Die Mülhofener Hütte
Mülhofen
Der
nachfolgende
Aufsatz
ist
Teilaspekt
unserer
Seite zur Entwicklung der heimischen Industrie
Dieser Aufsatz ist erschienen in:
Heimatkalender für den Landkreis Neuwied 1959
Die Mülhofener Hütte
Von W. Kutscher, Mülhofen
Anfänge der Mülhofener
Hütte
Nachdem
am
6.
Juni
1930
der
letzte
Hochofen
ausgeblasen
worden
war,
wurde
die
alte
Mülhofener
Hütte
bei
Engers
am
Rhein
stillgelegt.
Die
Anlagen
wurden
mit
Grund
und
Boden
und
Wohnhäusern
verkauft.
Nach
Errichtung
neuer
moderner
Hochofenanlagen
in
Rheinhausen
und
Borbeck
wurde
die
Hütte
als
letzte
der
völlig
veralteten
mittelrheinischen
Werke
stillgelegt.
Etwa
74
Jahre
hatte
die
Hütte
bestanden,
davon
65
Jahre
im
Verband
der
Firma
Krupp.
Damit
zog
sich
Krupp
vom
Mittelrhein
zurück.
Der
Neuwieder
Bezirk
hörte
auf,
ein
besonderes
Revier
der
deutschen
Roheisenerzeugung
zu
sein.
An
die
Mülhofener
Hütte
erinnern
heute
eigentlich
nur
noch
2
zum
Teil
abgetragene
Schornsteine,
einige
Verwaltungs-Gebäude
und
eine
Reihe
durch
ihre
Bauart
auffallende
Werkswohnungen,
Krupp'sche
Häuser genannt.
Mülhofener Hütte - erste
Baumassnahmen durch
Krupp nach dem Erwerb
der Hütte (ca. 1868 -
1878)
Die
Geschichte
der
Mülhofener
Hütte
geht
auf
das
Jahr
1856
zurück.
Damals
wurde
sie
durch
den
preußischen
Fiskus
auf
der
Grundlage
der
reichen
Vorkommen
an
hochwertigem
Eisenspat
und
Brauneisenstein
gegründet.
Der
kleine,
noch
mit
Holzkohle
betriebene
Hochofen
hatte
eine
Tagesleistung von nur wenigen Tonnen.
Die
Mülhofener
Hütte
um
1890
Mit
dem
Erwerb
der
Königlichen
Hütte
in
Sayn,
zu
der
damals
außer
dem
dortigen
Hochofen
noch
je
ein
kleiner
Hochofen
auf
dem
Oberhammer
und
in
Mülhofen
gehörten,
ging
die
Mülhofener
Hütte
1865
in
den
Besitz
von
Alfred
Krupp
über.
Sofort
wurden
dort
drei
neue
Hochöfen
mit
einer
Tagesleistung
von
je
35
t
Roheisen
unter
einem
Kostenaufwand
von
650
000
Talern
erbaut.
Später
folgte
noch
ein
vierter.
Durch
weiteren
Ausbau
und
Modernisierung
wurde
die
Tagesleistung
der
vier
Hochöfen
schließlich
auf
300
t
gesteigert.
Lange
Zeit
hat
die
Mülhofener
Hütte
in
der
Versorgung
der
Gußstahlfabrik
mit
Roheisen eine bedeutende Rolle gespielt.
Die
Mülhofener
Hütte
um
1890
Noch
zu
Lebzeiten
von
Alfred
Krupp
zeigte
es
sich
jedoch,
daß
die
Krupp-
Hüttenbetriebe
den
w
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n
Anforderungen
nicht
mehr
entsprachen.
Die
weite
Entfernung
von
Essen
erforderte
sehr
hohe
Frachtkosten.
Die
Betriebseinrichtungen
waren
veraltet,
und
der
Roheisenbedarf
für
die
Massenfabrikation
stieg
erheblich
an.
Das
großzügige
und
neuzeitliche
Hochofenwerk
in
Rheinhausen
lieferte
ab
Ende
1897
das
gesamte
für
die
Gußstahlfabrik
und
die
Außenwerke
erforderliche
Roheisen.
Nur
für
die
Erzeugung
von
Spezialroheisensorten,
wie
Qualitäts-
und
Puddeleisen,
ferner
für
Spiegeleisen
und
Ferromangan,
blieb
die
Mülhofener
Hütte
bestehen;
außerdem
stellte
sie
aus
Hochofenschlacke
Schlackenwolle
her.
Dennoch
waren die Tage der Hütte gezählt.
Bureaus und Wohnung der
Herren Althans und Klein
(Direktoren der Mülhofener
Hütte)
Ihre
Bedeutung
im
Rahmen
der
Krupp-
Hüttenwerke
ging
zurück,
wie
an
einigen
Zahlenangaben
deutlich
erkennbar
ist.
Im
Jahre
1911
entfielen
von
dem
gesamten
Erzverbrauch
der
Krupp-
Hüttenwerke
in
Höhe
von
2,405
Mill.
t
allein
2,114
Mill.
t
auf
die
Friedrich-
Alfred-Hütte
und
nur
151.000
t
auf
die
Mülhofener
Hütte.
Die
Roheisenerzeugung
betrug
1911
insgesamt
1,047
Mill.
t.
Daran
war
die
Friedrich-
Alfred-
Hütte
mit
911.000
t,
die
Mülhofener
Hütte
aber nur noch mit 70.000 t beteiligt.
Die Mülhofener Hütte um 1926 (kurz vor der
Stilllegung)
Die
Stillegung
der
Mülhofener
Hütte
gibt
Veranlassung
zu
einem
kurzen
Überblick
über
die
Geschichte
der
Krupp-Hütten.
Als
die
Firma
1865
ihre
ersten
eigenen
Hochöfen
in
Betrieb
nahm,
hatte
sie
ihren
Eisenbedarf
über
50
Jahre
hindurch
auf
dem
freien
Markt
gedeckt.
Schon
im
Jahre
1862
-
der
Roheisenverbrauch
stieg
stark
an
-
begann
Alfred
Krupp,
sich
mit
der
Frage
eines
eigenen
Hochofenwerkes
zu
beschäftigen.
Als
Lieferanten
bevorzugte
er
in
jenen
Jahren
besonders
die
Königliche
Hütte
in
Sayn,
deren
vorzügliches,
aus
außerordentlich
reinen
Erzen
bestehendes Roheisen einen guten Ruf genoß.
Die Kai-Anlage der
Mülhofener Hütte am
Rhein bei Bendorf.
Hier wurden vor
allem Koks aus dem
Ruhrgebiet und
Importerz aus
Spanien verladen.
Die
Sayner
Hütte
war
im
Jahre
1769
von
der
Erzbischöflich-Trierischen
Regierung
erbaut
worden
und
1815
in
den
Besitz
der
preußischen
Krone
übergegangen.
Als
Alfred
Krupp
1864
von
Verkaufsabsichten
des
Fiskus
erfuhr,
bemühte
er
sich
um
den
Ankauf.
Es
bedurfte
jedoch
der
Vermittlung
des
Königs
und
Bismarcks,
bis
Krupp
die
Sayner
Hütte
für
500.000
Taler
kaufen
konnte.
Die
beiden
veralteten
Hochöfen
der
Sayner
Hütte
wurden
bereits
1878
außer
Betrieb
gesetzt.
Bis
zum
Jahre
1927
wurde
dort
lediglich
eine
Eisengießerei
betrieben.
Als
mit
der
Eisengießerei
die
Hütte
nach
157-jährigem
Bestehen,
davon
62
Jahre
im
Besitz
von
Krupp,
stillgelegt
wurde,
ging
das
gesamte
Gelände
mit
allen
Gebäuden
in
den
Besitz der Gemeinde Sayn
über.
Ansicht der Mülhofener
Hütte um 1926
Die
Mülhofener
Hütte,
die
Hunderten
von
Arbeitern
einen
sicheren
Arbeitsplatz
bot,
wurde
aus
Zugehörigkeitsgefühl
"Uns
Hött"
genannt.
Der
dort
verarbeitete
Eisenstein
lieferte
zum
großen
Teil
unsere
Heimaterde.
Dieser
wurde
mit
Pferdefuhrwerken
u.a
auch
von
der
Grube
Georg
bei
Gierenderhöhe
und
Grube
Luise
bei
Horhausen
nach
Mülhofen
gefahren.
Die
Entfernung
betrug
ca.
30
km,
für
die
mit
kurzer
Rast
-
6
Stunden
benötigt
wurden.
Steigungen,
die
bei
schlechtem
Wetter
besonders
im
Winter
Vorspann
erforderlich
machten,
waren
am
Dernbacher
Floß
und
bei
Kleinmaischeid.
Die
Straße,
die
von
Gierenderhöhe
bis
zur
Hauptstraße
Dierdorf
-
Neuwied
führte,
heißt heute noch im Volksmund "Steinstraße".
Förderturm,
Maschinenhaus,
Hauptstolleneingang der
zur Fa. Krupp gehörenden
Grube "Werner" in Bendorf
um 1912. Das dort
geförderte Erz wurde
ausschliesslich in Mülhofen verhüttet.
Einem
Einspänner
wurden
im
Durchschnitt
40
Ztr.
geladen,
einem
guten
Pferd
60
Ztr.
und
einem
Doppelspänner
120
Ztr.
An
diesen
Transporten
beteiligten
sich
vorwiegend
Fuhrunternehmer
aus
Mülhofen
und
Bendorf,
aber
auch
solche
aus
dem
Siegerland,
die
z.
T.
18
-
24
Pferde
beschäftigten.
Ein
gutes
Pferd
kostete
damals
800
-
1000
Mark.
Bezahlt
wurden
16
Pf.
Fuhrlohn
für
den
Ztr.
Dieses
Geld
wurde
sauer
verdient
und
nachweislich
ist
keiner
der
Fuhrunternehmer
reich
geworden.
Der
Hitze
wegen
wurde
im
Sommer
um
l
Uhr
nachts
oben
abgefahren,
so
daß
die
Fuhrwerke
um
6
Uhr
morgens
auf
der
Hütte
waren.
Leer
oder
mit
Grubenholz
beladen
ging
es
dann
nachmittags
gegen
5
Uhr
zurück.
Die
Pferde
wußten
die
Wegestrecke
so
genau,
daß
die
Fuhrleute
sich
ruhig
auf
dem
Wagen
schlafen
legen
konnten,
ohne
auf
den
Verkehr
zu
achten.
Grünes,
gelbes,
rotes
Licht,
Rückstrahler,
Richtungsanzeiger
und
Stopschilder gab es damals noch nicht.
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