Als Bendorf noch ein Grenzort war
Bendorf am Rhein
Aus der Geschichte unserer Heimat
Von Hans Scharfenstein
Alles
andere
als
langweilig
waren
die
Geschicke,
die
unser
Heimatstädtchen
Bendorf
in
seiner
langen
Vergangenheit
erleben
und
bewältigen
mußte.
Daß
"der
Flecken"
auch
viele
Jahre
lang
ein
Ort
war,
der
an
der
Grenze
des
Landes
und
Reiches
lag,
dürfte
vielen
wohl
unbekannt
sein,
ja,
unglaubhaft
erscheinen.
Bendorf
ein
Grenzort?
Unmöglich
wird
sich
mancher
sagen,
mitten
am
Rhein
und
ein
gutes
Stück
von
allen
Nachbarstaaten
entfernt
gelegen.
Und
doch
hat
es
damit
seine
Richtigkeit.
War
es
doch
Bendorf
vorbehalten,
immer
sein
gutes
Teil
der
schicksalhaften
Folgen
mitzubekommen,
welche
"Hohe
Politik"
mit
allen
ihren
Manipulationen,
Ungesetzmäßigkeiten
und
Gebietsannexionen
mit
sich
brachte.
Unsere
Vorfahren
mußten
dabei
manches
erleiden
und
erdulden,
was
den
normalen
Ablauf
des
Alltags
beträchtlich
übertraf
und
damit
manches
schicksalhafte
Ereignis
nach sich zog.
Bei
der
Schilderung
soll
weniger
auf
die
Grenzen
Bendorfs
zur
"Herrschaftlichen
Zeit",
also
im
Mittelalter,
sowie
im
17.
und
18.
Jahrhundert
eingegangen
werden,
als
vielmehr
von
der
Zeit,
als
Bendorf
nassauisch
und
preußisch
war.
Dabei
lag
unser
Heimatstädtchen
einmal
an
der
Grenze
der
deutschen
Lande
und
später
an
der Grenze des Königreichs Preußen.
Eine
Karte
von
dem
Amt
Bendorf;
mit
den
Grenzen
der
umliegenden
Herrschaften
(1780)
Als
Bendorf
noch
"saynisch"
war,
bildete
der
Ort
mit
seiner
ausge-
dehnten
Gemarkung
und
den
großen
Waldungen
die
Grenze
zu
kurtrierischen-,
wiedischen-
und
nassauischen
Landen.
Eine
Kuriosität
bedeutete
damals
die
Tatsache,
daß
Bendorf
saynisch
war,
der
Ort
Sayn
aber,
aus
dem
ja
das
Geschlecht
derer
von
Sayn
stammt,
seit
dem
Tod
Heinrich
IV.
im
Jahre
1606
bereits
kurtrierisch
geworden
war
und
mit
den
Nachfolgern
der
Sayner
Grafen
nichts mehr zu tun hatte.
Bendorf,
damals
als
südlichster
und
einziger
am
Rhein
gelegener
Ort
der
Grafschaften
"Sayn-Altenkirchen"
und
"Sayn-Hachenburg",
erlebte
in
der
Folgezeit
die
seltsamsten
Geschicke.
Durch
Erbfolgen
und
Verkauf
kam
Bendorf
schließlich
im
Jahr
1791
zum
Königreich
Preußen
und
wurde
damit
der
einzige
preußische Ort am ganzen Mittelrhein.
Damals
war
der
Beginn
einer
die
Welt
verändernden
Epoche.
Von
Frankreich
her
strömten
Revolutionsarmeen
ostwärts
und
besetzten
und
annektierten
die
gesamten
linksrheinischen
deutschen
Gebiete.
Für
gut
20
Jahre
waren
dadurch
auch
die
Bendorf
gegenüberliegenden
Orte,
St.
Sebastian,
Kaltenengers
und
Kesselheim,
französisches
Hoheitsgebiet
geworden.
Der
Rhein
bildete
die
Grenze
zwischen
den
deutschen
Kleinstaaten
und
Frankreich.
Bendorf
war
also
zu
einem
Grenzort
avanciert.
In
diesen
turbulenten
Zeiten
blieb
Bendorf
das
Schicksal
vieler
Grenzstädte nicht erspart.
Obwohl
Preußen
sich
neutral
verhielt,
wurde
unser
Heimatort
durch
die
Kämpfe
der
Österreicher
und
ihrer
Verbündeten
gegen
die
Franzosen
oft
in
Mitleidenschaft
gezogen.
Monatelange
Besetzungen
mit
all
ihren
Beschwernissen
waren
an
der
Tagesordnung.
Erinnert
sei
an
die
Geschehnisse
vom
2.
Juli
1796,
als
in
aller
Herrgottsfrühe
die
angreifenden
Franzosen
Bendorf
dreimal
stürmten.
Den
ganzen
Tag
über
tobten
erbitterte
Gefechte
in
der
Bendorfer
Gemarkung
mit
den
Österreichern,
wobei
viele
Soldaten
beider
Seiten
auf
Bendorfer
Boden
ihren
Tod
fanden.
Not
und
Sorgen
sollten
auch
in
den
folgenden
Jahren
nur
allzu
oft
treue
Begleiter
im
Bendorfer
Alltag
werden
und
die
gedeihliche
Entwicklung
sehr
erschweren.
Waren
es
einmal
keine
Kriegsereignisse,
so
waren
öfter
auch
Naturkatastrophen
die
Ursachen
manchen
Rückschlages
im
Leben
der
Gemeinde.
So
brachte
der
Winter
1784/85
für
Bendorf
ein
bitteres
Mißgeschick
mit
sich.
Er
war
so
lang
und
streng,
daß
man
noch
nach
Generationen
von
ihm
sprach.
Dem
eisigen
Frost
fiel
damals
der
gesamte
Weinbau
zum
Opfer.
Die
Rebstöcke
waren
alle
erfroren,
und
damit
war
eine
der
Haupteinnahmequellen
Bendorfs
verlorengegangen.
Wenn
man
sich
heute
vorstellt,
daß
jahrhundertelang
die
Hanglagen
vom
"Rheinnieder"
aus
übers
"Kaltbrennchen,
Horgraben,
die
Rheinhell,
den
Feigen-,
Ohlen-
und
Neuberg",
weiter
über
die
"Vierwinde,
den
Kolben,
Goldberg"
und
große
Teile
der
"Bitz
und
Loh"
mit
Weingärten
bestanden
waren,
so
ist
zu
ermessen,
wie
riesengroß
das
Ausmaß
der
Schäden
war.
Bendorf,
bis
dahin
ein
überall
bekannter
Weinort,
dessen
Handel
sich
bis
zum
Niederrhein
erstreckte,
war
damit
seiner
Grundlage
des
bescheidenen
Wohlstandes
schlagartig
beraubt
worden.
Noch
heute
sind
auf
Bendorfs
Hängen
die
alten
etagen-
und
terrassenförmigen
Weinbergsanlagen
zu
erkennen.
In
diesem
Zusammenhang
darf
auch
erinnert
werden,
daß
zu
allen
Zeiten
in
Bendorf
ein
trinkfestes,
weinfrohes
und
zu
allerlei
Schabernack
und
Späßen
aufgelegtes
Völkchen
wohnte,
das
auch
in
schwerer
Zeiten nie den Humor verlor.
Trotz
der
unsicheren
Zeiten
wurde
manch
Bedeutsames
geschaffen.
So
begannen
1790
die
Katholiken
südlich
an
das
Reichardsmünster
eine
neue
Kirche
anzubauen.
Den
Plan,
die
Kirche
im
Andorf
zu
errichten
(etwa
an
der
heutigen
Poststraße),
ließ
man
fallen.
Als
man
nach
drei
Jahren
das
neue
Gotteshaus
einweihte,
war
damit
zugleich
ein
großer
Teil
der
Spannungen
beseitigt,
die
seit
der
Wegnahme
der
alten
Kirche
im
Jahre
1598
zwischen
Katholiken
und
Evangelischen
bestanden hatten.
Am
meisten
diente
dem
"Konfessionsfrieden",
daß
die
Evangelischen
den
Katholiken
beim
Bau
der
Kirche
halfen.
Ob
draußen
in
den
Steinbrüchen
beim
Schlagen
der
Steine,
beim
Transportieren
derselben
mit
eigenen
Fuhrwerken
oder
am
Bau
selbst,
überall
wurde zugepackt und geholfen.
Bendorf
1776:
St.-Medard-Kirche
(rechts)
mit
Reichardsmünster,
davor
Teil
der
Stadtmauer,
reformierte
Kirche
(links).
Stich
von
Charles
Dupuis
nach
einer
Zeichnung von Johann Junker
Damit
hatten
alle
vier
in
Bendorf
b
e
s
t
e
h
e
n
d
e
n
Religionsgemeinschaften
würdige
Gotteshäuser.
Die
Juden,
von
jeher
in
Bendorf
stark
vertreten
und
als
Händler,
Kaufleute
und
Metzger
gewerblich
tätig,
hatten
sich
im
Judengäßchen
(heute
Spitalgasse)
um
1770
eine
Synagoge
erbaut
und
waren
allezeit
vollintegrierte
Bürger
Bendorfs
gewesen.
Auch
die
Anhänger
des
reformierten
Glaubens
hatten
sich
in
der
Nähe
des
Niederhofs
1773/74
eine
eigene
Kirche
gebaut
und
nannten
sie
die
"Untere
Kirche".
Toleranz
war
damals
kein
leerer
Begriff,
man
respektierte sich gegenseitig.
Seit
1787
war
Johann
Peter
Klein
aus
Deesen
katholischer
Pfarrer
in
Bendorf
und
sollte
es
40
Jahre
lang
bleiben.
Die
evangelischen
Pfarrer
damals
hießen
Winter
und
später
Largard.
Winters
Haus
stand
dort,
wo
sich
jetzt
das
Kaufhaus
BEKA
befindet.
Es
war
über
Generationen
hinweg
im
Besitz
dieser
begüterten
Bürgerfamilie.
Den
wesentlichsten
Aufschwung
Bendorfs
brachte
die
frühe
Industrialisierung
mit
sich.
Unaufhaltsam
entwickelte
sich
der
ehemalige
Weinort
zu
einem
bedeutenden
Industrieort
Unternehmergeist,
gepaart
mit
Schaffensfreude,
hatten
in
steter
Folge
ein
Werk
nach
dem
anderen
entstehen
lassen
und
brachten
damit
"dem
Flecken"
einen
ungeahnten
Aufschwung
und
einen
gewissen
Wohlstand,
der
allen
Bürgern
zugute kam.
Viele
Jahrzehnte
vorher
wurde
auf
der
Vierwinde
und
etwas
später
in
der
Loh
nach
Erz
gegraben
und
in
der
Bendorfer
Hütte
geschmolzen
und
verarbeitet.
Tief
im
Bendorfer
Hinterwald
gelegen,
war
der
uralte
"Steinebrücker-
Hammer"
immer
noch
in
Tätigkeit,
und
man
schürfte
das
Erz
nach
Wie
vor
im
nahegelegenen
Eisenberg.
Die
Transportwege
führten
in
jener
Zeit
noch
durch
das
stille
Josefstal
hinauf,
wo
man
sie
noch
heute
gut
erkennen
kann.
Im
Oberhof
war
die
Steinefabrik
des
Simon
Flohr
schon
lange
in
betrieb,
und
den
Ton
holte
man
sich
im
Gumschlag
in
den
eigenen
Gruben.
Kannen-
und
Pfeifenbäcker
übten
zahlreich
in
Bendorf
ihr
Gewerbe
aus.
Ihre
Brennöfen
standen
damals
etwa
dort,
wo
heute
die
Straße
"Hinterm
Backofen"
herführt.
Diese
und
noch
viele
andere
Gewerbebetriebe,
sowie
ein
starker
Handwerkerstand,
der
in
drei
Zünften
zusammengefaßt
war,
sie
alle
schufen
mit
ihrem
emsigen
Fleiß
die
solide
Basis
für
ein
blühendes und zufriedenes Gemeindeleben.
Allzu
oft
traten
leider
Rückschläge
ein,
deren
Ursachen
mit
den
durch
die
schlimmen
Zeiten
verbundenen
hohen
Abgaben,
Steuern
und
anderen
Belastungen
verbunden
waren.
Bürgermeister
in
kürzeren
Abständen
waren
damals
Heinrich
Maternus,
Jakob
Friedrich
Neuhaus
und
Anton
Kirschhöfer.
Diese
Männer
hatten
es
ausnahmslos
schwer,
sollten
sie
doch
allen
Seiten
gerecht werden.
Als
im
Jahre
1803,
wiederum
durch
hohe
Politik,
Bendorf
nassauisch
wurde,
hoffte
man
auf
bessere
Zeiten.
Tatsächlich
schien
sich
manches
Positive
anzubahnen.
So
erbaute
1804
die
Firma
Remy
und
Hoffmann
am
Eingang
des
Mühlentales
eine
zweite
Eisenhütte,
die
sogenannte
"Obere
Hütte"
(heutige
Schreinerei
Kettemer).
Am
Mühlbach
aufwärts
lagen
damals
auch
noch
die
herrschaftlichen
Bannmühlen,
die
man
als
untere,
mittlere
und
obere
Mühle
bezeichnete.
Bei
der
oberen
handelte
es
sich
um
eine
uralte
Ölmühle,
deren
Reste
man
noch
heute
gegenüber
dem
Haus
"Waldfriede"
im
Großbachtal
erkennen
kann.
Ehrenreich
Kirberger
war
damals
über
Jahrzehnte
lang
der Ölmüller.
Die
mittlere
und
untere
Mühle
waren
Kornmühlen
und
stehen
zum
Teil
heute
noch.
Das
heutige
Hatzmann'sche
Haus
verkörperte
damals
die
mittlere
und
das
Haus
Pook
die
untere
Bannmühle.
Alle
Bürger
Bendorfs
waren
verpflichtet,
auf
diesen
beiden
Mühlen
ihre
Frucht
mahlen
zu
lassen
und
jeder,
der
diesen
herrschaftlichen
Bannbefehlen
zuwiderhandelte,
wurde
mit
empfindlichen
Geldbußen
bestraft.
Ein
großes
Problem
war
damals
der
oft
spärliche
Wasserfluß
des
Bächleins,
besonders
bei
langanhaltenden
Trockenheiten.
Wurden
doch
mit
seinem
Wasser
drei
Mühlräder
und
zwei
Hüttenpochhämmer
in
Tätigkeit
gehalten.
Mancher
Disput
zwischen
Hüttenherrn
und
Müllern
war
die
Folge,
bis
man
sich
so
arrangiert
hatte,
das
jeder
seinen
gleichen
Anteil
von
dem
kostbaren
Naß erhielt.
Am
Hüttenweg
(heutige
Rheinstraße),
"In
den
tiefen
Wiesen",
wurde
von
Remys
ein
großer
Hüttenteich
angelegt,
um
dem
leidigen
Übel,
der
Wassernot,
durch
vorsorgliche
Speicherung
desselben
bei
gutem
Wasserfluß
vorzubeugen.
Der
"Steinebrücker-
Hammer",
immer
noch
in
Hoffmanns
Besitz,
war
1807
von
einem
Freudenberg
aus
Neuwied
gepachtet.
Die
kontinuierliche
Entwicklung
im
Jahre
1807
beweist
nichts
deutlicher
als
die
Tatsache,
daß
von
den
etwa
1500
Einwohnern
Bendorfs
damals
über
80
Handwerksmeister
waren.
Die
Chronistenpflicht
gebietet,
diese
heute
einmal
aufzuführen,
um
deutlich
zu
machen,
daß
viele
dieser
eh-renwerten
Berufe
bei
uns
ausgestorben
sind.
Es
waren
tätig:
5
Wagner,
l
Drechsler,
4
Schreiner,
3
Schlosser,
5
Hufschmiede,
2
Nagelsehmiede,
3
Maurer,
3
Weißbinder,
3
Steindecker,
3
Zimmerleute,
4
Küfer,
l
Sattler,
l
Pfeifenbäcker,
11
Schumacher,
l
Rothgerber,
l
Wollenweber,
2
Strumpfweber,
3
Leinenweber,
3
Hutmacher,
5
Schneider,
3
Metzger,
13
Bäcker und 2 Ziegelbäcker.
Diese
Zahlen
sprechen
für
sich.
Der
Beweis
für
ein
gesundes
Wirtschaftsleben
könnte
nicht
deutlicher
sein.
Die
Landwirtschaft
wurde
in
jener
Zeit
hauptsächlich
in
der
rund
um
Bendorf
gelegenen
Gemarkung
betrieben.
Die
gewaltigen
Acker-
und
Wiesenflächen
des
Langenberges,
der
Loh
und
auf
dem
Schnatz
waren
damals
kaum
bewirtschaftet
worden
und
galten
als
Driesch-
und
Brachland.
Aus
einem
Güterabschätzungsprotokoll
jener
Tage
geht
hervor,
daß
dieses
Land
durchweg
nur
mit
der
Güteklasse
IV
bezeichnet
wurde,
während
die
Äcker
um
den
Ort
in
der
Ebene
die
hervorragenden
Noten
I,
II
und
III
erhielten
und
damit
als
äußerst
fruchtbar galten.
Die
bezeichneten
Brachflächen
blieben
allerdings
nicht
ungenutzt
liegen,
im
Gegenteil,
der
praktische
Erwerbssinn
unserer
Vorfahren
wußte
sie
anderweitig
und
erfolgversprechend
zu
nutzen.
Große
Schafherden
weideten
das
ganze
Jahr
auf
diesen
Gebieten
und
anhand
der
damals
gezahlten
hohen
Steuern
der
Bendorfer
Schäfer
geht
hervor,
daß
Ihr
Beruf
sehr
einträglich
war.
Noch
heute
deutet
der
Walddistrikt
"Im
Schafstall'"
auf
diese
Zeit
hin.
Mittlerweile
schrieb
man
das
Jahr
1810.
Napoleon
überzog
große
Teile
Europas
mit
Krieg.
Viele
rheinische
Fürsten,
unter
Ihnen
auch
unser
Landesherr,
der
Herzog
von
Nassau,
waren
treue
Vasallen
desselben
geworden.
Diese
Umstände
sollten
fürs
Land.
aber
ganz
besonders
auch
wieder
für
Bendorf,
schicksalhafte
Begebenheiten
aller
Art
mit
sich
bringen.
Als
williger
Sollerfüller
der
napoleonischen
Forderungen
blieb
dem
Herzog,
der
seine
Residenz
von
Nassau
nach
Engers
ins
dortige
Schloß
verlegt
hatte,
nichts
anderes
übrig,
als
alles
auf
seine
Untertanen
abzuwälzen.
Das
Dekret
mit
der
Anordnung,
ganze
Jahrgänge
zum
Militärdienst
auszuheben,
um
fortan
als
Soldaten
Napoleons
an
dessen
Feldzügen
überall
teilzunehmen,
war
wohl
das
Schlimmste
von
allem.
Viele
Bendorfer
und
Sayner
kämpften
und
starben
damals
auf
allen
Kriegsschauplätzen,
ob
fern
im
heißen
Spanien
oder
in
Rußlands
Eissteppen.
Hohe
Abgaben,
Einquartierungen
und
Requirierungen
waren
wieder
an
der
Tagesordnung,
und
die
allgemeine
wirtschaftliche
Tendenz
war
stark rückläufig.
Die
Menschen
ersehnten
überall
den
Frieden.
Und
als
der
Stern
Napoleons
1813
endgültig
am
sinken
war,
faßte
man
wieder
Hoffnung.
Ein
untrügliches
Zeichen,
daß
es
dem
Ende
zuging,
war
die
Tatsache,
daß
sich
in
jenem
Sommer
viele
desertierte,
französische
Soldaten
im
Bendorfer
Wald
versteckt
hielten
und
es
deshalb
Bendorfs
Frauen
nicht
wagten,
wie
gewohnt,
in
demselben
nach
Reisig,
Beeren
und
Kräutern
zu
suchen.
Mit
dem
Einmarsch
der
Russen
im
Spätherbst
1813,
die
uns
vom
französischen
Joch
befreiten,
und
deren
Einquartierung
kam
nochmals
eine
große
Belastung
auf
Bendorf
zu.
Mußten
doch
damals
von
Ende
Oktober
an
im
Herzogtum
Nassau
etwa
80
000
Mann
und
30
000
Pferde
mehrere
Monate
lang
von
den Einwohnern ernährt werden.
Im
Schloß
zu
Engers
befand
sich
das
russische
Hauptquartier
und
von
Neuwied
bis
Oberlahnstein
sowie
von
Dierdorf
bis
Montabaur
waren
damals
alle
Orte
mit
starker
russischer
Einquartierung
belegt.
Die
Sorgen
und
Nöte
begannen
von
neuem.
Von
den
Truppen
eingeschleppte
pestartige
Krankheiten
und
Viehseuchen,
der
geringe
Wohlstand
und
die
dahingeschmolzenen
Vorräte
stellte
auch
Bendorfs
Einwohnerschaft
vor
harte
Probleme.
Hatte
doch
jeder
Russe
täglich
das
Recht
auf
eine
Ration
Branntwein,
ferner
zum
Frühstück
Brot,
Butter
oder
Käse,
mittags
auf
Suppe,
Fleisch,
Gemüse,
Brot
und
einen
Schoppen
Bier
sowie
abends
wieder
Suppe,
Brot,
Butter
und
Käse.
Außerdem
zum
Schlafen
einen
Strohsack
und
Decken.
Bevorzugt
wurde
von
ihnen
aber
am
liebsten
Branntwein
und
Speck.
Voll
Verwunderung
beobachteten
damals
die
Bendorfer
die
seltsamen
Sitten
und
Gebräuche
dieses
fremden
Kriegsvolkes.
So
zum
Beispiel
schlugen
sie,
zum
Erstaunen
aller,
beim
trinken
eines
Glases
Schnaps,
jedesmal
das
Kreuzzeichen.
Im
evangelischen
Pfarrhaus,
beim
Pfarrer
Largard,
hatte
sich
ein
Pope,
der
als
Feldgeistlicher
die
russischen
Truppen
betreute,
einquartiert,
und
in
der
evangelischen
Kirche
haben
damals
sicher
für
die
Soldaten
russische
Gottesdienste
stattgefunden.
Auch
für
Pfarrer
Heinrich
Theodor
Ferdinand
Otto,
evangelischer
Pfarrer
in
Bendorf
vom
30.5.1812
bis
19.8.1921,
blieb
diese
Zeit
nicht
in
bester
Erinnerung,
fehlte
doch
plötzlich
aus
dem
Kirchenschatz
eine
wertvolle,
alte,
goldene
Hostienkapsel.
Bei
vorsichtiger
Andeutung
seinem
russischen
Amtsbruder.
gegenüber
vom
Abhandenkommen
des
wertvollen
Gegenstandes,
wies
dieser
entrüstet
jeden
Verdacht
von
sich.
Auch
der
befragte
Bursche
desselben
verneinte
einen
Diebstahl
und
so
blieb
die
Sache
für
immer
unaufgeklärt.
Von
der
Flexibilität
des
Landesherrn
und
seinem
Geschick,
rechtzeitig
die
Seiten
zu
wechseln,
soll
nachstehend
die
Rede
sein.
Mitte
Dezember
erließ
er
Aufrufe
zur
Bildung
einer
nassauischen
Infanterie-
Brigade
von
Freiwilligen,
in
der
Stärke
von
86
Offizieren
und
3620
Soldaten,
die
jetzt
allerdings
gegen
Napoleon
kämpfen
sollten.
Dieser
patriotischen
Aufforderung
folgten
reichlich
Spenden
aus
allen
Kreisen
der
Bevölkerung,
So
wird
berichtet,
daß
die
Bendorfer
Hüttenherren
Remy
und
Hoffmann
913
Taler
stifteten.
Außerdem
meldeten
sich
drei
Söhne
dieser
Familien
freiwillig
zum
berittenen
Jägerkorps
dieser
Brigade,
stellten
ihre
gesamte
Ausrüstung
selbst
und
nahmen
am
Angriff
und
der
Bekämpfung des Feindes teil.
Wie
bekannt,
fand
der
Angriff
in
der
Neujahrsnacht
1813/14
statt.
Weniger
bekannt
aber
war,
daß
Kosaken
von
Bendorf
aus
bereits
am
Tage
zuvor
bei
nebligem
Wetter
zum
feindlichen
Ufer
übergesetzt
waren
und
von
St.
Sebastian
über
Kesselheim
bis
zur
Moselmündung
Erkundungsritte
unternahmen.
Beim
Hauptübergang
am
31.
Dezember
waren
es
die
von
Bendorf
und
Vallendar
zuerst
übergesetzten
russischen
Truppen,
die
schon
um
10
Uhr
abends
Koblenz
angriffen.
Mit
dem
Sieg
der
verbündeten
Armeen
schienen
endlich
wieder
friedliche
und
normale
Zeiten
zu
beginnen.
Aber
schon
1815
mußten
wiederum
viele
Bendorfer,
diesmal
auf
preußischer
Seite
kämpfend,
in
der
denkwürdigen
Schlacht
bei
"Waterloo"
den
ganzen
Schrecken
schlimmster
Kriegsereignisse
kennenlernen.
Beim
anschließenden
"Wiener
Kongreß"
wurde,
neben
vielen
anderen
Orten,
auch
Bendorf
dem
Herzogtum
Nassau
abgesprochen
und
kam
dafür
zum
Königreich
Preußen.
Damit
war
Bendorf
schon
zum
zweitenmal
unter
deren Herrschaft.
Mit
der
Einverleibung
Bendorfs
in
den
preußischen
Staat
entwickelte
sich
in
der
Folge
ein
ruhiges,
gesichertes
Gemeindeleben.
Den
Bürgermeistern
J.
M.
Eylert,
Philipp
Berg,
Jakob
Bender,
Anton
Schmitt
und
Arnold
Schmitzhaus
folgte
nun
Jakob
Andreas
Neizert,
der
einer
Bendorfer
Weinhändlerfamilie
entstammte.
Kaum
begann
man
sich
von
den
Schrecken
der
zurückliegenden
Jahre
zu
erholen,
brachte
eine
Hungersnot
erneutes
Elend
mit
sich.
Die
Ursache
war
eine
verheerende
Mißernte
im
Jahre
1816,
entstanden
durch
dauerndes
kaltes
Regenwetter,
verbunden
mit
frühzeitigem
Schneefall,
der
die
Ernte
unmöglich
machte
und
dadurch
auf
dem
Felde verfaulte.
Eine
empfindliche
Teuerung
war
die
Folge
und
1817
hungerte
das
Volk
durchweg.
Da
auch
kein
Saatgut
vorhanden
war,
griff
Preußen
helfend
ein.
Man
öffnete
die
Getreidemagazine
und
stellte
den
Untertanen
die
Nahrungsmittel
zur
Verfügung,
An
diese
Zeit
erinnern
heute
noch
zwei
Brötchen,
von
Bendorfer
Bäckern
damals
gebacken,
und
eine
Gedenkmünze
in
unserem Museum.
Das
Jahr
1817
brachte
für
Bendorf
auch
manches
Positive
mit
sich.
Zum
300jährigen
Gedenktag
der
Reformation,
der
in
jenem
Jahre
gedacht
wurde,
war
es
ein
Lieblingsplan
des
Königs,
daß
sich
beide
evanglischen
Bekenntnisse
in
seinem
Staat
wieder
vereinigen
sollten.
Dieser
Aufforderung
zur
Union
entsprachen
von
allen
damaligen
Gemeinden
der
Rheinprovinz
zuerst
die
der
lutherischen
und
reformierten
Kirchengemeinden
Bendorfs.
Eine
große
goldene
Erinnerungsmünze
als
Dank
vom
König
erinnert
noch
heute
daran.
Damit
hatte
die
evangelische
Pfarrgemeinde
in
Bendorf
jetzt
zwei
Kirchen
und
hielten
in
Zukunft
ihren
Gottesdienst
zur
Winterzeit
in
der
heizbaren
"Unteren
Kirche"
und
sonst
in
der
andern
ab.
In
dieses
Jahr
fiel
auch
die
Eröffnung
einer
Apotheke
durch
Apotheker
Göbel,
in
welcher
dieser
bis
1855
tätig
war.
Auch
verschiedene
Ärzte,
die
ihre
Praxis
damals
ausübten,
zeugten
vom
Fortschritt
in
Bendorf
auf
allen
Gebieten.
Neben
einem
Chirurg
Haubold
waren
Dr.
Cuno
und
Dr.
de
la
Vigne
jahrzehntelang
als
überall
bekannte
und
beliebte
Ärzte
tätig.
Letzterer
hatte
eine
Winzerstochter
zur
Frau
und
hatte
seine
Praxis in deren elterlichen Haus (Leininger).
Die
interessanteste
Feststellung
bedeutete
aber
die
Tatsache,
daß
Bendorf
nach
wie
vor
ein
Grenzort
war.
Obwohl
der
Rhein
als
Grenze
fortgefallen,
da
die
linksrheinischen
Gebiete
jetzt
zu
Preußen
gehörten,
war
dies
jetzt
in
entgegengesetzter
Richtung,
nämlich
im
Waldrevier
in
Erscheinung
getreten.
Grenzhausen,
Grenzau
und
Nauort
zu
Hessen-
Nassau
und
damit
zum
süddeutschen
Bund
gehörend,
waren
plötzlich
zum
Ausland
geworden
und
die
im
Waldgebiet
verlaufenden
Ortsgrenzen
dieser
Gemeinden
mit
Bendorf
dadurch
Staatsgrenzen geworden.
Diesem
Umstand
trug
Preußen
dadurch
Rechnung,
daß
es
eine
Grenzwache
und
ein
Zollamt
in
Bendorf
stationierte.
Dem
Förster
Johannes
Wittmann
unterstanden
1818
fünf
Wald-
und
Flurschützen.
Mit
Aufmerksamkeit
beobachteten
diese
das
Geschehen
an
dieser
exponierten
Stelle.
Jakob
Sauerborn,
Georg
Hartmann,
Ernst
Kaiser,
David
Maternus
und
Mathias
Ludwig
sind
Namen,
die
heute
noch
in Bendorf geläufig sind.
Um
Einstellung
bei
der
Grenzwache
bewarb
sich
1819
auch
der
Bendorfer
Bergmann
Heinrich
Kortzeborn.
Derselbe
verlor
in
der
Schlacht
bei
Waterloo
ein
Auge
und
konnte
daher
seinen
Beruf
auf
der
Erzgrube
Vierwinde
nicht
mehr
ausüben.
Sein
Gesuch
wurde
aber
abschlägig
beschieden
und
beweist,
daß
der
Dank
des
Vaterlandes
schon
damals
recht
fragwürdig
war.
Wenn
wir
uns
heute
vorstellen,
daß
das
stille
und
verträumte
Klingelbächlein,
hoch
oben
im
Bendorfer
Wald,
damals
eine
scharfbewachte
Grenze
war,
so
ist
das
schon
verwunderlich,
in
jener
Zeit
jedoch
eine
harte
Realität
gewesen.
Das
alte
Preußische
Zollhaus
in
der
Mühlenstraße
In
der
Mühlenstraße,
in
dem
direkt
unter
der
M
ä
d
c
h
e
n
s
c
h
u
l
e
gelegenen
alten
Haus
mit
der
Jahreszahl
1821
an
seiner
Fassade,
befand
sich
in
den
20er
Jahren
ein
Königliches
Nebenzollamt
II.
Klasse.
Zolleinnehmer
Burk
und
die
Zöllner
Richard
und
Dumondt
versahen
dort
ihren
Dienst.
Daß
diese
in
ihrem
Diensteifer
manchmal
übers
Ziel
hinausschossen
und
sich
dadurch
unbeliebt
machten,
soll
nachstehende
Begebenheit
deutlich machen.
Daniel
Himrod
war
damals
Müller
auf
der
unteren
Mühle
und
Peter
Böckling
sein
Mahlknecht.
Als
letzterer
eines
Sommerabends
noch
spät
mit
dem
Fuhrwerk
Mehl
zu
den
Kunden
transportierte
wurde
demselben
von
den
angetrunkenen
Zöllnern
kurzerhand
das
Fuhrwerk
samt
Ladung
beschlagnahmt.
Er
hätte
die
auf
acht
Uhr
abends
festgesetzte
Sperrstunde,
nach
der
sich
kein
Fahrzeug
mehr
außerhalb
des
Orts
befinden
dürfe,
überschritten,
wurde
demselben
klargemacht.
Zusätzlich
müsse
eine Strafe zahlen.
Da
es
noch
einige
Minuten
vor
acht
Uhr
waren,
protestierte
Böckling
gegen
diese
Eigenmächtigkeit
und
instruierte
schleunigst
seinen
Meister.
Als
auch
dieser
heftigen
Protest
einlegte
und
die
Ursache
des
späten
Auslieferns
mit
dem
durch
die
Trockenheit
bedingten
spärlichen
Wasserflusses
des
Mühlbaches
und
dadurch
verbundenen
langsameren
Mahlganges
begründete,
wurde
Himrod
kurzerhand
im
Zollamt
inhaftiert.
Ignoriert
wurden
auch
die
Aussagen
von
drei
Augenzeugen,
die
bekundeten,
daß
sich
das
Geschehen
tatsächlich
vor
der
Sperrstunde
abspielte.
Es
nützt
alles
nichts,
der
Müller
mußte
zahlen
und
die
Bendorfer
erregten
sich
damals
sehr
über
solche
Ungerechtigkeiten.
Die
katholischen
Kinder
Bendorfs
erhielten
1818
eine
neue
größere
Schule.
Die
Pfarrgemeinde
erwarb
von
dem
Händler
Johannes
Christian
Lotz
das
ehemalige
herrschaftliche
Kelterhaus
und
etablierte
in
ihm
die
Schule.
Dieses
Gebäude,
1846
abgebrannt,
stand
an
derselben
Stelle,
auf
der
sich
heute
die
1848
erbaute
Knabenschule
am
Kirchplatz
befindet
Unterricht
erteilten
in
jener
Zeit
die
Lehrer
Jörn, Greb und Kamphausen.
Oft
kam
es
vor,
daß
das
Bächlein,
das
ja
bis
1927
durch
die
Bachstraße
lief,
ehe
es
kanalisiert
wurde,
damals
gründlich
verfärbt
war.
Die
Ursache
waren
Blaudruckbetriebe,
die
in
demselben
ihr
gefärbtes
Zeug
spülten.
Blaudruckmanufakturen
befanden
sich
jahrzehntelang
im
heutigen
Anwesen
Lubens
Richard
und
bei
Günter
Spies.
Die
Färbemeister
waren
Daniel
Rudhardt
und
Joh. Jos. Richarz.
Erholt
hatte
sich
auch
das
Marktleben,
denn
die
13
Vieh-
und
Krammärkte
jedes
Jahr
in
Bendorf
waren
überall
bekannt
und
geschätzt.
Die
Bachstraße,
der
Marktplatz
(heute
Kirchplatz)
und
später
auch
der
Gemeindegarten,
waren
dann
Schauplatz
lebhaften,
emsigen
Handelns
und
mit
lautstarkem Leben erfüllt.
Um
1840
hatte
sich
die
Bevölkerung
gegenüber
der
Jahrhundertwende
fast
verdoppelt
und
betrug
etwa
3000
Einwohner.
Gleichzeitig
weitete
sich
der
Ortskern
nach
allen
Seiten
aus
und
neue
Straßen
und
Baugebiete
entstanden.
Damals
führte
der
Weg
nach
Sayn
noch
über
den
"Alten
Saynerweg",
am
einsam
gelegenen
Sayner
Heiligenhäuschen
vorbei
und
durch
den
Hellenpfad.
Nach
Vallendar
ging
es
nur
den
"Vallerer
Weg"
entlang,
denn
die
Hauptstraße
gab
es
noch
nicht.
Erst
1836
begann
man
vom
"Finklerweg"
aus
mit
dem
Bau
derselben,
kreuzte
die
damalige
"Wegscheid"
(heute
untere
Remystraße)
und
führte
dieselbe
am
"Plenzer"
und
hinter
der
Kirche vorbei in den Ort.
Auf
der
anderen
Stadtseite
wurde
die
Straße
dann
durch
das
Andorf
und
die
Ackerfluren
"Hüttenbaum",
"Steinreusch"
und
"den
Sandstücken"
weitergeführt
und
setzte
sich
auf
Sayner
Gebiet
durchs
"Ackergrün"
und
"am
Silbecher"
vorbei
fort.
Mit
Anlage
dieser
neuen
Straße
begann
sich
langsam
aber
stetig,
eine
bauliche
Entwicklung
außerhalb
des
Fleckens
anzubahnen.
Handlungen,
Geschäfte,
Handwerksbetriebe
und
Fabriken
ließen
sich
längs
derselben
nieder.
Sie
wurde
somit zur neuen Hauptstraße Bendorfs.
Unaufhaltsam
schritt
die
industrielle
Entwicklung
von
Bendorf
vorwärts.
Viele
bedeutende
und
traditionsreiche
Industrieunternehmen
wurden
damals
gegründet
und
fügten
sich
den
bereits
ansässigen
Werken
bei.
So
entstand
1838
in
Rheinnähe
die
Kupferhütte
(heute
Dr.
Otto)
und
am
Hängelbach
die
Lossenshütte
(heute
Concordiahütte).
1842
kam
an
der
Hauptstraße
die
feuerfeste
Steinfabrik
des
Theodor
Neizert
(heute
Didier-Werke)
hinzu.
In
der
Börd
am
Neubergsweg
betrieben
Remy's
damals
eine
Bierbrauerei
und
später
eine
Bleiweiß-
und
Mennigfabrik
(heute
Sanapol).
Cichorienfabriken
der
Gebrüder
Tielemann
sowie
der
Firma
Remy
und
Gräff
rundeten
damals
das
erfreuliche
Bild
vom
blühenden Wirtschaftsleben in Bendorf ab.
Sichtbarer
Fortschritt
war
überall
wahrnehmbar.
So
bestand
bereits
1822
im
"Flecken"
ein
Postamt.
Blum
sowie
Kopp
hießen
ihre
ersten
Vorsteher.
Im
Berghang
"Auf
dem
Kolben"
wurde
1834
ein
der
Entwicklung
Bendorfs
Rechnung
tragender
neuer
Friedhof
angelegt.
Ein
reges
Gesellschaftsleben
durch
Gründung
von
Casino-,
Schützen-
und
Gesangsvereinen
sorgte
schon
zu
damaliger
Zeit
dafür,
daß
die kulturellen Belange nicht zu kurz kamen.
Die
Revo1utionswirren
1848
zeugten
andererseits
mit
ihren
turbulenten
Ereignissen
von
dem
unbeirrbaren
Gerechtigkeitsgefühl,
der
demokratischen
Gesinnung
und
dem
unbändigen
Freiheitswillen
der
damaligen
Bürgerschaft.
Dieses
sollte
keiner
mehr
zu
spüren
bekommen,
als
Johann
Philipp
Verwer
als
Bürgermeister
amtierte.
Durch
sein
autoritäres
Handeln
zog
er
sich
den
Haß
des
größten
Teils
der
Bürger
zu.
Die
Art,
Gegner
seine
Macht
fühlen
zu
lassen
und
sich
in
die
konfessionellen
Streitigkeiten
einzumischen,
erhitzte
damals
derartig
die
Gemüter,
daß
bei
öffentlichen
Protestversammlungen
dessen
Absetzung
fast
einstimmig
gefordert
wurde.
Der
Schrecken
und
die
Bestürzung
über
dieses
Volksbegehren
war
bei
der
Regierung
in
Koblenz
derart
groß,
daß
sie
Verwer
eine
sechs-
bis
zwölfmonatige
Beurlaubung
aus
Gesundheitsgründen
nahelegten,
um
die
Gemüter
zu
beruhigen.
Dieser
legte
dann
sein
Amt
auch
nieder.
Aber
sein
Fall
beschäftigte
die
Behörden
bis
hin
zum
Innenministerium
in
Berlin.
Verwer
versuchte
seine
Unbeliebtheit
bei
den
Bendorfern
damit
zu
bemänteln,
daß
er
vom
Geist
der
Revolution
und
Anarchie,
die
gleich
einer
verheerenden
Seuche
das
Volk
ergriffen
habe,
sprach,
sich
selbst
aber
schuldlos
wußte.
1852,
also
einige
Jahre
nach
diesem
Geschehen,
wurde
eine
äußerst
wichtige
Straße
angelegt,
nämlich
die
heutige
Grenzhäuserstraße.
Diese
führte
seit
Urzeiten
immer
die
steile
Hohl
hinauf
und
über
den
Galgen-
und
Langenberg
auf
den
Westerwald.
In
nassauischer
Zeit
war
wohl
ein
Fahrweg
durch
den
Girstall
bis
zum
Schöllchen,
etwa
heutige
Hühnerfarm
Stein,
angelegt
worden,
den
man
zur
Chaussee
ausbaute.
Diese
führte
man
nun
weiter
durch
die
Distrikte
"sieben
Morgen",
"Attig",
"Süppenkaul",
"stolzen
Nußbaum"
bis
zum
"Stock",
wo
man
auf
den
alten
Grenzhäuserweg
stieß.
Von
dort
setzte
sich
die
neue
Chaussee
auf
der
Trasse
des
alten
Grenzhäuserweges,
längs
der
"Buchhell"'
des
"Krausweges"
und
"an
der
Hand"
weiter
fort,
um
nach
Passieren
der
Walddistrikte
"Gumschlag",
"Buchenbörnchen"
und
"Koppshau",
die
dort
liegende
nassauische
Grenze zu erreichen.
Als
Nutznießer
der
neuen
Grenzhäuser
Straße
waren
damals
Bendorfs
Landwirte
verpflichtet,
eine
gewisse
Zeit
im
Frondienst
beim
Bau
dieser
Straße
mitzuwirken.
Angewiesen
wurden
auch
alle
Anlieger,
am
Straßenrand
Bäume
zu
pflanzen,
um
als
Schattenspender
zu
dienen,
lag
doch
allen
Straßenbauten
damals
eine
gewisse
militärstrategische
Planung
zugrunde.
Viele
dieser
alten
Bäume,
meistens
Äpfel
und
Birnen
tragend,
stehen
heute
noch
und
haben mittlerweile ein Alter von 120 Jahren.
Weitergebaut
wurde
in
den
40er
Jahren
auch
die
neue
Hauptstraße,
sie
führte
von
Sayn
aus
durchs
Sayntal.
Damals
wurde
es
Isenburger
Mühlental
genannt.
Die
Straße
führte
über
Dierdorf
auf
den
hohen
Westerwald.
Sie
wurde
als
Koblenz-
Mindener-
Provinzialstraße
bezeichnet.
Ein
vielbegangener
Weg
war
damals
auch
die
Klappergaß
(heute
Concordiastraße).
Sie
führte
von
der
Engersport
aus
nur
durch
Feld
und
Wiesenland
und
war
noch
von
keiner
Eisenbahnlinie
behindert,
über
die
Langfuhr
geradewegs
zum
Hängelbach
und
über
den
dortigen
Hängelsteg,
einer
alten
kleinen
Holzbrücke,
nach
Mülhofen
und
Engers.
Manches
über
hundertjährige
Haus
beweist
heute,
daß
die
Klappergaß
damals
ein
beliebtes
Baugebiet
war.
Mit
dem
Bau
der
Mülhofener
Hütte
im
Jahre
1856
wurde
auch
die
heutige
Engerserstraße
eine
verkehrsreiche
Strecke.
Erzfuhrwerke
von
der
Grube
"Vierwinde"
pendelten
täglich
von
früh bis spät auf ihr hin und her.
1860/62
wurde
die
Straßenbrücke
über
den
Saynbach
gebaut
(sie
wurde
1909
durch
Hochwasser
zerstört).
Wegen
der
dauernden
Hochwassergefahr
wurde
die
Straße
durch
einen
Damm
höhergelegt.
Auch
wurde
1855
-
60
der
Saynbach
in
sein
heutiges
Bachbett
reguliert.
Bis
dahin
waren
seine
Ufer
unregelmäßig
verlaufen
und
von
Tümpeln
und
Morastflächen
begleitet.
Es
bildete
sich
damals
eine
Genossenschaft
von
48
Anliegern,
die
längs
des
unteren
Saynbaches
(Sayn-Mülhofen)
Grundbesitz
hatten.
Durch
Begradigung
und
Regulierung
des
Gewässers
und
durch
Anlage
von
Dämmen
wurden
damals
87
Morgen
neues
Acker-
und
Wiesenland gewonnen.
Diese
damals
geschaffenen
Werke,
wie
Brücken
und
Straßen,
kommen
der
Entwicklung
heute
zugute.
Es
sind
Zeugen
der
Schaffensfreude
der
Bewohner
und
ihrem
Bemühen
Probleme
tatkräftig
zu
lösen,
um
damit
dem
allgemeinen
Fortschritt
zu
dienen.
So
entstand
1862
durch
die
Initiative
Bendorfer
Bürger
eine
Gasfabrik,
welche
mit
dem
Licht
ihrer
Laternen
fast
hundert
Jahre
lang
unsere
Straßen,
Gassen
und
Wohnungen erhellte.
Mit
der
1848
von
Dr.
Adolf
Albrecht
Erlenmeyer
und
1857
von
Dr.
C.
Brosius
in
Bendorf
gegründeten
Nervenheilanstalten,
denen
sich
später
die
Dr.
Colmant'sche
und
in
Sayn
die
Dr.
Jakoby'sche
Heilanstalt
zugesellten,
sollte
unser
Bendorf
auch
auf
dem
Gebiete
dieses
fachärztlichen
Geschehens bedeutenden Ruf erlangen.
Allzuvieles
wäre
noch
aus
jener
Zeit,
als
Bendorf
noch
ein
Grenzort
war,
zu
berichten.
Aber
lassen
wir
es
bei
dem
Geschilderten
und
schließen
wir
den
Bericht
mit
einem
Geschehnis
jener
Tage,
dessen
Aufzeichnung
wir
Peter
Pius
Ohlig,
dem
verdienten
Bendorfer
Heimatforscher
verdanken,
und
das
ein
so
bezeichnendes
und
situationsgerechtes
Licht
auf
die
damaligen
Verhältnisse wirft.
Wie
berichtet,
waren
damals
mehrere
Straßen
gebaut
worden
und
von
jedem
Fuhrwerk,
welches
dieselben
benutzte,
wurde
ein
sogenanntes
"Chausseegeld"
erhoben.
So
befand
sich
auch
auf
der
Grenzhäuserstraße
um
1860
an
der
Wirtschaft
"Zur
Stadt
Bendorf"
(heute
Metzgerei
Mies),
ein
Schlagbaum,
der
nur
nach
Entrichtung
der
tarifmäßigen
Chausseebenutzungsgebühr
geöffnet
wurde.
Peter
Brost
war
der
Gastwirt
und
mit
der
Erhebung des Chausseegeldes beauftragt.
Er
achtete
scharf
darauf,
daß
ihm
kein
Fuhrwerk
ohne
zu
zahlen
durchschlüpfte.
Trotzdem
passierte
ihm
dies
eines
Tages,
als
er
nachmittags
in
seinem
Hof
beschäftigt
war.
Durch
plötzliches
Pferdegetrappel
und
Wagengerassel
aufmerksam
geworden,
sprang
er
schnell
zur
Haustür
und
sieht
noch,
wie
eine
vierspännige
Chaisse
(Kutsche)
durch
die
Sperre
fuhr.
Vor
dem
Gespann
sprengte
ein
Reiter,
der
eigenmächtig
den
Schlagbaum
geöffnet
hatte.
Wie
der
gute
Peter
Brost
dem
Gefährt
wütend
nachschaute,
kamen
noch
zwei
Beireiter,
und
er
rief
diesen
zu:
"Hürt
emol,
für
euer
Kutsch
muß
Schossigeld
bezahlt
were,
bär
es
dodrenn!"
-
Da
antwortete
ihm
einer
hochnäsig:
"Das
ist
seine
fürstliche
Hoheit.
der
Herzog
von
Nassau"
und
ritt
mit
seinen
Begleiter
weiter.
"Et
Dunnerkeil
noch
emol",
wetterte
Brost,
"dat
wel
ich
doch
mol
siehn, ob dä nix zu bezahle brauch".
Er
zog
rasch
einen
besseren
Rock
an
und
ging,
innerlich
schwer
geladen,
zum
Bürgermeisteramt.
Dort
angekommen,
lud
ihn
der
damalige
Bürgermeister
Franz
Schmitz,
der
mit
der
Einwohnerschaft
stets
in
volkstümlicher
Art
verkehrte,
mit
einer
Handbewegung
ein,
sich
zu
setzen.
"Na,
Peter,
was
gibt's
denn?,
frug
er.
Brost
war
nicht
gerade
auf
den
Kopf
gefallen.
In
der
heiklen
Sache,
die
er
ausfechten
wollte,
hieß
es
diplomatisch
sein
und
nicht
mit
der
Tür
ins
Haus
fallen.
"Ich
han
zunächst
en
Frog
ze
stelle,
Sie
wesse
jo,
Herr
Bürjermeister,
dat
mer
weje
dem
Schossigeld
höllisch
offpasse
muß.
Et
seinerer
emmer
noch,
die
sich
an
demm
Bezahle
vorbeidröcke
wolle.
Ech
well
deshalb
noch
emol
genau
wese,
ob
jedes
Fuhrwerk,
ohne
Ausnahm,
bezahle
muß?".
"Ei,
selbstverständlich",
sagte
der
Bürgermeister.
"Och
jeder
Beamte,
dä
met
em
Fuhrwerk
kimmt?",
fragt
Brost.
"Auch
die",
bekam
er
zur
Antwort.
Brost
fragt
vorsichtig
weiter:
"Och
die
ganz
Huhe,
Herr
Bürjermeister?".
"Ohne
Ausnahme",
antwortete
dieser.
"Dann
verlange
ich,
dat
demm
Herzog
von
Nassau
e
Brodekoll
gemacht
wierd,
denn
dä
es
eijemächtig,
ohne
ze
bezahle,
heut
Nummendag
dorch
die
Schossisperr
gefahre",
sagte
nun
mit
Nachruck Peter Brost.
"Jaaa",
rief
da
gedehnt
der
Bürgermeister,
"lieber
Peter,
in
dem
Fall
bist
du
machtlos,
denn
die
regierenden
Reichsfürsten
sind
davon
frei,
geh
heim
und
trinke
ein
gutes
Schöppchen und sing die Wacht am Rhein."
Durch
den
guten
Rat
des
Bürgermeisters
sind
die
Beziehungen
zwischen
dem
Herzog
von
Nassau
und
dem
preußischen
Gastwirt
und
Chausseegeldeinehmer
Peter
Brost
von
Bendorf
für
spätere
Zeiten
ungetrübt
geblieben.
Mit
dem
Sieg
Preußens
1866
über
Österreich
fielen
dann
endlich
auch
die
innerdeutschen
Grenzen
und
damit
verlor
auch
Bendorf
endgültig
den
Charakter
eines
Grenzortes,
den es fast 70 Jahre innehatte.
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