Die industrielle Entwicklung in Bendorf-Mülhofen
Mülhofen
von Josef Roth †
,
Mitglied der GGH
Die Jahre 1856 bis 1928
Bis
zum
Jahre
1928,
als
Mülhofen
verwaltungsmäßig
der
Stadt
Bendorf
angeschlossen
wurde,
hatte
der
Ort
schon
eine
große
industrielle
Vergangenheit.
Ohne
auf
die
frühere
Entstehungsgeschichte
von
Mülhofen
einzugehen,
soll
hier
über
die
industrielle
Entwicklung ab dem Jahre 1856 berichtet werden.
Im
Jahre
1856
wurde
der
erste
Hochofen
in
Mülhofen
in
Betrieb
genommen.
Das
Eisenerz
dazu
wurde
von
der
Grube
Vierwinden
in
Bendorf,
damals
noch
mit
Pferdefuhrwerken,
als
Schmelzgut
in
den
ersten
Hochofen
Mülhofens
eingebracht.
Von
da
ab
entwickelte
sich
der
Industrieort Mülhofen kontinuierlich weiter.
Bereits
im
Jahre
1912
hatte
die
Krupp'sche
Mülhofener
Hütte
vier
Hochöfen
in
vollem
Betrieb.
Ansicht
der
Mülhofener
Hütte
1926
Die
damalige
Belegschaft
der
Mülhofener
Hütte
verstärkte
sich
von
Jahr
zu
Jahr,
-
von
zuerst
hundert
Beschäftigten
bis
auf
vierhundert
Mann.
Mülhofen
wurde
ein
Industrieort
erster
Ordnung.
Das
um
so
mehr,
da
sich
auch
die
damalige
von
den
Gebrüdern
Lossen
gegründete
und
später
in
eine
Aktiengesellschaft
umgewandelte
Lossenhütte
unter
dem
Namen
Rombacher
Hüttenwerke
ab
1870
in
einem
rasanten
Aufschwung
befand.
Es
entstanden
vier
moderne
Hochöfen
die
Eisenerz
aus
den
Eisensteingruben
aus
Lothringen
bezogen
und
zu
Eisen-
und
Stahlblöcken
einschmolzen.
Dieselben
wurden
dann
in
dem
damals
neu
erbauten
Preßwerk
zu
Radsätzen,
für
die
damalige
Deutsche
Reichsbahn,
zu
Tausenden
gepreßt.
Später
wurde
diese
in
der
großen,
eigens
dafür
erbauten
Radsatzdreherei
ausgedreht
und
lauffertig
hergestellt.
Das
Preßwerk
der
damaligen
Concordiahütte
verfügte
über
die
größte
im
Betrieb
befindliche
Eisen-
und
Stahlpresse
jener
Zeit (1923=3.000 t).
Rheinischer Tafelherd um
1930
Dazu
kamen
noch
folgende
neu
erbaute,
selbständige
zur
Hütte
gehörende
Großbetriebe:
Die
Kokerei,
mit
Gas,
Teer
und
Benzolanlage.
Eine
Dampfzentrale
mit
Turbinen,
die
den
größten
Teil
des
benötigten
Werkstromes
in
die
Einzelbetriebe
lieferte.
Ein
für
die
damalige
Zeit
technisch
vollkommen
neu
erbautes
Stahlwerk,
das
ganz
große
Maschinenteile
in
eigens
dafür
hergestellten
Modellen
ausgeformt
und
in
Guß
und
Stahl
gegossen
herstellte.
Eine
Ofengießerei,
die
in
der
damaligen
Zeit
die
Hausöfen
aller
Größen,
mit
und
ohne
Bildguß,
flüssiges
Roheisen
aus
Kuppelöfen,
noch
mit
Hand
gegossen,
herstellte.
Dazu
eine
Ofenschlosserei,
Putzhütte,
Emaillierwerk
und
Nickelwerk.
Eine
technisch
hochstehende
Modellschlosserei,
die
laufend
den
modernen
Erkenntnissen
im
Ofenbau
angepaßt
wurde.
Hier
waren
technisch
hervorragend
ausgebildete
Spitzenfachkräfte
am
Werk,
die
mit
Fleiß
und
Können
sich
dieser
nicht
leichten
Aufgabe
stellten.
Große
Gasgeneratoren,
die
Heiz-
und
Lichtgas
lieferten,
und
nicht
zuletzt
noch
ein
großes
modernes
Zementwerk,
waren
Produktions-Säulen
der
damaligen
Concordiahütte.
Nicht
unerwähnt
sei
die
große
Modellschreinerei.
Hier
wurden
von
gut
ausgebildeten
Fachkräften
alle
Modelle
hergestellt,
die
für
den
Guß
ständig
veränderter
Maschinenteile
benötigt
wurden.
Dazu
kamen
Bearbeitungswerkstätten,
in
denen
die
Gußteile
gesäubert
und
geschliffen,
schließlich
zusammengebaut
und
ihrem
Bestimmungsort
übergeben
wurden.
Ein
gigantisches
Werk
in
der
damaligen Zeit.
Concordia-Hütte,
Luftbild 1937
Als
jugendlicher
Hilfsarbeiter
in
der
Ofengießerei
habe
ich
die
Concordiahütte,
(so
hieß
sie
auch
in
der
Weimarer
Republik)
mit
über
3.000
Mann
Belegschaft,
kennengelernt.
Rechnet
man
nun
die
Belegschaft
der
Mülhofener
Hütte
hinzu,
so
kommt
man
auf
3.000
-
3.400
Arbeiter,
die
in
dem
damaligen
Industrieort
Mülhofen beschäftigt waren.
Die
Mülhofener
Hütte
befand
sich
auf
dem
heutigen
Betriebsgelände
Kann;
von
der
B
42
-
früherer
Bahnübergang
-
bis
zum
Rhein.
Die
Concordiahütte
hatte
zwei
Eingangstore,
eines
von
der
Bendorfer
Seite
aus
und
eines
von
Mülhofen
aus; so wie sie heute noch bestehen.
Zuletzt
möchte
ich
noch
auf
die
damalige
hochmoderne
Reparaturwerkstatt
eingehen.
Sie
stand
auf
der
rechten
Seite
in
der
Nähe
des
Preßwerkes.
Sie
sorgte
dafür,
daß
die
vielen
Dampflocks,
die
Tag
und
Nacht
zum
Antransport
von
Kohle
'Maschin'sche
oder
et
Züchelche'
vom
Rhein
nach
der
Kokerei
unterwegs
waren,
damit
der
Abtransport
von
Schlacke
nach
der
Schlackenhalde
über
dem
Bendorfer
Tor
(besteht
heute
nicht
mehr)
bei
Tag
und
Nacht ohne Unterbrechung laufen konnte.
Es
war
schon
eine
Leistung.
was
auf
der
Mülhofener
Concordiahütte
von
den
einfachen
Arbeitern
auf
allen
Gebieten
geschaffen
und
geleistet
wurde.
Es
sei
erinnert
an
das
schwere
Leben
der
damaligen
Arbeiterschaft,
die
noch
12
Stunden
bei
kargem
Lohn
arbeiten
mußten.
Auch
sei
gedacht
an
ihren
Kampf
um
den
8-Stunden-
Tag,
der
erst
ab
dem
Jahre
1928
gewährt
wurde,
an
die
Arbeitskämpfe
um
einen
gerechten
Lohn.
In
meinen
jungen
Jahren,
ab
1924,
habe
ich
diese
Kämpfe
(ich
war
damals
14
Jahre
alt)
kennengelernt.
Ich
entsinne
mich
an
Demonstrationszüge
und
große
Versammlungen
auf
der
Bendorfer
Bleiche
(heute
Gelände
der
Turnhalle).
Sie
wurden
damals
organisiert
vom
deutschen
Metallarbeiterverband.
Aber
auch
von
der
(meist
linksorientierten)
damaligen
sozialdemokratischen
Partei,
getragen
und
durchgeführt.
Als
der
Acht-
Stunden-
Tag
für
die
gesamte
Arbeiterschaft
endlich
zum
Gesetz
wurde
(1928),
war
aber
leider
auch
die
Hochkonjunktur
und
die
Blütezeit
der
Concordiahütte
zu
Ende.
Von
da
ab
begann
die
große
Arbeitslosigkeit,
das
Schrumpfen
der
Belegschaft.
Damit
einher
ging
der
Abriß
der
Hochöfen,
Kokerei
und
des
Zementwerks
Damit
war
aber
auch
die
wirtschaftliche,
gute
Zeit
der
Geschäftsleute
und
Gastwirte
in
Mülhofen
und
Bendorf
zu
Ende.
Auch
ich
habe
die
»Große
Arbeitslosigkeit«
in
ihrer
ganzen
Tragweite,
fast
vier Jahre lang, kennengelernt.
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