Von der Villa Sayn zum
Hedwig - Dransfeld Haus
Von Dieter Kittlauß
ein Spaziergang durch 150 Jahre
Bendorfer Geschichte
Die Bendorfer Nervenheilanstalten :
wir
erinnern
uns
zunächst
an
ein
Stück
vergessener Stadtgeschichte
Im
18.
Jahrhundert
entwickelte
sich
Bendorf
zu
einer
bedeutenden
Industriestadt,
geprägt
vor
allem
durch
Erzabbau,
Bimsgewinnung,
Eisenguss
und
Baustoffindustrie.
Im
19.
Jahrhundert
setzte
zusätzlich
eine
ganz
andere
Entwicklung
ein.
Innerhalb
weniger
Jahrzehnte
erwarb
sich
Bendorf
durch
seine
vier
Nervenheilanstalten
europäischen
Ruf.
Diese
Geschichte
unserer
Stadt
ist
heute
weniger
bekannt
und
stand
wohl
auch
bisher
nicht
so
sehr
im
Vordergrund
des
allgemeinen
Interesses.
Vier
Namen
begründeten
den
Ruf
von
Bendorf
als
Ort
der
Nervenheilkunde:
Die
Nervenärzte
Erlenmeyer,
Brosius
und
Colmant
und
Meyer
Jakoby,
der
Vorstand
der jüdischen Synagogengemeinde.
Für
alle
Bendorfer
Nervenheilanstalten
gilt,
dass
sie
auf
dem
Gebiet
der
Nervenheilkunde
Pionierleistungen
erbracht
haben.
Erinnern
wir
uns,
daß
es
damals
üblich
war,
Behinderte
und
Geisteskranke
vor
der
Öffentlichkeit
zu
verstecken.
Sie
galten
als
Gefahr
und
Schande,
und
die
angewendeten
Methoden
waren
nach
unseren
Maßstäben
oft
grausam
und
menschenunwürdig.
Die
Bendorfer
Nervenärzte
aber
sahen
in
ihren
Patienten
Menschen,
deren
Leiden
sie
lindern
und
heilen
wollten.
Sie
setzten
Wasserbehandlung,
Erleben
der
Natur,
Luft-
und
Sonnenbehandlung,
körperliche
Betätigung,
Ernährung,
Gemeinschaft
und
Zuwendung
als
Therapie
ein.
Deshalb
hatten
auch
alle
vier
Heilanstalten
nicht
zufallig
ein
großes
Parkgelände.
Es
soll
nicht
verschwiegen
werden,
dass
dieses
Kurwesen
damals
exklusiv
nur
Menschen
aus
den
vermögenden
Bevölkerungsschichten
zur
Verfügung
stand.
Aber
dies
müssen
wir
aus
der
damaligen
Zeit
heraus
verstehen.
Wir
können
stolz
darauf
sein,
daß
gerade
in
Bendorf
im
vorigen
Jahrhundert
die
Humanisierung der Nervenmedizin begann.
Auf den Spuren von Dr. Brosius.
Zwischen
Dr.
Brosius
und
dem
jetzigen
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
(HDH)
besteht
ein
gewisser
Zusammenhang.
Deshalb
müssen wir uns ihm zu
wenden.
Villa Sayn
1857
begründete
der
Nervenarzt
Dr.
Brosius
die
"Heilanstalt
für
Nerven-
und
Gemütskranke"
in
der
Hauptstraße
(später
Arztpraxis
Renzel).
Brosius
erwarb
sich
schnell
einen
internationalen
Ruf
und
die
Nachfrage
nach
seinen
Therapieplätzen
war
groß,
sodaß
die
Klinik
ständig
erweitert
werden
mußte.
1863
kaufte
Dr.
Brosius
die
"Villa
Sayn"
an
der
Straße
von
Sayn
nach
dem
Westerwald.(jetzt
zum
Hotel
saniert).
Wenige
Jahre
später
erfolgte
die
Erweiterung
durch
Hintergebäude
und
ein
Nachbarhaus
(später
als
Fünftannenhaus
bekannt).
Dr.
Brosius
hatte
sich
auf
gemütskranke
Frauen
spezialisiert
und
deckte
ein
breites
Feld
ärztlicher
Hilfe
ab:
Untersuchungen,
Kurzzeittherapie,
Kuren
und
Daueraufenthalte.
In
der
ursprünglichen
Villa
Sayn
(vorderes
Gebäude)
befanden
sich
Arztpraxis
und
Wohnung,
im
hinteren
Gebäude
waren
Plätze
für
Dauerpatientinnen,
das
Nachbarhaus
diente
für
Kurgäste
als
Badehaus
und
Pension.
Der
jetzt
fast
völlig
verbaute
ehemalige
Weinberg
war
damals
ein
weitläufiges
Parkgelände
mit
Wegen
und
Ruheplätzen,
vor
allem
aber
mit
einem
sehr
guten
Fernblick
auf
das
Rheintal
und
die Eifel.
1878
begann
Dr.
Brosius
mit
dem
Bau
einer
neuen
Klinik
am
Stadtrand
von
Bendorf.
Möglicherweise
war
die
Verschmutzung
von
Brex
und
Saynbach
der
Hintergrund
der
Verlegung.
Dr.
Brosius
kaufte
am
Ende
des
Mühlentales
von
der
Familie
Remy
einen
beträchtlichen
Besitz
und
errichtete
hier
die
Klinik
"Waldesruh".
Zu
dem
Projekt
gehörten
der
auf
der
rechten
Seite
des
Wenigerbaches
(im
Gegensatz
zum
Großbach
der
kleinere
Bach)
gelegene
Ebhardsberg,
der
zu
Beginn
des
18.
Jahrhunderts
von
dem
Bendorfer
Amtsverwalter
Johann
Arnold
Ebhard
sehr
mühsam
aufgeforstet
worden
war.
Auf
der
anderen
Seite
gehörte
zur
neuen
Klinik
das
Berggelände
zwischen
Weniger-
und
Großbach
unterhalb
des
Jüdischen
Friedhofs.
Dr.
Brosius
hatte
hier,
was
er
brauchte:
Wald
und
unbelassene
Natur,
Wasser
(durch
die
beiden
Bäche),
Sonne
(auf
den
Berghöhen),
Ruhe
und
vor
allem
auch
Platz.
Das
neue
Klinikum
umfaßte
ein
Kurhaus
(
Kern
des
jetzigen
Haupthauses
des
HDH),
ein
neues
Wohnhaus
für
Familie
und
Angestellte
(jetziges
Annenhaus
des
HDH)
und
auf
der
anderen
Seite
des
Wenigerbaches
das
frühere
Remy'sche
Wochenendhaus,
das
im
Volksmund
wegen
des
Baustils
Schweizerhaus
bzw.
wegen
der
vielen
Frösche auch Froschhaus genannt wurde.
Das
neue
Sanatorium
erwarb
zunehmend
internationalen
Ruf.
Die
Literatur
berichtete
von
Patientinnen
aus
Holland,
Rußland
und
dem Baltikum.
Bereits
vor
dem
1.
Weltkrieg
kaufte
der
Nervenarzt
Dr.
Zanke
die
Waldesruh
und
ließ
zahlreiche
Umbauten
durchführen.
Leider
starb
Dr.
Zanke,
der
die
Klinik
ganz
im
Geist
von
Dr.
Brosius
geführt
hatte,
an
den
Folgen
eines
Unfalls,
und
sein
Nachfolger,
ein
Dr.
Zöllner,
war
den
Aufgaben
nicht
gewachsen.
Die
Waldesruh
wechselte
nun
mehrmals
ihren
Besitzer,
bis
sie
schließlich
von
einem
Kaufmann
Rezepka
erworben
wurde.
Dieser
paßte
sich
dem
damaligen
Trend
an
und
wollte
das
Anwesen
zu
einem
Erholungsheim
gestalten.
Dazu
arrangierte
er
zahlreiche
Umbauten
und
auch
eine
bauliche
Erweiterung.
Für
seine
Frau
(angeblich
als
Versöhnungsgeschenk
nach
einer
Ehekrise)
baute
er
im
Hang
ein
Berghaus
(jetziges
"Haus
am
Berg
des
HDH").
Da
er
aber
vom
Kur-
und
Erholungswesen
offensichtlich
nicht
viel
verstand
und
wohl
auch
keine
inneren
Beziehungen
hatte,
konnte
das
Projekt
keinen
Erfolg
haben.
In
der
Folgezeit
wechselte
das
Anwesen
mehrmals
den
Besitzer,
bis
dann
1925
ein
neues
Geschichtskapitel begann..
Die "Frauen mit Hut" um Hedwig
Dransfeld
Hedwig Dransfeld
Im
deutschen
Katholizismus
gab
es
in
den
zwanziger
Jahren
zwei
zahlenmäßig
große
Frauenverbände:
den
d
e
u
t
s
c
h
e
n
k
a
t
h
o
l
i
s
c
h
e
n
Frauenbund
und
die
in
den
Pfarrgemeinden
örtlich
organisierten
Müttervereine.
Der
Frauenbund
wurde
von
der
Zentrale
in
Köln
geleitet
und
war
im
gesamten
Deutschen
Reich
in
sog.
Zweigvereine
gegliedert.
Eine
der
prominentesten
Gestalten
des
Frauenbundes
mit
seinen
ca.
2
Millionen
eingeschriebenen
Frauen
war
die
Lehrerin,
Schriftstellerin
und
Politikerin
Hedwig
Dransfeld.
Hedwig
Dransfeld
war
vom
Leben
schwer
gezeichnet
Am
24.
Februar
1871
geboren,
wurde
sie
bereits
mit
acht
Jahren
Vollwaise.
Während
ihres
Studiums
am
Königlichen
Katholischen
Lehrerinnenseminar
in
Paderborn
erkrankte
sie
an
Knochentuberkulose.
Unter
einer
zweifachen
Amputation
(Ferse
und
Arm)
leidet
sie
ihr
ganzes
Leben.
Dennoch
beendet
sie
das
Studium
erfolgreich.
Sie
arbeitet
als
Hilfslehrerin
an
der
Höheren
Mädchenschule
der
Ursulinen
in
Werl,
betätigt
sich
als
Journalistin,
schreibt
Gedichte
und
Geschichten
für
Kinder,
legt
1897
die
Schulleiterinnenprüfung
ab,
übernimmt
die
Redaktion
der
Zeitschrift
,,Die
Christliche
Frau",
bis
sie
schließlich
die
Führung
des
deutschen
katholischen
Frauenbundes übernimmt.
Aus
eigener
leidvoller
Erfahrung
sieht
es
Hedwig
Dransfeld
als
ihr
Lebenswerk
an,
sich
für
die
Chancengleichheit
der
Frauen
einzusetzen.
Bildung
und
öffentliche
Verantwortung
der
Frauen
sind
Kernziele
ihres
Wirkens.
Dass
sie
1918
in
die
Politik
geht,
dann
bis
zu
ihrem
Tod
1925
als
Zentrumsabgeordnete
im
Deutschen
Reichstag
wirkt,
ist
eine
Konsequenz
ihres
Engagements.
Während
ihre
Weggefährtin,
Helene
Weber,
die
Politik
als
Nachholbedarf
für
Frauen
betont,
engagiert
sich
Hedwig
Dransfeld
mehr
bildungs-
und
sozialpolitisch.
Hedwig
Dransfeld
ist
nie
in
Bendorf
gewesen,
und
doch
wurde
ihr
Name
fest
mit
unserer
Stadt
verbunden.
Das
liegt
an
der Geschichte von den "Frauen mit Hut".
"Die
Frauen
mit
Hut",
wie
man
die
meist
aus
mittelständischen
Familien
stammenden
leitenden
Damen
des
Frauenbundes
nannte,
passten
gar
nicht
in
das
traditionelle
Bild
der
"drei
katholischen
K:
Kirche,
Kinder,
Küche".
Sie
waren
gebildet,
erstaunlich
offen
gegenüber
den
Problemen
ihrer
Zeit,
immer
sozial
engagiert.
Besonders
die
Not
der
Frauen
in
Arbeiterfamilien,
die
am
stärksten
unter
den
Nachkriegslasten
litten,
lag
ihnen
am
Herzen.
Deshalb
wollten
die
"Frauen
mit
Hut"
für
die
"Frauen
mit
Kopftuch"
konkrete
Hilfe
leisten
und
gleichzeitig
auch
für
die
Öffentlichkeit
ein
Zeichen
setzen.
Bei
der
Generalversammlung
des
Frauenbundes
im
Jahre
1924
stellte
Emma
Horion
im
Namen
der
westdeutschen
Zweigvereine
den
Antrag:
"ein
Heim
zu
gründen,
das
Erholungs-
und
Bildungszwecken dienen solle."
Die
Zielgruppe
waren
Arbeiterfrauen
aus
den
industriellen
Ballungsgebieten.
Die
Idee:
diesen
oft
ausgelaugten
Frauen
zwei
Wochen
körperliche
und
geistige
Erholung,
religiöse
Impulse
und
vor
allem
neuen
Lebensmut
zu
geben.
Dem
Antrag
wurde
mit
großer
Begeisterung
stattgegeben.
Eine
Lotterie
unter
den
katholischen
Frauen
Deutschlands
ergab
die
beträchtliche
Summe
von
40.000
Reichsmark.
Mit
diesem
Geld
und
einem
Bankdarlehen
wurde
am
Stadtrand
von
Bendorf
ein
Anwesen
gekauft:
die
"Waldesruhe",
die
ehemalige
Klinik
von
Dr.
Brosius.
Warum
fiel
die
Wahl
gerade
auf
Bendorf?
Wir
können
es
nur
vermuten.
Bendorf
lag
zum
Ruhrgebiet
verkehrsmäßig
sehr
günstig
und
doch
zwischen
Rhein
und
Westerwald
landschaftlich
schön.
Der
Stadtteil
Sayn
war
anerkannter
Luftkurort
und
durch
das
Sanatorium
der
Firma
Krupp
überregional
bekannt.
Eine
Rolle
spielte
sicherlich
auch
der
niedrige
Preis
für
das
ziemlich
verwahrloste
Anwesen.
Der
Name
war
schnell
gefunden:
"Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus"
sollte
das
ganze
Projekt
heißen,
denn
die
gerade
verstorbene
Hedwig
Dransfeld
war
mit
ihrem
langjährigen
sozial
-
politischen
Engagement
aus
christlicher
Verantwortung
Initiatorin
und
Vorbild
für
das
gesamte
Programm.
Es
begann
sehr
abenteuerlich.
Die
Chronisten
berichten:
"In
das
völlig
verwilderte
Anwesen
zogen
ein:
Maria
Schräder
und
Hedwig
Scherz
(mit
den
Schweinen
Lis
und
Lene,
dem
Milchschaf
Jeannette
und
Fridolin
und
Emmerentia,
den
Urahnen
eines
bald
reich
gefiederten
Hühnerhofes)....
Der
Frauenbund
gratulierte
zum
Einzug,
die
Bayern
schenkten
Porzellan,
die
Fuldaer
Leinen,
die
Ostpreußen
die
Bettfedern,
die
Oberammergauer
den
Zimmerschmuck
und
die
Westfalen
erste
Schweine."
Die
Schwerpunkte
der
inhaltlichen
Arbeit
waren
vorgegeben:
Müttererholung,
religiöse
und
soziale
Bildung
für
Frauen,
sozialpolitische
Fachtagungen
des
Frauenbundes
und
seiner
Zweigvereine,
liturgische
Feiern,
Gemeinschaft
und
internationaler
Austausch.
Es
ist
deshalb
sachgemäß,
von
Bendorf
als
der
Wiege
des
späteren
Deutschen
Müttergenesungswerkes
zu
sprechen.
Mit
der
ganzheitlichen
Sicht
der
Einheit
von
Seele,
Geist
und
Leib
wurde
an
die
Tradition
der
großen
Bendorfer
Sanatorien erfolgreich angeknüpft.
Die
Waldesruh
um
1926
Bereits
1926
wurde
das
kleine
Teehaus
im
Park
durch
den
Düsseldorfer
Architekten
Rudolf
Schwarz
zu
einer
Kapelle
ausgebaut.
Von
ihr
sind
vier
Glasfenster,
der
Kreuzescorpus,
der
Innentabernakel,
der
Fuß
des
Altars
und
einige
Gerätschaften
in
der
heutigen
Kapelle
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses
noch
erhalten.
Bei
der
großen
Ausstellung
über
Rudolf
Schwarz
im
Sommer
1997
im
Kölner
Museum
für
angewandte
Kunst
wurde
das
Gesamtwerk
von
Rudolf
Schwarz
gewürdigt.
Dabei
gab
es
auch
Exponate
aus
der
Kapelle
des
Hedwig
-Dransfeld
-
Hauses zu sehen.
Der Jugendbund - die 1926 er
Generation des Frauenbundes
Die
Anspielung
auf
die
1968
ziger
Generation
läßt
vielleicht
am
besten
verstehen,
was
in
den
folgenden
sieben
Jahren
im
Bendorfer
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
grundgelegt
wurde.
Der
Frauenbund
wurde
von
den
"alten
Damen"
der
Zentrale
in
Köln
straff
geführt.
Nach
außen
fortschrittlich
und
sozial
-
politisch
engagiert,
doch
nach
innen
ziemlich
autoritär
wie
die
gesamte
damalige
Katholische
Kirche.
Wie
alle
Verbände
hatte
auch
der
Frauenbund
einen
Jugendverband.
Er
nannte
sich,
Jugendbund",
umfaßte
naturgemäß
nur
Mädchen
und
hatte
seine
Zentrale
nicht
in
Köln
sondern
weit
weg
und
zwar
in
München.
In
der
damaligen
Zeit
spielten
Abzeichen
und
Fahnen
eine
große
Rolle.
Der
Jugendbund
wählte
sich
das
doppelte
Kreuz
als
Abzeichen
auf
dem
Kleid.
Auf
dem
Banner
gab
es
das
schwarze
Doppelkreuz
auf
weißem
Tuch.
Es
war
die
Zeit
der
Jugendbewegung.
Natur
erleben
und
Gemeinschaft
pflegen,
sich
bilden
und
freimachen
von
den
Zwängen
der
Erwachsenengesellschaft,
neue
Ideen
und
Visionen
haben,
solche
Visionen
beherrschten
das
Lebensgefühl
einer
ganzen
Generation.
Für
den
Jugendbund
als
katholische
Mädchenbewegung
kam
die
religiöse
Komponente
dazu
und
diese
hieß
vor
allem:
persönliche
Spritualität,
Leben
in
einer
Gruppe,
Verarbeitung
moderner
Theologie,
Entwicklung
von
Gottesdiensten
in
erlebbarer
Gemeinschaft,
christliche
Verantwortung
in
der
Welt,
Kirche
mitgestalten und erleben.
Die
führende
Gestalt
des
Jugendbundes
war über viele Jahre Maria Buczkowska.
Maria Buczkowska
Sie
war
Dozentin
an
der
"Sozialen
Frauenschule"
in
München,
einer
Einrichtung,
die
auf
Initiative
des
F
r
a
u
e
n
b
u
n
d
e
s
entstanden
war,
und
hatte
gleichzeitig
im
Zentralvorstand
des
Frauenbundes
das
Referat
Jugendbildung
und
Jugenderziehung
inne.
Eine
ihrer
Schülerinnen
war
Anna
Vogt,
eine
zierliche
junge
Frau
aus
Tübingen.
Im
Gegensatz
zu
Hedwig
Dransfeld,
Helene
Weber,
Albertine
Brandenberg,
Gerta
Grabbel
und
den
vielen
prominenten
Damen
des
Frauenbundes,
die
alle
eine
akademische
Vorbildung
erworben
hatten,
gehörte
Anna
Vogt
zu
der
Generation,
die
durch
den
1.
Weltkrieg
entwurzelt
wurde,
Vermögen,
gesellschaftliche
Stellung
und
meist
auch
ihre
Partner
verloren
hatten.
Als
der
Frauenbund
die
Idee
von
sozialen
Frauenschulen
in
München,
Köln
und
Aachen
verwirklichte,
entschloss
sich
Anna
Vogt
zu
der
Ausbildung
einer
Sozialfürsorgerin
und
kam
so
auch
mit
Maria
Buczkowska
in
Kontakt.
Zwischen
beiden
Frauen
entstand
eine
intensive
Beziehung.
Als
sich
Maria
Buczkowska
auf
Grund
ihres
Alters
entschloss,
die
Leitung
der
Jugendarbeit
in
der
Zentrale
des
Frauenbundes
abzugeben,
schlug
sie
Anna
Vogt
zu
ihrer
Nachfolgerin
vor.
Seitens
der
Frauenbundzentrale
gab
es
zwar
gegenüber
Anna
Vogt
erhebliche
Bedenken,
da
diese
keine
akademische
Ausbildung
hatte,
aber
schließlich
setzte
sich
Maria
Buczkowska
mit
ihrem
Vorschlag
durch.
Anna
Vogt,
so
berichtete
ihre
Sekretärin,
Lotte
Dichgans,
war
eine
sehr
schöne
Frau;
sie
hatte
blonde
Locken
und
trug
am
liebsten
blaue
Kleider.
Wichtiger
aber
war
ihre
Fähigkeit,
Orientierung
zu
geben
und
spirituelle
Einsichten
in
konkretes
Handeln
zu
übersetzen.
Dazu
gehörten
die
Erziehung
in
einer
konkret
erlebbaren
Gemeinschaft
(Gruppe)
und
die
Selbsterziehung
zu
einem
verantwortlichen
Leben
Anna
Vogt
und
Lotte
Dichgans-Schiffler
Als
Anna
Vogt
erkannte,
dass
die
Pläne
zur
Errichtung
eines
Frauenzentrums
in
Bendorf
am
Mittelrhein
konkrete
Gestalt
annahmen,
setzte
sie
durch,
dass
das
Jugendsekretariat
des
Frauenbundes
dorthin
verlegt
wurde.
Dadurch
wurde
das
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
im
nächsten
Jahrzehnt
zum
religiösen,
geistigen
und
lebensmäßigen
Mittelpunkt
von
ca.
200
Mädchengruppen
aus
dem
ganzen
Deutschen
Reich.
Anna
Vogt
hatte
ihr
Sekretariat
in
dem
kleinen
Gartenhaus
und
gestaltete
das
ehemalige
Rezepkahaus
zur
Jugendherberge.
Tausende
von
jungen
Mädchen kamen damals nach Bendorf.
Ostern
1933
organisierte
Anna
Vogt
das
Reichstreffen
des
Jugendbundes
mit
900
Delegiertinnen
in
St.
Hildegard,
der
Bendediktinerinnenabtei
Eibingen.
Ohne
Gegenstimme
wurde
sie
wieder
zur
Bundesführerin
des
Jugendbundes
wiedergewählt.
Damals
rief
Anna
Vogt
den
Mädchen
und
jungen
Frauen
zu:
"
Ihr
habt
mich
gerufen.
Aber
ihr
wißt,
dass
ich
es
euch
nicht
leicht
mache,
dass
ich
unerbittlich
bin.
Dass
ich
fordere
und
nie
von
der
Forderung
abgehen
werde.
Wer
hören
wollte,
hat
hier,
gestern
und
vorgestern
hören
und
verstehen
können,
wie
ich
das
meine.
Das
Entscheidende
ist,
dass
wir
verantwortlich
vor
dem
Volk
leben.
Junge
Frauenbewegung
darf
es
sich
niemals
leisten,
in
schönen
Kreisen
ein
selbstgenügsames
Leben
zu
fuhren.........Wir
müssen
Zeugnis
geben,
das
ist
das
Entscheidende.
Das
ist
die
Frage
an
unsere
Frauengeneration,
ganz
gleich,
wie
sich
unser
Leben
auch
morgen
gestalten
mag,
daß
wir
Zeugnis
geben,
wie
die
großen
und
starken
Menschen,
die
in
schweren Zeiten gelebt haben".
Anna
Vogt
war
maßgeblich
an
den
Zielen
des
Jugendbundes
beteiligt.
Die
Satzung
trägt
ihre
Handschrift:
"Wir
wollen
lebendige
Glieder
der
katholischen
Kirche
sein.
Wir
wollen
der
Sendung
dienen,
zu
der
Gott
die
Frau
ruft.
Wir
wollen
die
Anforderungen
der
Zeit
erkennen
in
christlicher
Weite
und
Verantwortung.
Wir
wollen
als
Deutsche
arbeiten
an
der
christlichen
Gestalt
unseres
Volkes
inmitten
der Völker."
Durch
die
nationalsozialistische
Gleichschaltungspolitik
und
die
Auflösung
aller
Verbände
wurde
die
Arbeit
des
Jugendbundes
beendet.
Anna
Vogt
wurde
schwer
krank
und
lebte
in
den
Folgejahren
zurückgezogen,
bis
sie
am
26.
März
1943
im
Alter
von
46
Jahren
nach
langem
Leiden
verstarb.
In den Wirren der Kriegsjahre
Anna Heidermanns
Da
Hedwig
Dransfeld
ihre
ganze
Kraft
der
Politik
widmete,
wurde
1921
Anna
Heidermanns,
eine
diplomierte
Volkswirtin,
zur
Generalsekretärin
des
deutschen
katholischen
Frauenbundes
gewählt.
Als
1925
das
Geld
zur
Besoldung
fehlte,
wurde
Anna
Heidermanns
als
Dozentin
für
Frauenfragen
in
der
Hausfrauenvereinigung
des
Frauenbundes
angestellt.
Mit
Helene
Weber
und
Hedwig
Dransfeld
brachte
sie
in
die
deutsche
Sozialpolitik
die
katholische
Stimme
ein
und
war
eine
wichtige
Gesprächspartnerin
im
gesamten
politischen
Deutschland.
Mit
der
Beendigung
aller
Verbandstätigkeit
durch
die
nationalsozialistische
Diktatur
mußte
sich
die
Frauenarbeit
in
der
Katholischen
Kirche
auf
den
innerkirchlichen
und
rein
religiösen
Raum
beschränken.
Deshalb
mußte
sich
auch
Anna
Heidermanns
ein
anderes
Tätigkeitsfeld
suchen.
1940
übernahm
sie
bis
zu
ihrer
Pensionierung
1948
die
Leitung
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses
in
Bendorf,
das
sie
mit
gegründet
hatte.
Während
dieser
Zeit
war
sie
Mitglied
des
Stadtrates
und
des
Vorstandes
des
Zweigvereins
Bendorf
des
katholischen
deutschen Frauenbundes.
Die
Leitung
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses
verlangte
von
Anna
Heidermanns
ihren
ganzen
Einsatz.
Das
Haus
spiegelte
mit
seinen
unterschiedlichen
Verwendungszwecken
die
damaligen
Wirren
wieder:
Lazarett,
Entbindungsheim,
Flüchtlingsstätte,
Notunterkunft.
Unzähligen
Menschen
gab
Anna
Heidermanns
Lebenshilfe.
In
der
Festschrift
zum
50.
Jubiläum
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses wird sie als "weise" Frau benannt.
Der Neubeginn mit Anneliese Debray
Anneliese Debray
Wie
überall
im
N
a
c
h
k
r
i
e
g
s
-
deutschland
begann
man
auch
im
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
mit
dem
Wiederaufbau.
Diese
Geschichte
ist
auf
das
engste
mit
Anneliese
Debray
verbunden.
Anneliese
Debray
wurde
am
30.
Mai
1911
in
Lünen
in
Westfalen
geboren.
Der
Vater,
ein
künstlerisch
begabter
Mensch,
war
Kaufmann.
Die
Mutter
starb
schon
1918
und
ließ
drei
kleine
Kinder
als
Waisen
zurück.
Frühzeitig
lernte
Anneliese
Debray
die
Härten
des
Lebens
kennen
und
musste
für
die
beiden
jüngeren
Geschwister
Fritz
und
Monika
Verantwortung
übernehmen.
Um
der
Familie
aus
wirtschaftlicher
Not
zu
helfen,
brach
Anneliese
Debray
ihre
Schulbildung
am
Gymnasium
ab
und
ließ
sich
zur
Sekretärin
mit
Fremdsprachenkenntnissen
ausbilden.
In
Bonn,
dem
späteren
Wohnsitz
der
Familie,
lernte
Anneliese
Debray
den
Jugendbund
des
katholischen
deutschen
Frauenbundes
kennen
und
identifizierte
sich
schon
bald
mit
dessen
Zielen
und
Idealen.
Besonders
Anna
Vogt
beeinflusste
das
Denken
und
die
Spiritualität
von
Anneliese
Debray.
Durch
Vermittlung
ihrer
früheren
Schuldirektorin,
einer
Ursulinin,
erhielt
sie
in
Hamburg
in
der
Ölwirtschaft
eine
Stelle
als
Chefsekretärin.
Wie
ihre
Freundin,
Lotte
Dichgans
(später
verheiratet
unter
dem
Namen
Schiffler),
erzählte,
war
Anneliese
Debray
schon
damals
nicht
nur
eine
enorm
attraktive
und
schöne
Frau
sondern
auch
voller
Elan.
Deshalb
war
es
kein
Wunder,
dass
sie
mit
den
Leiterinnen
der
Hamburger
Jugendbundgruppe
in
Konflikt
kam.
Als
sie
erkannte,
dass
dieser
Konflikt
nicht
zu
lösen
war,
zog
sie
sich
von
der
bestehenden
Gruppe
zurück
und
gründete
zunächst
in
Hamburg
und
dann
auch
außerhalb
fünf
neue
Gruppen.
In
dieser
Zeit
wuchsen
viele
Freundschaften,
die
den
Grundstock
für
den
späteren
HDH
e.V.
bildeten.
Als
Anna
Vogt
1939
erkrankte,
übernahm
Ilse
Sondermeier,
Sozialarbeiterin
in
Köln,
die
geheime
Führung
der
"Reste"
des
Jugendbundes.
Anneliese
Debray
baute
mittels
des
Bendorfer
Sekretariates
ein
Netzwerk
von
Kontakten
auf.
Aber
das
HDH
in
Bendorf
stand
unter
der
ständigen
Überwachung
durch
die
Gestapo.
Deshalb
waren
schließlich
nur
noch
Treffen
in
kleinen
Gruppen
an
diversen
Orten,
getarnt
als persönliche Ferien, möglich.
1945
verzichtete
Anneliese
Debray
auf
ihre
berufliche
Karriere
und
konzentrierte
sich
ganz
auf
die
Neuformierung
des
Jugendbundes,
indem
sie
die
Leitung
des
Bendorfer
Sekretariats
übernahm.
Innerhalb
kurzer
Zeit
gab
es
200
Gruppen,
die
Anneliese
Debray
durch
viele
Reisen
und
Rundbriefe
inspirierte.
Die
Jugendherberge
wurde
zum
Zentrum
intensiver
Seminararbeit.
Im
Frühjahr
1946
schrieb
Anneliese
Debray
in
einem
Rundbrief:
"
Meine
lieben
Schwestern,
Grüß
Gott!
Nun
kommen
meine
herzlichen
Grüße
und
Wünsche
aus
Bendorf
zu
Euch,
wo
ich
im
Sommer
bis
in
den
Herbst
hinein
wohne
und
Euch
erwarte,
daß
wir
gemeinsam
die
Heimat
wieder
aufbauen,
daß
Ihr
euch
für
den
Alltag
daheim
Freude
und
Kraft,
neuen
Mut
und
Anregungen
holt.
Am
Palmsonntag
haben
wir
bei
strahlendem
Frühlingswetter
die
Herberge
-
(gemeint
war
die
Jugendherberge)-
und
das
Sekretariat
neu
eingeweiht,
und
zur
Feier
dieses
Ereignisses
hatte
sich
der
Park
in
ein
herrliches
Festgewand
aufbrechenden
Grüns
und
vieler,
vieler
Blüten
gekleidet....
Die
Maiwerkwochen
müssen
leider
wegen
Ernährungsschwierigkeiten
ausfallen.
Es
hat
sich
erwiesen,
daß
die
Versorgung,
wie
wir
sie
Ostern
durchführten,
nicht
ausreicht.
Wir
wollen
es
nun
so
einrichten:
Wir
wirtschaften
selbst.
Es
sind
keinerlei
Vorräte
vorhanden.
Die
einzelnen
Gruppen
müssen
für
ihre
Verpflegung
selbst
aufkommen,
indem
sie
die
Dinge
selbst
mitbringen
oder
per
Expreß
verschicken
...Jede
muß
das
ihre
tun.
Die
Gaue
-
(so
hießen
die
Landesverbände)-
untereinander
werden
austauschen,
z.B.
hat
sich
Hildesheim
bereit
erklärt,
für
die
Industriewochen die Kartoffeln zu liefern."
Wie
sehr
sich
Anneliese
Debray
mit
dem
HDH
verbunden
fühlte,
soll
ein
Satz
aus
einem
von
ihr
verfassten
Beitrag
im
Gauheft
-
Heft
1954
belegen:
"Bendorf!
Das
Wort
hatte
für
mich
einen
Klang,
lange
bevor
ich
es
kannte.
Bendorf
war
ein
Begriff,
bei
dem
es
einem
warm
ums
Herz
wurde,
bei
dem
man
beschwingt
wurde
zu
kühnen
Taten
und
Wagnissen........Als
ich
zum
erstenmal
dort
ausstieg,
war
es
einsam
und
bewegt
-
und
wenn
ich
später
vom
Norden
herunter
fuhr
zur
Osterwerkwoche,
konnte
man
ab
Köln
nicht
mehr
stille
sitzen,
begrüßte
jeden
Baum
und
jeden
Strauch
unterwegs
-
sah
endlich
die
hohen
Pappeln
auf
der
Höhe,
und
dahinter
lag
Bendorf"!
Die
Synonymität
von
HDH
und
Bendorf
sollte
nicht
überhört
werden.
Doch
die
Renaissance
der
Verbandsarbeit
dauert
nicht
lange.
Anneliese
Debray
erkennt,
dass
die
Zukunft
nach
anderen
Strukturen
verlangt.
Sie
gibt
deshalb
1950
die
Leitung
des
Jugendsekretariates
an
Martha
Griebel
ab
und
übernimmt
dafür
die
Leitung
des
Hedwig
-Dransfeld
-
Hauses.
Doch
da
gibt
es
ein
großes
Problem:
die
Führungsriege
der
"alten
Damen"
des
Frauenbundes.
Hier
in
Köln
in
der
Zentrale
herrschte
Unsicherheit,
Angst
und
Verärgerung
über
die
vielen
Alleingänge
der
jungen
Damen
in
Bendorf.
Dieser
Konflikt
ist
bisher
nicht
aufgearbeitet.
Überschaubar
ist
lediglich
das Ende dieses Konfliktes.
Der Beginn einer neuen Epoche: Die
Gründung des Hedwig - Dransfeld -
Haus e.V.
Am
20.
Mai
1951
kommt
es
in
Essen
zur
Gründungsversammlung
eines
Vereins,
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
e.V.
Dieser
will
in
alleiniger
Verantwortung
das
Hedwig
-
Dransfeld
-Haus
in
Bendorf
übernehmen.
Unter
der
Leitung
von
Frl.
Dr.
Krabbel
sprechen
12
junge
Frauen
Anneliese
Debray
mehrheitlich
das
volle
Vertrauen
aus.
Lediglich
die
bereits
erfahrene
Politikerin,
Helene
Weber
"sagt,
daß
man
nicht
so
viel
von
Vertrauen
sprechen
sollte,
sondern
nach
einem
Jahr
das
Fazit
ziehen
sollte".
Es
geht
um
Umbaupläne
in
Bendorf,
um
die
Annahme
von
Hilfsgeldern
aus
dem
Mc-
Cloy-
Fonds,
um
die
Trennung
vom
Frauenbund
und
um
die
Übernahme
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses.
Im
Protokoll
heißt
es:
"Zentrale
und
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
müßten
auf
verschiedenen
Wegen
für
die
Ziele
des
kath.
Deutschen
Frauenbundes
und
der
katholischen
Frauenbewegung
arbeiten".
Damit
war
alles
gesagt.
In
weiser
Voraussicht
der
Realitäten
war
auf
der
vorangegangenen
Mitgliederversammlung
des
Frauenbundes
am
19.5.1951,
bereits
beschlossen
worden,
"dem
neu
zu
bildenden
E.
V.
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
das
Heim
für
einen
Kaufpreis
von
51.000
DM
anzubieten".
Der
neue
Verein
ist
nicht
zimperlich.
Das
Kaufangebot
wird
angenommen
und
in
der
Vereinssatzung
wird
der
kath.
Deutsche
Frauenbund
nicht
mehr
genannt.
Für
die
einzuleitenden
Baumaßnahmen
wird
die
Priorität
festgelegt:
Flüchtlingswohnungen,
Jugendherberge,
Verlegen
der
Küche,
neue
Kapelle,
Erweiterung
des
Mütterhauses
-
(jetziges
Haupthaus
des
HDH)-.
Eine
Woche
später,
nämlich
am
28.
Mai
1951
erfolgt
in
Köln
die
notarielle
Beglaubigung
und
die
erste
Mitgliederversammlung
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
e.V.
Die
10
Vereinsmitglieder
wählen
in
den
Vorstand:
Renate
Fuisting
als
Vorsitzende,
Dr.
Gerta
Krabbel
als
ihre
Stellvertreterin,
außerdem
Anna
Heidermanns
und
Gerda
Wintzen.
Von
den
fünf
Mitgliedern
des
Beirates
werden
drei
vom
Zentralvorstand
des
Frauenbundes
benannt.
Und
dann
geht
es
gleich
zur
Sache.
Vermögensbestandsaufnahme,
Stand
der
Bauplanung
und
-finanzierung
(der
Architekt
Leitl
hatte
bereits
die
Pläne
fertig
und
verlangte
nach
seinem
Honorar).
Auch
ein
Bauleiter
muss
besoldet
werden.
Die
künftigen
Reisekosten
für
Vorstand
und
Beirat
trägt
der
neue
Verein.
Die
Finanzierung
der
Transaktion
wird
genau
beschrieben:
Übernahme
einer
eingeschriebenen
Hypothek
der
Sparkasse
Koblenz
in
Höhe
von
26.000,-DM
durch
den
neuen
Verein,
Gewährung
einer
neuen
Hypothek
von
25.000,-
DM
zugunsten
des
Frauenbundes.
Frau
Hölzgens
signalisiert,
dass
sich
der
Frauenbund
möglicherweise
großzügig
verhalten
würde.
Dass
bei
allem
die
Hauptakteurin,
Anneliese
Debray,
völlig
im
Hintergrund
bleibt
und
nur
bei
der
Erörterung
von
Aktivitäten
und
Geld
auftritt, scheint niemanden zu stören.
Bereits
einen
Monat
später,
am
29.6.1951,
kommt
es
in
Bendorf
zur
nächsten
Mitgliederversammlung.
Neun
Damen
sind
anwesend.
Es
geht
um
Geld,
Baupläne
und
Anstellungen.
Das neue Hedwig - Dransfeld - Haus:
In
einem
atemberaubenden
Tempo
verändert
sich
nun
das
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus.
Mit
ihren
Verlobten
bringen
die
jungen
Frauen
die
ersten
Männer
ins
Haus.
Die
Gäste
werden
internationaler,
denn
Versöhnung
und
Frieden
werden
zentrale
Themen.
Die
zaghaften
Ansätze
der
kirchlichen
Erneuerung
aus
der
Jugendbundzeit
werden
von
Anneliese
Debray
zielstrebig
vorangetrieben.
Viele
junge
Theologen
und
Ordensleute
kommen
in
das
HDH
nach
Bendorf,
um
ihre
Visionen
und
Ideen
zu
verbreiten.
Ökumene
und
Una
Sancta
-(die
geeinte
Kirche)
-
sind
die
neuen
Zauberworte,
für
die
sich
im
Bendorfer
HDH
Frauen
verantwortlich
fühlen.
Wichtig
ist
für
sie
alle
vor
allem
die
Unabhängigkeit.
Die
jungen
(und
junggebliebenen
älteren)
Frauen
um
Anneliese
Debray
wollen
ihre
eigenen
Visionen
verwirklichen.
Statt
der
traditionellen
Jugendverbandsarbeit
wird
Jugendsozialarbeit
besonders
für
Mädchen
aus
strukturschwachen
Gebieten
wichtig.
Auch
die
traditionelle
Müttererholung
wird
weiter
geführt,
allerdings
wird
immer
deutlicher,
dass
sich
die
traditionellen
Mütterferien
mit
der
Turbulenz
des
generationen-
und
nationenübergreifenden
Bildungsbetriebes nur s
chwer vertragen.
1954 / 56; Das neue
Zentrum
Gerade
rasant
ist
der
Bauboom.
1953
wird
die
alte
"Schwarzkapelle"
abgerissen.
In
neun
Monaten
wird
die
neue
Kapelle
gebaut.
Der
Slogan
heißt:
"
Frauen
bauen
Kirche".
Bei
der
Einweihung
am
25.
Oktober
1953
spricht
Dr.
Maria
Schlüter
-
Hermkes
in
ihrem
Festvortrag
den
kühnen
Satz:"
Man
darf
sagen,
daß
eine
neue
kirchengeschichtliche
Epoche
begonnen
hat";
gemeint
ist:
"
Wenn
aber
bedingungslose
Hingabe
an
Gott
früher
meist
hieß:
die
Welt
verlassen,
so
heißt
das
heute
öfter
und
öfter,
in
der
Situation
bleiben,
in
die
man
hineingestellt
ist...
man
weiß
sich
zur
Heiligkeit
berufen,
nicht
trotz
Ehe
und
Beruf,
aber
auch
nicht
nur
in
Ehe
und
Beruf,
sondern
durch
Ehe
und
Familie,
durch
Berufsarbeit,
durch
politische,
kulturelle,
wirtschaftliche,
soziale
Arbeit.
Als
religiöse
Menschen
hat
man
die
Heiligkeit
des
großen
Sakramentes,
die
Würde
der
Familie,
den
Adel
des
Leibes,
die
Schönheit
der
Erde
wiederentdeckt.
Man
wendet
sich
der
Natur,
dem
Beruf,
der
Weltarbeit
in
jedem
Sinne
zu
als
Material
der
Spiritualität.
Man
hat
verstanden,
daß
christliches
Leben,
heilige
Gottesliebe
ohne
jede
Einschränkung
in
jedem
Milieu
möglich
ist".
Die
große
Veränderung
der
Katholischen
Kirche,
wie
sie
10
Jahre
später
auf
dem
II.
Vatikanischen
Konzil
zum
Durchbruch
kommt, hat in Bendorf eine ihrer Wurzeln.
Beim
Abriß
und
Neubau
der
Kapelle
sind
viele
junge
Menschen
engagiert,
u.a.
aus
Frankreich,
den
Niederlanden
und
aus
Belgien.
Der
Internationale
Jugendaufbaudienst
kommt
mit
einer
größeren
Gruppe.
Nicht
zufällig
sind
auch
evangelische
Theologiestudenten
mit
dabei.
Die
Kapelle
erhält
den
Namen
"Maria
Frieden".
Noch
während
der
Bauarbeiten
beginnt
die
ehrwürdige
Anna
Heidermanns
täglich
den
Mittagsangelus
zu
läuten,
Ausdruck
der
Kontinuität
und
des
generationenübergreifenden Miteinanders.
Ein
besonderes
und
sehr
kostbares
Geschenk
für
die
neue
Kapelle
ist
eine
alte
russische
Ikone.
Dr.
Lotte
Schiffler
erzählte
die
Geschichte
so:
"In
Stalingrad
brannte
die
russisch
orthodoxe
Kirche
hell.
Der
deutsche
Leutnant
ging
mit
Kameraden
zu
löschen.
Er
war
ein
evangelischer
Pfarrer,
durch
Zwang
im
Militär.
Sie
konnten
löschen.
Der
Pope
brachte
zum
Dank
dem
Leutnant
eine
Rolle
Papier.
Die
Ikone.
Durch
Gefangenschaft
und
Rückzug
brachte
der
Pfarrer
die
Ikone
heim,
brachte
sie
seiner
Frau
mit.
Die
hängte
sie
auf,
in
der
Mitte
der
Familienstube.
Aber
der
Pfarrer,
Freund
von
Manfred
-
(gemeint
ist
der
Franziskaner
Manfred
Hörhammer)
-:
sie
gehört
nicht
zu
mir.
Es
ist
soviel
gebetet,
gesungen,
geweint,
gepriesen
worden
vor
ihren
Augen.
Manfred,
wohin
gehört
sie?
Manfred
kam
und
wußte
den
Platz.
Es
gibt
ein
Tal
im
Wald,
still,
ein
Haus,
kleine
Kirche,
Maria
zum
Frieden.
Darf
ich
sie
dahinbringen,
schenken,
neue
Heimat
finden?
Sein
Pfarrer
-
Freund
verstand
sofort.
Du
sagst:
Jugend
wird
sie
sehen
und
Mütter,
neue
deutsche
Menschen,
neuer
Anfang.
So
brachte
uns
Manfred
die
Ikone.
Ich
war
dabei.
Man
fand
einen
Rahmen
und
einen
Hintergrund.
....
Eines
Tages
kam
ein
Benediktinermönch
aus
Belgien,
aus
seiner
Abtei.
War
es
Chevetogne?
Anneliese
Debray
hielt
ihn
auf:
Sie
arbeiten
mit
der
Ostkirche?
Können
Sie
kyrillisch?
Ja,
er
begann
zu
entziffern.
Jede
Ikone
hat
ihren
besonderen
Namen.
Dieser
Name
steht
hier
oben
am
Rand,
rundum:
Mutter
der
Weisungen
-
Geheimnis
in
Begegnung
-
Unsere
liebe
Frau
vom Frieden".
Die
Ikone
hängt
noch
heute
in
der
Kapelle
des
HDH.
Eine
weitere
Kostbarkeit
ist
der
von
dem
weltweit
berühmten
Künstler
aus
Höhr-Grenzhausen,
Eugen
Keller
(†),
gestaltete
Tabernakel.
Die
Außentüren
sind
einer
jüdischen
Thorarolle
nachempfunden.
Nach
deren
Öffnung
zeigen
sich
die
goldenen
Innentüren,
die
eher
an
einen
Tresor
als
an
einen
sakralen
Behälter
erinnern.
Dahinter
steht
die
Sicht,
dass
Zugang
zum
Christentum
nur
über
das
Judentum
zu
gewinnen
ist
und
das
Christentum
in
seinem
Wesen
keine
neue
Religion
sein
will.
Der
Tabernakel
und
der
dazugehörige
Leuchter
sind
aus
bearbeiteter
Bronze gefertigt.
Anneliese
Debray
baut
rastlos
weiter,
für
den
laufenden
Betrieb
eine
hohe
Belastung.
Das
Annenhaus
wird
für
den
sozialen
Werkdienst
ausgebaut.
Mit
dem
"Blauen
Saal"
entsteht
ein
größerer
Versammlungsraum,
das
Mütterhaus
wird
erweitert,
so
dass
ein
größerer
Speisesaal
gewonnen
wird.
Der
Park
wird
gestaltet.
Aber
das
Bauen
ist
nie
Selbstzweck.
All
die
vielen
Menschen
und
Gruppen,
die
nach
Bendorf
in
das
HDH
kommen,
werden
in
das
Baugeschehen
eingebunden,
fühlen
sich
persönlich
verantwortlich.
Das
HDH
ist
ihr
Haus.
Es
gibt
in
dieser
Zeit
Versuche,
dem
HDH
eine
neue
innere
Struktur
zu
geben.
Ein
Beispiel
ist
die
Michaelsgemeinschaft
-
eine
Vision
von
gemeinsamem
Leben,
Arbeiten
und
Beten.
Eine
Art
"Schwarzes
Kloster"
wie
bei
Martin
Luther
steckt
als
Idee
dahinter.
Aber
diese
Ansätze
kommen
nicht
zum
Tragen.
Vielleicht
lag
es
auch
daran,
dass
Anneliese
Debray
eine
zu
starke
Persönlichkeit
war,
die
sich
letztlich
nie
völlig
einordnen
konnte
und
mit
ihren
ständig
neuen
Ideen
und
Visionen
die
Umwelt
faszinierte
und
doch
auch
überforderte.
Das neue Müttergenesungsheim:
Gussie - Adenauer - Haus
Panoramaaufnahme
des HDH mit dem neu-
erbautem Mütter-
genesungsheim
Am
25.
Mai
1963
kommt
der
Bundeskanzler
Konrad
Adenauer
nach
Bendorf
zur
Einweihung
des
neuen
Müttergenesungsheims
"Gussie
-
Adenauer
-
Haus".
Es
gibt
um
diese
Einweihungsweiher
viele
Geschichten,
denn
es
war
ziemlich
ungewöhnlich,
dass
sich
so
viel
politische
und
kirchliche
Prominenz
zur
Einweihung
eines
Müttergenesungsheims
in
einer
ziemlich
unbedeutenden
Stadt
versammelte.
Eine
Version
lautet
so:
Die
Frauen
um
Anneliese
Debray
wollten
durch
die
Einweihung
die
Idee
der
Müttergenesung
mehr
in
die
Öffentlichkeit
bringen.
Zunächst
wählten
sie
den
Namen
von
Gussie
Adenauer,
der
zweiten
Frau
von
Konrad
Adenauer,
bewußt
aus,
um
ein
Zeichen
zu
setzen.
Konrad
Adenauer
konnte
nur
so
viel
leisten,
weil
ihm
seine
Frau
Gussie
während
der
Rhöndorfer
Zeit
eine
Heimat
bot
und
insgesamt
den
Rücken
frei
hielt.
"Gussie
Adenauer,
Gefährtin
und
Helferin
in
Notzeiten
und
Verfolgung,
als
Bild
der
Ermutigung
für
viele
Mütter,
die
täglich
mit
neuem
Leide
aus
den
Großstädten
zu
uns
kommen",
schrieb
Anneliese
Debray.
Aus
der
Namenswahl
ergab
sich
als
Konsequenz,
den
Bundeskanzler
zur
Einweihung
einzuladen.
Natürlich
kam
eine
freundliche
Absage,
aber
der
Bundeskanzler
wollte
zwei
seiner
Söhne
schicken.
Doch
so
leicht
ließen
sich
die
Bendorfer
Frauen
nicht
abspeisen.
Die
Methode
war
genial.
Sie
baten
den
Ministerpräsidenten,
Dr.
Peter
Altmeier
in
Vertretung
des
Bundeskanzlers
zu
kommen.
Dieser
sah
in
der
Einladung
eine
günstige
Gelegenheit,
sich
gegenüber
Konrad
Adenauer
zu
profilieren.
Mit
der
Zusage
des
Ministerpräsidenten
fühlte
sich
Konrad
Adenauer
zurückgesetzt
und
gab
überraschend
seine
Zusage.
Dann
war
es
nicht
schwer,
die
anderen
nach
Bendorf
zu
holen:
den
Regierungspräsidenten
von
Koblenz,
den
Bischof
von
Trier,
den
Abt
von
Maria
Laach,
den
Landrat,
den
Vorsitzenden
des
Diözesancaritasverbandes,
den
Dompropst
von
Trier
sowie
den
Generalvikar
wie
auch
den
Superintendenten
des
Kirchenkreises
Koblenz
und
den
Ökumenreferenten
der
Rheinischen
Landeskirche.
Am
Stadtrand
von
Bendorf
war
für
einen
Tag
gewissermaßen
die
Welt
zu Hause.
Ehren- Gäste bei der
Einweihung des
Müttergenesungs-
hauses
Ähnlich
abenteuerlich
wie
die
Einweihung
war
die
Baugeschichte.
Am
Ende
des
Wenigerbachtals
gab
es
eine
kleine
Gaststätte
mit
dem
Namen
"Sonnenhof".
Das
Betreiberehepaar
wollte
das
Haus
aufgeben
und
verkaufen.
Es
gab
offensichtlich
mehrere
Angebote.
Als
aber
bekannt
wurde,
dass
ein
Großbetrieb
ein
Erholungshaus
für
seine
Mitarbeiter
einrichten
wolle,
sah
Anneliese
Debray
ihre
ganze
Arbeit
gefährdet.
Noch
lange
Zeit
bekamen
die
leitenden
Beamten
im
Mainzer
Sozialministerium
Alpträume,
wenn
sie
sich
an
das
Bendorfer
Feuerwerk
von
Plänen,
Anträgen
und
Finanzierungsmodellen
erinnerten.
Zunächst
sollte
die
ganze
Jugendarbeit
aus
dem
Komplex
des
HDH
ausgegliedert
werden,
gedacht
war
vor
allem
an
Bildung
und
Ausbildung
von
Mädchen
aus
sozial
schwachen
Familien,
später
an
Maßnahmen
der
Resozialisation.
Zuschüsse
werden
beantragt,
Darlehen
besorgt,
Bettelbriefe
verschickt,
denn
Ideen
sind
da,
aber
kein
Geld.
Als
die
Finanzierung
für
den
Kauf
einigermaßen
gesichert
ist,
wird
die
Katze
aus
dem
Sack
gelassen:
es
soll
ein
neues
Müttergenesungsheim
gebaut
werden
-
modern
mit
Einzelzimmern,
eigener
Physiotherapie,
unter
Einbeziehung
der
schönen
Bendorfer
Umgebung,
mit
neuesten
Therapieansätzen,
ein
Beispiel
weit
über
die
Grenzen
von
Rheinland
-
Pfalz
hinaus.
Anneliese
Debray
setzt
ihre
ganze
Energie
ein.
Für
das
neue
Betten-
und
Therapiehaus
hilft
die
Bundeswehr
bei
den
Bagger-
und
Sprengarbeiten.
Als
Architekt
wird
wieder
Alfons
Leitl
gewonnen.
Eigentlich
fast
nebenbei
und
meist
mit
freiwilligen
Helfern
wird
neben
dem
neuen
Kurheim
eine
alte
Garage
abgerissen
und
eine
große
Halle
gebaut:
als
Gymnastikhalle
"für
Yoga,
Zen
und
Entspannungsübungen,
aber
auch
für
Konzerte,
Feste
aller
Art
und
Gottesdienste
(wenn
die
Kapelle
zu
klein
ist)...."
(A.
Debray).
Offen für die Schwachen - Sozialarbeit
im HDH
Dr. Lotte Schiffler im
Gespräch mit Kerstin
Weber-Fahr
Dr.
Charlotte
Schiffler,
langjährige
Stadtälteste
von
Frankfurt,
und
ehemals
Sekretärin
von
Anna
Vogt,
erzählte
folgende
Geschichte:
"Ich
fuhr
in
Manhattan
mit
dem
Bus
und
setzte
mich
auf
einen
Platz
für
Farbige.
Als
der
Kontrolleur
kam,
sagte
er
zu
mir:
"Only
for
Colours"
(=
nur
für
Farbige).
Da
antworte
ich
ihm:
"Im
Colour"
(=
Ich
bin
eine
Farbige)".
Diese
Geschichte
beschreibt
sehr
gut
die
Sensibilität
der
Bendorfer
Frauengeneration
für
"die
auf
der
Schattenseite
des
Lebens".
Dies
betraf
Menschen
mit
körperlichen
Leiden
(z.B.
Körperbehinderte),
aber
auch
Benachteiligte,
Menschen
nach
Schicksalsschlägen,
Flüchtlinge,
psychisch
oder
seelisch
Kranke,
wie
auch
Menschen,
die
beruflich
in
Schwierigkeiten
geraten
waren.
Manchmal
stöhnten
die
Mitarbeiterinnen
über
die
offenen
Türen,
fühlten
sich
selbst
hintangesetzt.
Aber
die
Türen
blieben
offen.
Für
den
Stil
des
Hauses
war
es
bezeichnend,
dass
es
immer
darum
ging,
die
Beteiligung
am
normalen
Leben
zu
ermöglichen.
Integration
war
in
Bendorf
selbstverständlich,
als
er
noch
in
der
Sozialarbeit
ein
Fremdwort
war.
Inneres
Motiv
der
großen
sozialen
Verantwortung
war
eine
ganz
tiefe
Spiritualität,
der
Glaube
an
einen
uns
alle
liebenden
Gott.
Kurz
vor
ihrem
Tod
schrieb
Anneliese
Debray:
"Im
Hinblick
auf
den
Tod
kam
mir
plötzlich
in
den
Sinn:
wir
gehen
ja
auf
eine
Begegnung
zu.
Er
wartet
-
erwartet
uns
—
und
ich
lebe,
daß
ich
das
nicht
vergesse.
Weihnachten
ist
ein Vorgeschmack des Wiederkommens."
Die
vielfältigen
sozialen
Initiativen
des
HDH
können
hier
nur
sehr
knapp
dargestellt
werden.
Zu
erwähnen
ist
zunächst
der
"Soziale
Werkdienst",
der
an
der
bündischen
Idee
des
freiwilligen
sozialen
Dienstes
anknüpfte.
1947
wurde
der
erste
Kurs
durchgeführt.
24
Mädchen,
meist
Abiturienten,
absolvierten
zur
Vorbereitung
auf
Leben
und
Beruf
ein
soziales
Jahr
in
Bendorf.
In
den
verschiedenen
Bereichen
des
HDH
lernten
die
Mädchen
Kochen,
Backen,
Raumpflege
und
-
gestaltung,
Weben,
Nähen
und
Gartentätigkeiten.
In
Kooperation
mit
dem
Bendorfer
Krankenhaus
und
den
Kirchgemeinden
wurde
auch
die
Hauspflege
einbezogen.
Neben
diesen
praktischen
Lernfeldern
gab
es
eine
umfassende
Lebensbildung.
Mitte
der
50er
Jahre
wurde
das
"Bendorfer
Lehr-
und
Dienstjahr"
eingeführt,
das
es
auch
jüngeren
Mädchen
nach
Abschluss
der
Haupt-
und
Mittelschule
ermöglichte,
ein
soziales
Jahr
zu
absolvieren.
.Ein
Team
von
qualifizierten
Frauen
stellte
sich
als
Lehrkörper
zur
Verfügung.
In
der
Chronik
werden
Agnes
Schweitzer,
Emmy
Schräder,
Margarete
Krömer,
Dr.
Ruth
Nick
und
David
Gathen
genannt.
Durch
die
Genehmigung
der
Bezirksregierung
Koblenz
wird
aus
einem
Modell
eine
"staatlich
genehmigte
Haushaltungsschule".
1957
ist
es
Resi
Bock,
die
für
den
sozialen
Werkdienst
ein
neues
Konzept erarbeitet.
1958
kam
es
durch
die
Vermittlung
von
Regierungsrat
David
Gathen
aus
Mönchen
-
Gladbach
zu
einem
bemerkenswerten
Experiment.
David
Gathen
erwirkte
einen
Forschungsauftrag
des
Kultusministeriums
von
Nordrhein
-
Westfalen,
um
für
30
Pädagogigstudierende
ein
vierwöchiges
Sozialseminar
durchzuführen.
Es
ging
um
die
Frage,
worin
der
soziale
Auftrag
des
Lehrers
als
Volksbildner
bestehe.
Das
HDH
erwies
sich
hierfür
als
idealer
Tagungsort.
Insgesamt
wurden
bis
1961
vier
solche
Kurse
durchgeführt,
die
in
der
Fachliteratur
große Beachtung fanden.
Ein
anderes
Beispiel
für
die
zahlreichen
sozialen
Initiativen
des
HDH
sind
die
therapeutischen
Freizeiten
für
Patienten
und
Pflegepersonal
aus
psychiatrischen
und
forensischen
Anstalten,
die
durch
die
französische
Sozialpädagogin,
Marie
Terese
Fachon,
konzeptionell
und
modellhaft
entwickelt,
wurden.
Sie
hatten
ein
doppeltes
Ziel:
sowohl
kranke
und
forensisch
verwahrte
Menschen
auf
die
Entlassung
in
ein
normales
Leben
vorzubereiten
wie
auch
Weiterbildungsmodelle
für
die
Zusammenarbeit
von
Pflegepersonal
und
Ärzten
zu
entwickeln..
In
Zusammenarbeit
mit
dem
Kuratorium
Deutsche
Altershilfe,
der
Bundesarbeitsgemeinschaft
für
Seniorentanz
und
dem
evangelischen
Erwachsenenbildungswerk
Rheinland
-
Süd
wurden
zahlreiche
Ausbildungskurse
für
Mitarbeiterinnen
in
der
Altenarbeit
konzipiert
und
durchgeführt.
Im
Rahmen
der
Müttergenesung
und
in
Kooperation
mit
dem
Bundesverband
der
St.
Georgspfadfinder
wurde
die
Zielgruppe
der
Mütter
von
behinderten
Söhnen
und
Töchtern
eigens
erfasst.
Bemerkenswert
waren
auch
die
vielfältigen
Angebote
für
die
Kooperation
von
Körperbehinderten
im
Rahmen
des
Deutsch
-
f
ranzösischen
Jugendaustausches
sowie
die
Freizeiten
für
geistig
behinderte
junge Erwachsene.
Bendorf- das offene Haus der Ökumene
Als
Anna
Vogt
das
Sekretariat
des
Jugendbundes
in
das
neue
Haus
in
Bendorf
verlegte,
"begann
sie,
Ostern
als
das
zentrale
Fest
der
Christenheit,
als
die
wichtigste
Botschaft
im
Leben
des
Christen
zum
Mittelpunkt
der
Jugendarbeit
und
des
Lebens
im
HDH
zu
gestalten.
Ostern
war
das
jährliche
große
Treffen
der
Führerschaft
des
Jugendbundes
aus
dem
ungeteilten
Deutschland,
um
die
Kar-
und
Osterliturgie
miteinander
zu
feiern
und
die
Arbeit
des
Bundes zu bedenken". (A. Debray).
In
enger
Zusammenarbeit
mit
dem
Kloster
Maria
Laach
wurde
die
Liturgische
Bewegung,
also
die
Erneuerung
der
Liturgie
in
der
Katholischen
Kirche,
die
Wiederentdeckung
von
alten
Gottesdienstformen
und
die
Neuentwicklung
von
neuen
Elementen,
zu
einem
zentralen
Anliegen
des
Lebens
im
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus.
In
der
neuen
Epoche
kommt
der
ökumenische
Gedanke
dazu.
Hier
spielte
sicherlich
wie
überall
in
Deutschland
eine
große
Rolle,
dass
sich
Christen
und
Christinnen
der
verschiedenen
christlichen
Kirchen
in
den
Jahren
des
Terrors
und
des
Kriegsschreckens
direkt
in
ihrem
Glauben
erlebten.
In
den
Bombennächten
und
im
Schützengraben
wurden
die
tief
verwurzelten
Konfessionsgrenzen
relativiert.
Anneliese
Debray
und
ihre
Freundinnen
wollen
das
HDH
zum
offenen
Haus
der
Ökumene
gestalten.
1968
erfolgen
Verhandlungen
mit
dem
Bistum
Trier,
eine
Mitträgerschaft
beim
HDH
zu
bejahen
und
so
das
Haus
zu
stützen.
Motiv
ist
aber
nicht
der
"Blick
nach
den
Geldtöpfen
des
Bistums"
sondern
der
Gedanke,
mit
Hilfe
des
Bistums
die
Kontakte
zur
Rheinischen
Landeskirche
so
zu
festigen,
dass
sich
beide
Kirchen
gewissermaßen
in
Bendorf
ökumenisch
verpflichten
und
engagieren.
Eigentlich
geht
der
Blick
von
Anneliese
Debray
noch
weiter.
Sie
möchte
das
Erzbistum
Köln,
die
Bistümer
Mainz
und
Limburg
sowie
die
entsprechenden
Evangelischen
Landeskirchen
in
das
Projekt
einbinden.
Manches
gelingt,
manches
erweist
sich
als
Illusion.
Es
wird
ein
Ökumenischer
Beirat
gebildet,
der
sogar
hochkarätig
besetzt
ist.
Neben
dem
Oberkirchenrat
Schroer
von
der
Evangelischen
Kirchenleitung
in
Düsseldorf
sitzt
der
Generalvikar
von
Trier.
Am
1.
Januar
1973
beginnt
Hermann
Denkers
als
evangelischer
Pfarrer
seine
Arbeit
im
HDH
als
Studienleiter
für
die
ökumenische
Erwachsenenbildung,
ein
verheirateter
ehemaliger
Jesuit
übernimmt
einige
Zeit
später
den
katholischen
Part
-
beide
Stellen
von
den
beiden
Kirchen
finanziert.
1977
wird
sogar
der
evangelische
Pfarrer
Horst
Adams
feierlich
in
der
Kapelle
des
HDH
in
seinen
Dienst
eingeführt.
Aber
mit
der
zeitlichen
Entfernung
vom
II.
Vatikanischen
Konzil
reduzieren
sich
auch
die
ökumenischen
Visionen
-
allerdings
nicht
in
der
konkreten
Arbeit,
bei
Seminaren
und
Kursen.
Hier
ist
es
besonders
dem
evangelischen
Erwachsenenbildungswerk
Rheinland
-
Süd
zu
verdanken,
dass
in
Bendorf
Ökumene
alltäglich praktiziert wir
d.
Ortgies Stakemann
Es
ist
vielleicht
typisch
für
den
Geist
im
HDH,
dass
auch
e
v
a
n
g
e
l
i
s
c
h
e
Mitarbeiterinnen
mit
Selbstverständlichkeit
in
Schlüsselpositionen
angestellt
sind.
Unvergessen
bleibt
auch
der
evangelische
Pfarrer,
Ortgies
Stakemann
(†),
der
in
seiner
Bescheidenheit
und
Spiritualität
oft
die
Wogen
glättete.
Wenn
nichts
mehr
lief,
stieg
er
mit
seinem
Holzbein
auf
das
Dach
und
blies
auf
seiner
Trompete
einen
Bachchoral
"Alles wirkliche Leben ist Begegnung"
- der jüdisch - christliche Dialog im
HDH
Rabbi, Lionel Blue
Das
II.
Vatikanische
Konzil
der
Katholischen
Kirche
veränderte
die
theologische
Sicht
des
Judentums
und
ermöglichte
zahlreiche
Korrekturen
einer
langen
Unheilsgeschichte,
in
der
die
Juden
für
die
Christen
einzig
die
Mörder
des
Messias
waren.
Anneliese
Debray
erkannte
in
ihrer
Weitsicht,
dass
es
sehr
konkrete
Schritte
der
Annäherung
bedurfte
und
sie
wollte
unbedingt
zu
den
Pionieren
gehören.
Aufgrund
ihrer
Kontakte
zu
führenden
Vertretern
des
liberalen
Judentums
in
England
holte
sie
1969
mit
einer
Bibelwoche
den
jüdisch
-christlichen
Dialog
nach
Bendorf.
Die
Idee
war
einfach
und
genial:
Christen
lassen
sich
von
Juden
führen,
um
das
Alte
Testament
besser
und
vielleicht
auch
ganz
neu
zu
verstehen.
Die
Vision
wurde
Wirklichkeit.
1973
sagte
Anneliese
Debray
zum
Beginn
der
5.
Jüdisch
-
Christlichen
Bibelwoche:
"Hier
am
Ort
unseres
Treffens
ist
eine
Oase,
von
der
aus
dann
jeder
in
die
Vielfalt
seiner
Pflichten
zurückkehrt
nach
einer
Woche
gemeinsamen
Betens
und
Meditierens,
des
Hinhörens,
was
die
Bibel
uns
wieder
mit
auf
den
Weg
gibt,
den
wir
fegen
wollen,
um
die
Wahrheit
zu
suchen
und
auszuteilen.
Wir
sind
weiter
bemüht,
alle
willkommen
zu
heißen,
von
welcher
Ecke
der
Welt
oder
der
Religion
oder
Meinung
sie
kommen
mögen.
Es
herrscht
ein
offenes
Klima,
in
dem
jeder
seine
Meinung
sagen
kann."
Der
heutige
Direktor
der
jüdischen
Hochschule
"Leo
Baeck"
in
London,
Rabbiner
Dr.
Jonathan
Magonet,
der
neben
seinem
Lehrer,
Rabbiner
Lionel
Blue,
einen
ganz
wichtigen
Anteil
an
der
Kontinuität
und
Weiterentwicklung
der
Bendorfer
Bibelwoche
hatte,
wies
des
öfteren
darauf
hin,
"
daß
in
der
jüdischen
Tradition
der
Exodus
immer
unter
uns
geschieht;
jeder
muß
sich
so
betrachten,
als
ob
er
aus
Ägypten
ausgezogen
ist,
ja
daß
er
selber
aus
Ägypten
auszog."
Und
die
altehrwürdige
Benediktinerin,
Sr.
Oda
Hagemeyer,
schrieb:"
Dasselbe
gilt
ja
auch
für
uns
Christen;
jeder
Christ
weiß
sich
herausgeführt,
aus
der
Finsternis
ins
Licht,
aus
ägyptischer
Gefangenschaft
in
die
Freiheit
der
Kinder
Gottes,
Der
Exodus
ist
und
bleibt
das
zentrale
Thema
jüdischer
und
christlicher
Tradition.
Dies
wurde
von
Anneliese
Debray
durchgehend
mitvertreten,
mitgetragen
und
aufrechterhalten."
Bezeichnend
für
die
Bedeutung
der
Bendorfer
Bibelwoche
ist
ein
Satz
von
Jan
Fuchs,
ein
nach
Manchester
emigrierter
deutscher
Jude:
"
Obwohl
Bendorf
doch
nur
eine
Insel
ist,
hat
mir
diese
Insel
neues
Vertrauen
und
neue
Unbefangenheit
gegeben.
Gelobt
seist
Du
Ewiger,
uns
Gott,
König der Welten."
Prof. Dr. Zwi Weinberg
Der
jüdisch
-
christliche
Dialog,
der
im
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
immer
fester
Bestandteil
seiner
Zielstellung
wurde,
bekam
aber
in
späterer
Zeit
noch
einen
Aspekt
besonderer
Art.
Anneliese
Debray
hat
fast
ausschließlich
zum
liberalen
Judentum
Kontakte,
in
Israel
über
das
Leo
-
Baeck
-
College
in
Haifa,
in
London
über
die
Leo
-
Baeck
-
School.
Sie
kannte
auch
einzelne
orthodoxe
Juden
und
hin
und
wieder
kamen
auch
einzelne
orthodoxe
Christen
nach
Bendorf.
1979
kam
im
Rahmen
des
deutsch
-
israelischen
Jugendaustausches
eine
Gruppe
Studenten
der
Bar
-
Ilan
-
Universität
in
Jerusalem
zu
einem
vierzehntägigen
Seminarprogramm.
Die
Bar
-
Ilan
-
Universität
ist
die
einzige
jüdisch
-
orthodoxe
Universität
in
Israel,
deshalb
waren
die
Studenten
alle
in
die
orthodox
-jüdische
Lebensweise
eingebunden.
Der
israelische
Gruppenbegleiter,
Prof.
Dr.
Zwi
Weinberg
schreibt
später:
"
Bei
Beginn
des
Seminars
stellte
es
sich
heraus
-
für
mich
war
es
keine
Überraschung
-,
daß
die
orthodoxen
Studenten
an
der
Klärung
theologischer
Fragen
in
einem
interkonfessionellen
Gespräch
nicht
interessiert
waren.
So
sah
sich
Anneliese
Debray
vor
eine
Aufgabe
gestellt,
die
sie
mit
außerordentlicher
Geschwindigkeit
löste
und
damit
den
Erfolg
des
Seminars
sicherstellte.
Theologische
Probleme
wurden
abgesetzt
und
durch
andere
Themen
ersetzt.
Die
wechselseitigen
Beziehungen
zwischen
Israel
und
der
Bundesrepublik
wurden
in
den
Vordergrund
gerückt,
bibelexegetische
Themen
....fanden
den
gewünschten
Anklang."
Dies
war
der
Anfang
einer
persönlichen
freundschaftlichen
Hochschätzung
und
der
Beginn
zahlreicher
Kontakte
mit
dem
orthodox - religiösen Judentum.
"Suchet den Frieden und jaget ihm
nach" - das HDH als Kernzelle für
Dialoge und Verständigung
Das Martinshaus
In
einem
Brief
schrieb
Anneliese
Debray:"
Friede
ist
täglich,
stündlich
zu
tun.
Im
Sein
-
wollen
statt
Haben
-
wollen,
in
kleinen
Schritten,
im
Mut
zur
Initiative
und
ohne
Unterlaß.
Wir
brauchen
die
gegenseitige
Ermutigung".
Dieser
Satz
spricht
sehr
gut
die
Vision
aus,
die
sich
durch
Anneliese
Debray
und
ihre
vielen
Freundinnen
und
Freunde
in
aller
Welt
in
die
Mauern
des
Hedwig
-
Dransfeld
-
Hauses
einnistete.
Es
ging
nicht
um
die
"große"
Politik
sondern
um
das
Zusammenführen
von
Menschen,
auch
wenn
sie
unterschiedlicher
Meinung
oder
Lebensauffassung
sind.
Die
jungen
Frauen,
die
von
den
Kriegsjahren
ganz
tief
geprägt
waren,
wollten
bewußt
durch
ihr
eigenes
Leben
einen
Kontrapunkt
gegen
Gewalt,
Hass
und
Völkerfeindschaft
setzen.
Viele
persönliche
Freundschaften
waren
der
Ausgangspunkt
für
den
Aufbau
eines
Netzwerkes
von
internationalen
Beziehungen.
Die
Arbeit
im
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
wurde
von
Jahr
zu
Jahr
weltoffener:
Abbau
von
Vorurteilen
durch
persönliche
Begegnung,
kritische
Aufarbeitung
der
eigenen
Geschichte
mit
den
Augen
des
anderen,
Neuentdeckung
des
Wertes
der
Gastfreundschaft.
Dazu
kam
die
Erkenntnis,
dass
wir
Deutschen
nach
Auschwitz
eine
dienende
Rolle
übernehmen
müssen.
Das
politische
Schicksal,
dass
wir
uns
durch
die
nationalsozialistische
Barbarei
eingehandelt
haben,
verlangt
nach
Wiedergutmachung
durch
Offenheit,
Dienst,
Bescheidenheit,
Verzicht,
Ertragen
von
Vorwürfen
und
Verständnis
für
die
Sorgen
und
Nöte
der
anderen.
Obwohl
das
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
nicht
zu
den
Europahäusern
gehörte,
war
es
durch
und
durch
europäisch.
Es
ist
hier
nicht
der
Raum,
in
das
einzelne
zu
gehen.
Aber
erinnert
werden
soll
an
die
vielen
Begegnungen
und
Seminare
mit
Franzosen,
an
den
intensiv
gepflegten
deutsch
-
israelischen
Jugendaustausch,
an
die
Zusammenarbeit
mit
niederländischen
und
britischen
Sozialeinrichtungen,
an
die
Gastfreundschaft
für
Pax
-
Christi
-
Gruppen,
an
die
frühzeitigen
Kontakte
mit
arabischen
Christen
und
ägyptischen
Studenten,
an
die
internationalen
Frauenseminare.
Es
war
wohl
auch
kein
Zufall,
dass
gerade
im
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
der
deutsche
Fördererverein
für
das
einzige
jüdisch
-
christlich
-
muslimische
Dorf
in
Israel,
Neve
Shalom, gegründet wurde.
Aufgrund
des
internationalen
Gedankens
wurde
1968
bis
1970
ein
neues
Haus
gebaut:
das
Martinshaus.
Der
Name
war
bewußt
gewählt
worden:
Martin
von
Tours,
Martin
Luther,
Martin
Buber,
Martin
Luther
King
und
Martin
Niemöller
wurden
für
das
neue
Haus
als
Schutzheilige
gewählt.
Allein
diese
Idee
ist
immer
noch
grandios.
Auf
dem
Stein
vor
dem
Haus
war
in
17
Sprachen
das
Wort "Frieden" eingemeißelt".
So
wie
in
der
realen
Welt
dieses
"Suchet
den
Frieden,
jaget
ihm
nach"
nicht
immer
nur
Glück
bringt,
so
ging
es
auch
dem
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus.
Der
Gegensatz
von
Wünschen
und
finanziellen
Möglichkeiten
standen
von
Anfang
an
im
Widerspruch,
wurden
aber
schließlich
explosiv
und
führten
ab
1981
zu
einer
neuen
Epoche,
von
der
aber
an
anderer
Stelle
zu
erzählen
wäre.
Doch
es
dürfte
legitim
sein,
die
Zeit
zwischen
1974
und
1981
etwas
genauer
anzuschauen.
Jede
Institution
erlebt
Krisen
ihrer
Identität.
Das
gilt
sowohl
für
die
großen
Staaten
wie
für
die
kleinen
Kegelvereine.
Anneliese
Debray
spürte
sehr
deutlich,
dass
das
HDH
nie
ein
"normales"
Bildungshaus
o.ä.
sein
konnte.
Für
sie
und
ihre
vielen
Freundinnen
und
Freunde
war
die
Frage
nach
"der
inneren
Mitte"
ganz
wichtig.
Dr.
Lotte
Schiffler
drückte
es
in
ihrem
letzten
Interview
vor
ihrem
Tod
so
aus:
"Im
HDH
muss
Gott
geliebt
werden".
Die
Suche
nach
einer
hauseigenen
Spiritualität
war
keine
Randfrage,
sie
bestimmte
zentral
die
Zukunft.
Frau
Schiffler
sagte
mir
einmal
-
und
sie
meinte
das
sehr
ernst
-:
"Es
ist
für
sie
gut,
dass
sie
kein
Direktor
sind;
wie
in
der
alten
Kirche
sind
sie
schlichthin
"Leiter".
Aber
die
Verpflichtung
für
sie
zum
persönlichen
Gebet
in
der
Kapelle
bleibt".
Ich
höre
diese
Worte
noch
heute
in
meinem
Ohr.
Anneliese Debray
Anneliese
Debray
war
irgendwo
in
der
Welt,
da
traf
sie
einen
f
r
a
n
z
ö
s
i
s
c
h
e
n
Benediktinerabt
und
fragte
ihn:
"Haben
Sie
nicht
für
das
HDH
einen
Mönch?"
Der
Abt
war
wie
viele
Kirchenmänner
von
Anneliese
Debray
fasziniert
und
hatte
eine
Idee.
Er
schickte
einen
Laienbruder
(also
einen
Benediktiner,
der
nicht
zum
katholischen
Priester
geweiht
war),
der
schon
lange
in
Deutschland
als
Eremit
leben
wollte.
Frater
Gerard
Daguzan
kam
nach
Bendorf
in
das
HDH.
Wie
seine
spirituellen
Vorfahren
begann
er
sich
zunächst
eine
Klause
zu
bauen:
Oben
auf
dem
Berg,
auf
der
sog.
Apfelwiese,
neben
dem
alten
jüdischen
Friedhof.
Es
war
eine
irre
Geschichte.
Alles
musste
auf
den
Berg
geschleppt
werden,
sogar
die
großen
Betonröhren
für
die
Zisterne.
Die
französische
Sozialarbeiterin
malte
die
Ikone
über
der
Tür.
Ein
riesiger
Schäferhund
wurde
besorgt.
Er
hieß
bezeichnenderweise
"Mephisto".
Bereits
Antonius
in
der
ägyptischen
Wüste
wusste
um
die
Realität
von
Dämonen.
Ane
Maria
Reif,
die
alte
Dame
der
AOK
Mayen,
besorgte
die
Schafe,
die
weißen
Tauben
und
die
Hühner.
Der
Eremit
Gerard
sollte
hoch
oben
auf
dem
Berg
über
das
HDH
wachen.
Abends
um
19
Uhr
warf
er
über
sich
einen
großen
Mantel
und
betete
Tag
für
Tag
in
der
Kapelle
des
HDH
die
Vesper
mit
den
in
das
innere
Herz
gehenden
Melodien
des
französischen
Chorals.
1981
war
diese
spirituelle
Episode
zu
Ende.
Der
Benediktiner
Gerard
hielt
die
Spannung
zwischen
der
Einsamkeit
in
seiner
Klause
oben
auf
dem
Berg
und
dem
Trubel
im
HDH
da
unten
im
Tal
nicht
aus.
Wie
seine
spirituellen
Vorfahren
zog
er
weiter.
Ein
Spaziergang
auf
die
Apfelwiese
lohnt
sich
noch heute.
Es
gibt
noch
eine
Geschichte,
die
sehr
viel
über
die
Bedeutung
des
HDH
aussagt,
auch
wenn
sie
vielleicht
nur
eine
Legende
wäre:
"Eine
Gruppe
Polen
mussten
durch
den
polnischen
Zoll.
Als
sie
nach
ihrem
Reiseziel
gefragt
wurden,
gaben
sie
zur
Antwort:
Wir
wollen
an
den
Rhein
in
ein
deutsches
Bildungszentrum.
Da
winkte
sie
der
polnische
Zöllner
mit
den
Worten
durch:
Da
sie
nach
Bendorf
in
das
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
wollen,
wird
wohl
bei
ihnen
alles
in
Ordnung
sein."
Das
ganz
Besondere
an
dieser
Geschichte:
der
Austausch
mit
polnischen
Familien
geschah
schon
lange
vor
der
politischen
Neuordnung
der
Beziehungen
durch die polnisch - deutschen Verträge.
Maria
Madelaine
Renand,
Professorin
am
Institut
Sainte
Marie
in
Neuilly
(Frankreich)
schrieb
in
ihrem
Nachruf
auf
Anneliese
Debray:
"Wir
haben
eine
Menge
Reisen
miteinander
gemacht.
Ich
habe
Tagungen
und
Feste
in
Bendorf
erlebt.
Wir
hatten
viele
gemeinsame
Freunde
in
Deutschland
und
in
Frankreich.
Wir
hatten
denselben
Wunsch,
den
Frieden
zu
verbreiten,
jede
auf
ihre
Weise,
hauptsächlich
unter
jungen
Menschen.
Wir
hatten
eine
Gemeinschaft,
die für die ganze Welt offen war."
Bendorf, am Fest Allerheiligen 2001
Dieter Kittlauß
Verwendete Quellen:
Postkarten
und
Orginaldokumente
im
Besitz
von
Dieter
Kittlauß
Erläuterungen
von
Peter
Siebenmorgen
zum
Hotel
Villa
Sayn
Peter Pius Ohlig, Heimat in vergangenen Tagen
50
Jahre
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
Bendorf
(Jubiläumsschrift)
Postkarten aus der Sammlung der GGH
HDH Kontakte 1987
© 2019 GGH-Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.
Weihnachten im HDH
mit Menschen aus 16 Nationen
Das
Hedwig
-
Dransfeld
-
Haus
wählte
sich
als
Motto
ein
Wort
des
jüdischen
Religionsphilosophen
Martin
Buber
"Alles
wirkliche
Leben
ist
Begegnung".
Was
Buber
damit
sagen
wollte,
hat
er
an
anderer
Stelle
so
ausgedrückt:
"Gib
und
nimm!
Jeder
Mensch
soll
ein
Spender
und
Empfänger
sein.
Wer
nicht
beides
in
einem
ist,
der
ist
ein
unfruchtbarer
Baum".
In
der
internationalen
Arbeit
des
HDH
spielte
deshalb
immer
die
persönliche
Begegnung
eine
große
Rolle:
die
anderen
kennen
lernen,
Vorurteile
abbauen,
Vertrauen
wachsen
lassen,
Freundschaften
stiften.
Das
hier
ausgewählte
Bild
erläutert
diese
Zielstellung
sehr
gut.
Es
zeigt
einige
Teilnehmende
bei
einer
Freizeit
über
Wochen.
Weihnachten
und
Neujahr,
als
Feste
unserer
christlichen
Tradition
bieten
die
Möglichkeit,
dass
unterschiedliche
Menschen
thematisch
arbeiten,
Gottesdienste
und
Feste
feiern.
Die
Gruppe
umfasste
etwa
40
Personen,
Erwachsene,
Jugendliche
und
Kinder
-
Flüchtlinge
und
Einheimische.
Dankenswerter
Weise
hatten
sich
zwei
deutsche
Ehepaare
die
Zeit
genommen,
die
ganzen
Tage
voll dabei zu sein.
Studentenbegegnungen mit
unterschiedlicher religiöser
Tradition
Im
Rahmen
des
Bundesjugend-
planes
gehörten
Fachseminare
für
Jugendleiter
und
Studenten
zum
Repertoire
des
HDH.
Hier
handelte
es
sich
um
eine
Gruppe
aus
Israel,
um
Angehörige
der
Jugendorganisation
der
National
-
Religiösen
Partei.
Bei
diesem
Programm
kam
erschwerend
hinzu,
dass
die
Lebensbedingungen
der
jüdischen
Orthodoxie
gewährleistet
werden
mussten.
Dies
bedeutete
vor
allem
koschere
Küche
und
Gewährleistung
des
Shabbat.
Das
Foto
dürfte
aus
1980
stammen.
Damals
waren
die
jungen
Israelis
zum
ersten
Mal
im
Ausland
und
kamen
meist
auch
mit
großem
Zögern nach Deutschland.
eine Gruppe ägyptischer
Sozialarbeiter absolviert eine
Studienwoche im HDH
Bereits
in
den
1970
er
Jahren
hatte
das
HDH
Kontakte
zu
Studenten
der
Kairoer
Ingenieurschule.
Hier
auf
dem
Foto
-
10
Jahre
später
-
weilt
im
HDH
eine
Gruppe
Sozialarbeiter
aus
Ägypten,
die
über
den
Internationalen
Jugendaustausch-
und
Besucherdienst
der
Bundesrepublik
Deutschland
(IJAB
Bonn)
nach
Bendorf
vermittelt
waren.
In
dem
sehr
dichten
Programm
wurden
unterschiedliche
Sozial-
und
Jugendeinrichtungen
im
Großraum
Koblenz
-
Neuwied
vorgestellt
und
eine
Übersicht
über
die
Geschichte
und
Gegenwart
des
sogenannten
"Sozialen
Netzes"
gegeben.