Die Gastwirtschaft "Zur Neuen Brauerei"
ist Motiv des Festabzeichens 2014 des FBK.
(FBK - Festausschuss Bendorfer Karneval)
von Peter Lindemann
Wie seit einigen Jahren hat der
Festausschuss Bendorfer Karneval (FBK)
auch in diesem Jahr, für die Karneval-
Saison 2014, einen Orden mit dem Motiv
eines geschichtlich interessanten Bauwerks
herausgegeben. So waren in der
Vergangenheit - 2007 = Das Bendorfer
Rathaus; 2008 = Der Römerturm; 2009 =
Die Bendorfer Kirchen; 2010 = Die
Gießhalle der Sayner Hütte; 2011 = Die
Eisenerzröstöfen der Grube Werner; 2012 =
Die alte Gießhalle der ehem.
Concordiahütte; 2013 = Das Hafenamt
(Schlackenhotel), die Ordensmotive.
Für die Saison 2014 wurde als Motiv die
ehemalige Gastwirtschaft "Zur Neuen
Brauerei" gewählt.
Das Haus "Neue
Brauerei" als
Karnevalsorden
Ein Haus mit Geschichte und
Geschichten
Auf
der
Vorderseite
des
Büffetschranks
ist
hoch
oben
die
Jahreszahl
1908
eingeschnitzt.
Es
ist
ein
altes
und
stilvolles
Büffet,
wie
so
vieles
im
Gastraum
des
Bendorfer
Lokals
"Zur
Neuen
Brauerei"
alt
und
stilvoll
ist.
Bis
2009
wurden
hier
von
der
langjährigen
und
letzten
Wirtin
Brunhilde
Sehrig
Bier,
Wein
und
andere
Getränke
an
Stammgäste
und
Laufkundschaft
ausgeschenkt.
Seitdem
scheint
die
Zeit
stehen
geblieben
zu
sein.
Und
doch
macht
der
noch
immer
gepflegte
Gastraum
den
Eindruck,
als
ob
er
jederzeit
bereit
sei,
wieder
Gäste
zu
empfangen,
die
sich,
wie
Generationen
zuvor,
hier
treffen
könnten.
Am
Stammtisch
zum
Beispiel
-
zum
Kartenspiel,
zum
gemütlichem
Tratsch
und
Klatsch
oder
zum
Erzählen
von
Geschichten,
wie
sie
das
Gasthaus
wohl
schon hunderte Mal gehört hat.
Jahreszahl am Büffet
Um
die
Wende
des
19./20.
Jahrhunderts
wird
das
Haus
erbaut
worden
sein,
wohl
einige
Jahre
früher,
bevor
das
Büffet
mit
der
Jahreszahl
1908
aufgestellt
wurde.
Ein
Matthias
Loser
hatte
es
seinerzeit
errichtet,
nachdem
die
Brauerei
Hünermann
ihren
Standort
nach
hier,
auf
die
gegenüberliegende
Straßenseite,
genau
auf
die
Grenze
zwischen
Bendorf
und
Sayn
verlegt
hatte.
Am
einstigen
Standort,
nur
einige
100
Meter
weit
von
hier
entfernt,
erinnert
aber
noch
heute
das
Gasthaus
"Zur
Alten
Brauerei"
an
die
frühere
und
schon
lange
geschlossene Braustätte in Sayn.
Es
war
ein
sehr
schmuckes
Haus
gewesen,
an
dem
inzwischen
aber
der
Zahn
der
Zeit
genagt
hat.
Vor
allem
aber
die
Einwirkungen
des
Zweiten
Weltkriegs
hatten
böse
Zerstörungen
angerichtet.
Brunhilde
und
Maria
Sehrig,
die
beide
zeitlebens
darin
wohnten
und
auch
heute
noch
darin
leben,
können
sich
noch
gut
daran
erinnern,
wie
es
amerikanische
Soldaten
kurz
vor
dem
Ende
des
verheerenden
Zweiten
Weltkrieges
als
Zielscheibe
benutzten.
Dem
Artilleriefeuer
fielen
nicht
nur
die
herrlichen
Ziergiebel
und
der
beeindruckende
Balkon
zum
Opfer,
sondern
auch
im
Inneren
richtete es schwere Schäden an.
Und
doch
musste
man
noch
von
Glück
sprechen,
denn
das
Haus
barg
seinerzeit
ein
gefährliches
Geheimnis.
Die
deutsche
Wehrmacht,
die
das
Haus
schon
lange
zuvor
beschlagnahmt
und
im
Erdgeschoss
unter
der
Bezeichnung
"Meldekopf
Heilmann"
eine
Zahlstelle
eingerichtet
hatte,
lagerte
im
Keller
kistenweise
Handgranaten
und
Tellerminen
ein.
So
hätte
ein
Bombentreffer
wahrscheinlich
eine
unvorstellbare
Katastrophe
ausgelöst.
Zu
diesem
Zeitpunkt
aber
hatte
sich
die
Wehrmacht
schon
aus
Bendorf
in
Richtung
Westerwald
zurückgezogen.
Nicht
ausgeschlossen,
dass
sich
die
zurückweichenden
Soldaten
vor
der
unglückseligen
Sprengung
der
Saynbachbrücke,
bei
der
auch
das
Schloss
zerstört
wurde,
das
nötige
Sprengmaterial
aus
dem
Haus
der
Sehrigs
geholt
hatten,
ehe
es
dann
von
den
Amerikanern
geräumt
wurde.
Büffet
Matthias
Loser,
der
1939
verstorben
war,
hatte
das
Haus
nach
dem
1.
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,
nachdem
die
Amerikaner
es
bereits
damals
erstmals
besetzt
hatten,
an
den
Großvater
der
Geschwister
Sehrig
verkauft.
Von
ihm
ging
es
dann
auf
Theodor
Sehrig
über,
der
als
Maschinenbauer
selbst
wenig
Interesse
an
der
Gastwirtschaft
mit
Gästezimmern
hatte
und
die
Leitung
seiner
Ehefrau
überließ.
In
der
Zeit,
in
der
Brunhilde
und
Maria
Sehrig
aufwuchsen,
erlebte
das
Haus
eine
große
Blüte
und
beschäftigte
mehrere
Hausangestellte.
Und
es
kamen
illustre
Gäste
in
großer
Zahl,
viele
mit Rang und Namen.
Theodor
war
ein
heller
Kopf,
aber
unruhiger
Geist,
der
auch
schon
mal
verärgert
die
Stelle
wechselte,
wenn
er
seine
Ideen
nicht
durchsetzen
konnte.
Und
er
war
auf
die
Nationalsozialisten
nicht
gut
zu
sprechen,
was
Folgen
hatte.
Eines
Nachts
floh
er,
als
er
mit
seiner
Verhaftung
durch
die
Gestapo
und
einer
Internierung
rechnen
musste,
klammheimlich
nach
Köln,
wo
er
sich
erfolgreich
versteckt
hielt.
Mehrfach
gelang
es
ihm
sogar,
die
Familie
zu
besuchen,
indem
er,
in
Güterzügen
versteckt,
nach
Sayn und zurück reiste.
Während
der
Beschlagnahmung
des
Hauses
im
Krieg,
so
erinnert
sich
Maria
Sehrig,
durfte
die
Familie,
die
Räumlichkeiten
der
rund
20
deutschen
Offiziere
nicht
betreten.
"Nur
ich
durfte
täglich
eine
Stunde
lang
auf
meinem geliebten Klavier spielen".
Nach
dem
Krieg
führten
die
Eltern
die
Gastwirtschaft,
die
in
den
zurückliegenden
Jahren
zeitweise
verpachtet
war,
wieder
selbst.
Vater
Theodor
reiste
indessen
zweimal
nach
Amerika,
um
dort
sein
Glück
zu
machen.
Aber
jedesmal
setzte
ihm
das
Heimweh
so
zu,
dass
er
wieder
nach
Hause,
nach Bendorf zurückkehrte.
Das Haus heute
1974
übernahm
Brunhilde
Sehrig
die
Wirtschaft.
Über
Jahrzehnte
gingen
hier
die
Mitarbeiter
der
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Handwerks-
und
Industriebetriebe
ein
und
aus.
Familien,
Freundeskreise,
Vereine
und
Firmenbelegschaften
feierten
hier
die
unterschiedlichsten
Feste.
Das
Gasthaus
"Zur
Neuen
Brauerei"
war
ein
beliebter
Treffpunkt
für
Jung
und
Alt,
für
Einheimische
und Fremde.
In
dem
Haus
komponierte
und
spielte
Maria
Sehrig
zahllose
ihrer
Werke,
die
von
hier
aus
hinaus
in
die
Welt
gingen.
Ungezählte
Schülerinnen
und
Schüler
lernten
hier
das
Klavierspiel,
mal
mit
mehr,
mal
mit
weniger
persönlichem
Engagement
und
Ehrgeiz.
Und
auch
heute
ist
die
Komponistin
und
Pianistin
noch
erstaunlich
aktiv.
Dieses
Haus
könnte
noch
unendlich
mehr
erzählen,
ganze
Bücher
ließen
sich
mit
unterhaltsamen,
traurigen
und
spannenden
Geschichten
füllen.
Heute
ist
es
eher
still
und
behält
die
Dinge,
die
es
gesehen, gehört und miterlebt hat, für sich.
© 2019 GGH-Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.
Rathaus
Römerturm
Kirchen
Sayner Hütte
Röstöfen
Concordiahütte
Schlackenhotel