Jagdsouper",
Bei
diesen
Jagden
herrschte
ein
strenges
"Reglement".
So
mußten
sämtliche
abgegebenen
Schüsse
nach
dem
Treiben
dem
"Jagdrechner"
gemeldet
und
die
leeren
Hülsen
abgegeben
werden.
Ordnungswidrigkeiten
wurden
geahndet.
Jeder
Fehlschuß
auf
laufendes
Wild
kostete
10
Pfennig,
jeder
Verstoß
gegen
die
Waidmannssprache
20
Pfennig,
wer
Wild
unbeschossen
laufen
ließ
-
auf
ernstliche
Versicherung
zweier
Nachbarn
-
10
Pfennig
und
dgl.
mehr.
Die
vom
Jagdrechner
zu
vereinnahmenden
Bußbeträge
wurden
zur
Kasse
der
Seyberths'schen
"August-
und
Minchen-
Stiftung
für
Försterwaisen"
zu
Wiesbaden
abgeführt.
Sicher
hatten
in
der
damaligen
Zeit
im
Hinblick
auf
Wilddichte
und
Besatz
ganz
andere
Maßstäbe
Gültigkeit
als
heute.
So
konnte
bei
einer
Treibjagd
im
Engerserfeld
einmal
eine
Rekordstrecke
von
1003
Hasen
erzielt
werden.
Es
wurden
aber
nicht
nur
Hasen
geschossen,
sondern
auch
ausgesetzt
und
mit
Wildmarken
gekennzeichnet,
um
über
Alter,
Standtreue,
Wandertrieb
usw.
Erfahrungen
zu
sammeln.
Pläne,
Sikawild
in
unserem
Raum
auszusetzen, sind gescheitert.
Obgleich
die
Jagd
mit
einem
enormen
Aufwand
betrieben
wurde,
ist
das
jagdliche
Brauchtum
auf
Sayneck
von
der
Krupp
von
Bohlen
und
Hallbach'schen
Familie
immer
gepflegt
worden.
Es
war
nicht
das
Brauchtum,
durch
das
die
Jagd
der
"Herren"
des
Feudaladels
und
der
Industrie-
und
Bankmagnaten
ausgedrückt
wird,
sondern
das
Brauchtum,
durch
das
die
Achtung
vor
dem
Wild,
vor
der
Kreatur
zum
Ausdruck
kam.
Geschlossene
Hochsitze
-
heute
sind
sie
zum
Teil
sogar
beheizbar
-
gab
es
nicht.
Jägern
ohne
Revier
gab
man
immer
die
Möglichkeit,
das
Waidwerk
auszuüben.
Aber
nicht
nur
auf
jagdlichem
Gebiet,
sondern
auch
gegenüber
Armen
und
hilfsbedürftigen
Menschen,
Vereinen
und
Institutionen
hat
man
die
Essener
Familie
in
bester
Erinnerung.
Im
Laufe
der
Jahrzehnte
weilten
viele
prominente
Gäste
auf
Sayneck.
Persönlichkeiten
aus
Wirtschaft,
Politik
und
Kunst
waren
von
diesem
Fleckchen
Erde
ebenso
begeistert,
wie
Vertreter
des
Adels
und
hohe
Militärs.
Aber
auch
ungeladene
Gäste
und
Besucher
fühlten
sich
hier
oben
wohl
und
sicher.
Vom
1.
-
30.
Dezember
1944
hatte
man
notdürftig
ein
R(eichs)-
A(rbeits)-
D(ienst)
-Lazarett
eingerichtet.
In
den
Monaten
Januar,
Februar
und
März
des
folgenden
Jahres
residierte
hier
der
Chef
des
Gau
Mosellandes,
Gauleiter
Gustav
Simon,
mit
seinem
Stab.
Während
dieser
Zeit
gehörte
auch
Robert
Ley
zu
den
Besuchern
von
Sayneck.
Kurz
vor
dem
Eintreffen
der
Amerikaner,
auf
Palmsonntag
1945,
ließ
sich
noch
der
Generalstab
zu einer Stippvisite hier oben nieder.
Durch
den
Tod
des
Alfried
Krupp
von
Bohlen
und
Hallbach
lief
die
Ära
Krupp
auf
Sayneck
am
30.
Juni
1968
ab.
Die
Gebäude
gingen
in
den
Besitz
des
Fürsten
zu
Wied,
der
ja
auch
Eigentümer
des
Grund und Bodens war, über.
Von
dem
einst
so
gepflegten
Sayneck'schen
Besitz
ist
heute
kaum
noch
etwas
spürbar.
Während
das
Schlößchen
von
einer
Neuwieder
Geschäftsfamilie
bewohnt
wird,
geht
in
einem
Nebengebäude
ein
Fürstlich-Wiedischer
Forstbeamter
seinen
Dienstgeschäften
nach.
Zu
keiner
Zeit
war
Sayneck
dem
Publikumsverkehr
zugänglich.
Daran
hat
sich
bis
heute
wenig
geändert.
Zwei
frei
umherlaufende
mächtige
Doggen
halten
jeden
unerwünschten
Besucher fern.
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