Isenburg im Sayntal
Bendorf Umgebung
Die Lage von Isenburg
Isenburg liegt auf halber
Wegstrecke zwischen Bendorf
(Rhein) und Dierdorf
(Westerwald) im Sayntal, das
oftmals von Touristen als eines
der schönsten rechtsrheinischen
Seitentäler am Mittelrhein
bezeichnet wird. Man erreicht
Isenburg von Koblenz oder
Neuwied kommend ab Bendorf über die B 413
nach 7 km, oder von der A 3 (Ausfahrt Dierdorf)
über Kleinmaischeid nach etwa 4 km.
Das Dorf zeichnet sich durch eine
außergewöhnliche topographische Lage aus.
Innerhalb der Ortslage fließen der Ommels-, der
Wiebels- und der Iserbach in die Sayn. Dadurch
entstanden tief eingeschnittene Seitentäler, die
den in früheren Zeiten so wichtigen Ackerbau
nicht zuließen. Vom 17. bis Anfang des 20. Jh.
bestritt die Bevölkerung ihren Lebensunterhalt
durch das Nagelschmiedehandwerk, als
Nebenerwerb diente der Hopfenanbau. Diese für
Isenburg typische Lage ließ natürlich auch keinen
Platz für Industrieansiedlungen. So ist der Ort
heute eine Wohn- und Fremdenverkehrsgemeinde.
Die höchste Erhebung ist der Iserkopf mit 313 m
ü. NN. Von den Höhen hat man herrliche Ausblicke
auf den romantisch anmutenden Ortskern. Teile
von Sayn- und Isertal stehen unter Naturschutz.
Der Name
Im Laufe der langen Geschichte von Isenburg hat
es viele Versuche gegeben, die Herkunft des
Namens zu deuten. Es gibt mehrere Erklärungen,
jedoch keine gesicherten Erkenntnisse.
Die Burg ist oberhalb von Sayn- und Iserbach
erbaut. So schreibt Christian Fischer in seinem
"Geschlechts-Register", daß in früheren Zeiten
Isenburg auch Byseneberg genannt wird, was er
als "Berg bei der Saynbach" (Sene oder Sena =
Sayn) interpretiert. Vielfach wird der Name jedoch
vom Iserbach oder Eiserbach, wie er oft noch
heute im Volksmund genannt wird, abgeleitet. Es
ist sicherlich nicht abwegig, den Namen Isenburg
von den die Burg umfließenden Bächen
herzuleiten, zumal sich häufig Grafschaften nach
Flußnamen benannten. Andererseits leiten manche
Historiker und Sprachgelehrte "Isen" von Eisen ab.
Da es um Isenburg Eisenbergwerke gab, mag auch
diese Deutung nicht so ohne weiteres von der
Hand zu weisen sein. Eine ganz andere Erklärung
für den Namen Isenburg findet Wilhelm Karl zu
Ysenburg und Büdingen, ein anerkannter
Familienforscher und Genealoge aus der Familie
der Ober-Ysenburger. Er bezeichnet das Wort
"Isen" bzw. "Iser" als mittelhochdeutsche oder
niederdeutsche sinnbildliche Deutung für
Verbindung oder Brücke. So erklärt er auch das
Wappen der Isenburger mit seinen beiden Balken,
die er als Verbindung oder Brücke verstanden
wissen will.
Wenn auch vieles dafür spricht, daß der Iserbach
der Burg, dem Geschlecht und dem Ort den
Namen gab, so läßt sich dies mit wissenschaftlich
gesicherten Fakten nicht belegen.
Zur Geschichte von Isenburg
Isenburg um 1889
Die Geschichte von
Isenburg steht in
direktem
Zusammenhang mit
den Herren von
Isenburg. Sie galten
als eines der
bedeutendsten,
alteingesessenen,
edelfreien Geschlechter am Mittelrhein und im
Westerwald. Der erste nachweisbare feste
Wohnsitz des Geschlechts war ein Herrenhof in
Rommersdorf, nahe dem heutigen Heimbach-Weis,
einem Stadtteil von Neuwied. Im Jahre 1117
stiftete Reginbolt den Hof "Rumersdorp"
Benediktinermönchen. Bereits vorher hatten
Reinbold und Gerlach um 1100 am Sayn- und
Iserbach die Isenburg erbaut und nannten sich
von nun an "Herren von Isenburg". Anno 1103
sind Reinbold und Gerlach von Isenburg in einer
Urkunde des Trierer Erzbischofs Bruno für das Stift
St. Martin im Maifeld an erster Stelle der
Laienzeugen aufgeführt. Diese Urkunde gilt als die
gesicherte Ersterwähnung von Isenburg. Fest
steht, daß dort, wo eine Burg errichtet wurde, die
ersten Ansiedlungen entstanden, sofern vorher
keine Besiedlung nachweisbar ist. Ein solch
vorzeitlicher Besiedlungsnachweis ist aber für das
Gemarkungsterritorium von Isenburg nicht zu
erbringen.
Wir können davon ausgehen, daß die Vorfahren
der Herren von Isenburg bis in die Zeit der
fränkischen Landnahme zurückreichen, denn eines
der wenigen edelfreien Geschlechter, das
weiterhin Bestand hatte, war das der Reginbolde,
ein immer wiederkehrender Leitname der späteren
Dynasten von Isenburg.
Bereits im 12. Jh. begann die Verzweigung des
Geschlechts. 1210 existierten schon vier bis fünf
verschiedene Linien nebeneinander. Immer neue
Familienstämme bildeten sich, mit denen
Erbteilungen einhergingen.
Allzu natürlich, daß man sich wegen herrschender
Enge auf der Stammburg zum Bau weiterer Burgen
entschlossen hatte: Zwischen 1179 und 1210 der
Braunsberg bei Anhausen, 1194 der unteren Burg
Kobem an der Mosel, 1213 der Burg Grenzau bei
Höhr-Grenzhausen, 1258/59 der Burg Arenfels in
Bad Hönningen.
Neben Heerführern und Verwaltungsleuten
brachten die Dynasten von Isenburg auch viele
kirchliche Würdenträger hervor, u. a. drei
Erzbischöfe und Kurfürsten. Bedeutende
mittelalterliche Sakralbauten gehen auf Stiftungen
der Isenburger zurück, so z. B. die Abtei
Rommersdorf bei Neuwied- Heimbach- Weis und
die Matthiaskapelle in Kobern- Gondorf. Unter der
Vogtei der Herren von Limburg aus dem Hause
Isenburg schuf das Stift St. Georg zu Limburg
nahe bei der Burg zwischen 1212 und 1235 eine
bedeutende Kirche, den heutigen Limburger Dom
mit seinen spätromanischen und frühgotischen
Stilelementen. Arnold II. von Isenburg-
Braunsberg, Kurfürst und Erzbischof von Trier,
vollendete die Trierer Liebfrauenkirche.
Trotz der unaufhaltsam fortschreitenden
Zersplitterung des Geschlechts konnte der
Fortbestand der Dynastie der Isenburger nicht
gesichert werden. Mit dem Tod von Graf Ernst von
Isenburg, der am 20. Mai 1664 ohne Nachkommen
als Gubernator des spanischen Heeres 80jährig in
Brüssel verstarb, erlosch die Linie der Nieder-
Isenburger.
Die Bevölkerung, die durchweg mehr oder weniger
im Dienst der Herren von Isenburg gestanden
hatte, wurde bis dahin von der Herrschaft
verwaltet und genoß stadtähnliche Rechte und
Freiheiten; sie war von allen Abgaben und Steuern
befreit.
Da die Isenburg auf einer Grundherrschaft der
Abtei Fulda erbaut war, zog Fulda nach dem Tod
von Graf Ernst das Lehen ein und vergab es an die
Freiherren von Walderdorff für Burg und Flecken
Isenburg. Als die Grafen zu Wied Ansprüche aus
altväterlichem Erbe für Isenburg geltend machten,
kam es zu einem Vergleich, der bis 1806 zu einer
Samtherrschaft der Häuser Walderdorff und Wied
führte.
Isenburg wurde nach dem Bau der Burg Gerichts-
und Amtssitz. Im Jahre 1770 wurde das Amt mit
Großmaischeid zusammengelegt. Großmaischeid
wurde Verwaltungssitz, wobei das Amt
Großmaischeid innerhalb der Samtherrschaft für
den Wiedischen Anteil dem Amt Dierdorf und für
den Walderdorffschen Anteil dem Amt Molsberg
unterstellt war. Von 1806 bis 1815 gehörte
Isenburg zum Herzogtum Nassau und wurde dann
an Preußen abgetreten. 1811 wurden Isenburg
und Großmaischeid dem Amt Dierdorf
zugeschlagen. Isenburg blieb jedoch eigenständige
Bürgermeisterei, die 1817 zu Dierdorf kam. Heute
gehört Isenburg als selbständige Gemeinde mit
760 Einwohnern zur Verbandsgemeinde Dierdorf
im Kreis Neuwied, Land Rheinland- Pfalz.
Das Ortsbild von Isenburg
Pfarrkirche St.Katharina und Burg
Ortsbildbeherrschend ist
der in der Dorfmitte
kegelförmig aufsteigende
Burgberg. Wahrzeichen
des Ortes ist neben der
Ruine der Isenburg die
auf fast gleicher Höhe
daneben stehende
Pfarrkirche. Auffallend
ist die ringförmige
Anordnung der Häuser,
die sich um den
Burgberg gruppieren.
Außerst reizvolle
Ausblicke hat man von
den Höhenlagen auf den Dorfkern. Manche Häuser
kleben wie Schwalbennester am Berg. Isenburg ist
noch heute als typischer ehemaliger Burgflecken
zu erkennen. Eine nicht alltäglich anzutreffende
Ansammlung von vier Bachläufen im Ortskern und
die dadurch bedingte Zertalung machen den Reiz
des Dorfes aus. Ringsum ist der Ort von Wald
umgeben.
Noch in den 30er Jahren dieses Jahrhunderts
wurde das Ortsbild durch eine malerische Kulisse
von Fachwerkhäusern geprägt. Nachdem im
Februar 1945 eine fehlgesteuerte V2-Rakete der
Deutschen Wehrmacht einschlug und das Dorf in
den letzten Kriegstagen unter starkem
Artilleriebeschluß lag, ging ein Großteil der alten
Fachwerksubstanz verloren. Die in der
Nachkriegszeit aufkommende Einstellung, daß
Fachwerkhäuser eher eine Behausung artner Leute
seien. trug auch hier nicht gerade dazu bei, das
für das Dorf so charakteristische, von
Fachwerkbauweise geprägte Ortsbild zu erhalten.
Unsachgemäße Renovierungsmaßnahmen und eine
fortschreitende bauliche Veränderungspolitik mit
dem Ziel, die Wohnqualität zu verbessern, haben
die Fachwerksubstanz bis auf rund zehn
Fachwerkhäuser reduziert.
Ein besonders bedauerlicher Verlust war der 1963
vorgenommene Abbruch des schönsten, in
Isenburg unter dem Namen "Marjans"-Haus (diese
Wortschöpfung ist von den Vornamen "Maria-
Anna", der einstigen Besitzerin, abgeleitet)
bekannten Fachwerkgebäudes. Vorausgegangen
war ein jahrelanges Bemühen der Besitzer, das
durch Kriegseinwirkungen stark beschädigte Haus,
in dem sie ein Lebensmittelgeschäft betrieben,
durch einen Neubau zu ersetzen. Dieser
Fachwerkbau trug über dem Hauseingang die
Jahreszahl "1617". Während das Erdgeschoß aus
massiven l,50 m starken Bruchsteinmauern
bestand, hatte es einen Fachwerkaufbau. Die Ost-
und Nordseite trug je einen Giebel. Das Fachwerk
wich von einfachen, rein statischen
Konstruktionsmerkmalen ab; es bestand aus Bögen
und Verzierungen bis hin zu Schnitzwerk. Das
Haus war kein gewöhnliches Wohn- oder
Bauernhaus, sondern ein Verwaltungsgebäude, u.
a. der Dienstsitz des Amtmanns; denn Isenburg
war zu der Erbauungszeit noch Amtssitz. Eine
riesengroße Speicheranlage, die das Haus besaß,
läßt den Schluß zu, daß hier Naturalabgaben
gelagert wurden, zumal für Isenburg neben
Justizbeamten auch Kellner (Finanzbeamte bzw.
Beamte, welche die Naturalabgaben verwalteten)
nachgewiesen sind.
Die "Ahl Porz"
Ein besonderes Baujuwel ist das in der Dorfmitte
direkt an der B 413 gelegene historische Torhaus
mit angebautem Fachwerkhaus, ein Ensemble aus
dem 14. Jh., von den Einheimischen liebevoll "Ahl
Porz" (Alte Pforte) genannt.
Bei der Pfarrkirche steht das
alte Schulhaus. Es ist
wahrscheinlich das älteste
noch bewohnte Steinhaus.
Heute ist es verputzt, hat
freiliegende Fachwerkgiebel
und ein schiefergedecktes
Satteldach mit einem
einseitigen Krüppelwalm
über dem Nordgiebel.
Obwohl es die Jahreszahl
"1825" trägt, finden wir es
bereits auf einer Kartusche der "Carte von denen
Wiedischen und Nieder-Isenburgischen Landen. . .
von 1772" Das genaue Erbauungsjahr ist nicht
bekannt. Die Jahreszahl 1825 verweist auf eine in
diesem Jahr erfolgte Erweiterung. Das
ursprünglich angebaute Ökonomiegebäude, das in
Fachwerkbauweise ausgeführt war, wurde leider
inzwischen niedergelegt. Das Haus ist im Besitz
der Ortsgemeinde und wird als Wohnhaus genutzt.
In den 1930er Jahren entstand zwischen Isenburg
und Bendorf-Stromberg eine aus sechs
Doppelhäusern bestehende Siedlung. In jüngster
Zeit wurde dieser Ortsteil, der inzwischen offiziell
den Namen "Siedlung" trägt, durch den Bau
weiterer Häuser stark vergrößert. Zum Dank, daß
hier keine Kriegsschäden zu verzeichnen waren,
errichteten die Anwohner 1955 eine Marienkapelle,
die noch heute von ihnen gepflegt und unterhalten
wird.
Im Jahre 1981 wurde der "Sonnenberg" als
Neubaugebiet erschlossen. Er ist durch einen
Kinderspielplatz, eine vorgelagerte Grünfläche und
den Saynbach optisch vom alten Dorfkern getrennt
und stellt sich als separates, mit rund 40 Häusern
bebautes eigenes "Dorf im Dorf" dar, das keinerlei
Durchgangsverkehr hat.
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