Der Römerturm
auf dem Pulverberg
von Werner Kutsche
"Um diese Zeit ließ er in zahlreichen
Landschaften, in denen Barbaren nicht
durch Flüsse, sondern durch Grenzwälle
von uns geschieden waren, mächtige
Baumstämme als einen mauerartigen Zaun
tief in den Erdboden einrammen und
miteinander verbinden und errichtete so
eine Scheide zwischen uns und den
Barbaren".
Scriptores Historiae Augustae (römische
Kaiserbiographie)
Diese
Zeilen
beziehen
sich
auf
die
Zeit
des
Caesars
Hadrian,
als
er
die
germanischen
Provinzen, vermutlich um 121 bereiste.
Hervorgegangen
aus
Trampelpfaden,
die
von
römischen
Legionären
in
den
bis
dato
Limes
und
Römerturm
germanischen
Boden,
auf
ihrem
Streifengang
durch
das
neu
eroberte
Gebiet
rechts
des
Rheines
getreten
wurden,
entstand
im
Laufe
der
Zeit
eine
Schneise,
um
schließlich
ein
Weg
zu
werden.
Die
dauernden
Kämpfe
und
Bedrohung
durch
die
anwohnenden
kriegerischen
Germanenstämme
brachte
die
Römer
dazu,
entlang
dieses
Weges,
Befestigungen
zum
Schutz
des
Hinterlandes
zu
errichten.
Limes
-
ursprünglich
eine
Bezeichnung
für
eine
Grenze,
Feldrain,
Weg,
oder
Scheide
-
wurde
somit
zu
einem
Synonym
für
die
uns
bekannte
Grenzbefestigung
des
römischen
Imperiums.
Nachdem
germanische
Stämme
den
Limes
in
kriegerischen
Aktionen
in
den
Jahren
259-260
überrannt
hatten,
zogen
sich
die
Römer
hinter
den
Rhein
zurück.
Der
Limes,
der
bis
dahin
das
militärische
Schutzschild
des
Imperiums
gebildet
hatte,verfiel.
Der
von
den
Römern
in
unserem
Gebiet
errichtete
Limes
ist,
besonders
im
Bendorfer
Stadtwald,
in
seinem
Verlauf,
durch
Wall
und
Graben
und
durch
die
auch
heute
noch
vorhandenen
Schutthügel
der
Wachttürme,
auch
für
das
Auge
des
ungeübten Laien, noch gut zu erkennen.
Die
für
Bendorf
und
Sayn
ersten
archäologischen
Beobachtungen
römischer
Bautätigkeit
sind
durch
einen
Sayner
niedergeschrieben
worden.
Der
Sayner
Freiherr
Johann
Philipp
von
Reiffenberg
berichte
in
seinem
1684
erschienenen
Buch
"Antiquitates
Sayensis"
von
den
römischen
Ruinen und über den "Heydengraben".
F
u
n
d
a
m
e
n
t
r
e
s
t
e
eines
römischen
Wachtturms
Ende
des
vorigen
J
a
h
r
h
u
n
d
e
r
t
s
,
genau
gesagt
am
6./7.
Juni
1892
wurde
in
Heidelberg
die
Reichslimes-
Kommission
gegründet.
Ziel
der
Kommission
war
es
den
genauen
Verlauf
des
Limes
mit
allen
Kastellen
und
Wachttürmen
zu
erforschen.
Dieser
Kommission
gehörten
namhafte
Wissenschaftler
an.
Ins
Leben
gerufen
hatte
sie
der
berühmte
Historiker
Theodor
Mommsen
und
fand,
da
ihr
selbst
der
Kaiser
wohlwollend
gegenüberstand,
breite
Unterstützung
in
der
Gesellschaft.
Durch
die
von
einer
großen
Publizität
begleiteten
Arbeit
der
Reichslimes-
Kommission
wurde
damals
vielen
Menschen
erstmals
die
geschichtliche Bedeutung des Limes bewußt.
Sayn
war
damals
eine
bekannte
Sommerfrische
(Luftkurort)
und
beherbergte
viele
an
der
Geschichte
interessierte
Kurgäste
(weil;
besser
Gebildete)
Diese
nahmen
regen
Anteil
an
dem
Geschehen
um
die
Erforschung
des,
durch
die
Sayner
Gemarkung
führenden,
Limes.
Einheimische,
Kurgäste
und
in
Sayn
logierende
wissenschaftliche
Mitarbeiter
der
Reichslimes-
Kommission
kamen
in
näheren
Kontakt.
Zur
Förderung
des
Fremdenverkehrs
kam,
durch
persönliche
Verbindung
einiger
Sayner
Bürger
mit
dem
Kommissionsmitglied,
dem
Historiker
und
Archäologen
Geheimrat
Prof.
Dr.
Loeschke
(Streckenkommissar
für
die
ersten
3
Teilstrecken
=
Rheinbrohl
bis
zur
Lahn)
aus
Bonn,
die
Anregung
zum
Nachbau
eines
Wachturms
auf
dem,
zur
Sayner
Gemarkung
gehörigen, Pulverberg.
Der
Bau
entstand
neben
den
Fundamentmauern
eines
in
exponierter
Lage,
mit
herrlicher
Aussicht
über
das
Neuwieder
Becken
und
den
angrenzenden
Westerwaldhöhen,
gelegenen
Wachtturms
unter
der
Federführung
des
Sayner
Verkehrs- und Verschönerungsvereins.
Am
29.Juni
1912
wurde
dieser
Turm
in
einer
großen Festveranstaltung eingeweiht.
(
Link
zum
Wortlaut
der
Fest-Rede
des
Geheimrats Prof. Dr. Loeschke)
Neben
dem
Turm
selbst
wurde
auch
ein
Stück
des
Wall-
und
Grabensystems
mit
der
vorgesetzten
Palisade
rekonstruiert.
Da
damals
wie
auch
heute
noch
keine
gesicherten
Erkenntnisse
über
die
Bauweise
römischer
Wachttürme
vorlagen,
mußte
man
sich
bei
dem
Versuch
einer
Rekonstruktion
mit
der
Abbildung
eines
Wachtturmes
auf
der Traianssäule in Rom begnügen.
rekonstruierter "Römerturm" und Limes
Bei
dieser
Feier
wurde
unter
andern,
besonders
Herrn
Krupp
von
Bohlen
und
Halbach
für
großzügige
Spenden
gedankt.
Zum
besseren
Verständnis
weshalb
sich
Krupp
so
engagierte;
die
Firma
Krupp
war
Eigentümer
von
Hüttenwerken
und
Eisenerzgruben
in
Bendorf
und
in
der
damals
noch
selbständigen
Gemeinde
Sayn-
Mülhofen.
In
Sayn
hatte
die
Firma
Krupp
ein
großes
Erholungsheim
für
ihre
Angestellten
des
Konzerns
(Beamten)
eingerichtet.
Ganz
in
der
Nähe,
in
Isenburg
im
Sayntal,
hatte
Krupp
ein
großes
Jagdrevier
mit
einem
Jagdschloß.
Anmerkung:
Nachdem
der
"Römerturm"
und
die
Rekonstruktion
von
Wall
und
Graben)
2
Weltkriege
und
insgesamt
86
Jahre
überstanden
hatte
war
der
bauliche
Zustand
nicht
mehr
der
Beste.
Die
Anlage
wurde
unter
der
wissenschaftlichen
Betreuung
des
Amtes
für
Archäologische
Bodendenkmal-
pflege
des
Landes
Rheinland-
Pfalz
wieder
neu hergerichtet.
© 2019 GGH-Gesellschaft für Geschichte und Heimatkunde von Bendorf und Umgebung e.V.